"Brauchen eine neue Gründerzeit"

Manfred Juraczka will einen eigenen Ordnungsdienst für die Stadt, die die Polizei entlastet.
Statt Radwege anzumalen, soll die Stadt Hightech-Firmen anlocken, fordert ÖVP-Chef Juraczka.

Wenig überraschend, dafür umso früher hat die Wiener ÖVP am Mittwochabend Manfred Juraczka einstimmig zum Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl 2015 gekürt. Nach der historischen Wahlschlappe 2010 wartet nächstes Jahr gefährliche Konkurrenz durch die Neos.

KURIER: Warum ist Manfred Juraczka der ideale Kandidat, um die Wiener VP aus ihrem Tief mit knapp 14 Prozent zu führen?

Manfred Juraczka: Ich bin in der Politik, weil ich aktiv gestalten möchte. Ich möchte aufzeigen, dass es eine Alternative zu Rot-Grün gibt. Diese Stadt muss wie ein erfolgreiches Unternehmen effizient, professionell und transparent gemanagt werden. Bei Rot-Grün hingegen liegen die Prioritäten bei Kleinigkeiten wie die Farbe von Radwegen. Auf Kosten dieser Klientelpolitik werden die wesentlichen Themen vernachlässigt.

Und was sind Ihre Alternativen zu Rot-Grün?

Eines vorweg: Es ist eine Chuzpe, wenn Bürgermeister Michael Häupl Medien gegenüber die aktuelle Rekord-Arbeitslosigkeit und -Verschuldung als "läppisch" bezeichnet. Gerade für einen Sozialdemokraten darf so eine Entwicklung nicht Nebensache sein. Wir brauchen eine neue Gründerzeit. Wir müssen die boomenden Branchen nach Wien holen. Etwa den Bereich der 3-D-Drucker. Hier gibt es enorme Wachstumszahlen. Die Unternehmen sitzen aber in den USA oder Fernost und haben oft noch keine Mitteleuropa-Zentralen. Auf die müssen wir aktiv zugehen, um die müssen wir buhlen. Die Ecoplus in NÖ etwa macht das viel besser als Wien.

Sehen Sie in Wien auch Sparpotenziale, etwa durch Privatisierungen in der Wien Holding?

Da die Wien Holding derzeit so intransparent ist, müsste man sich das in einem ersten Schritt genau ansehen und durchforsten. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich eine Stadtregierung auf ihre Kernkompetenzen fokussieren muss. Der Bereich der unmittelbaren Daseinsvorsorge wie Wasser, Kanal und Ähnliches muss aber von Privatisierungen ausgeschlossen sein.

Mit den Neos ist Ihnen in Wien eine starke Konkurrenz erwachsen. Wie wollen Sie das Abwandern der bürgerlich-liberalen Wählerschicht verhindern?

Wir bieten klare Alternativen an. Von Inhalten der Wiener Neos hab ich noch nichts gehört. Dabei sind sie ja auch nicht mehr ganz taufrisch. Pink ist durchaus eine Modefarbe im politischen Geschehen, weil sie neu und unverbraucht ist. Aber schwarz bleibt immer in Mode. Das hat schon Karl Lagerfeld gewusst.

Sie haben Mittwoch im Vorstand beschlossen, dass künftig bei der Nominierung von Wahl-Kandidaten die Qualifikation und nicht die Zugehörigkeit zu einer Teilorganisation zählt. Wie wollen Sie das in der Praxis durchsetzen?

Wir werden die Liste für die Wahl 2015 zeitgerecht erstellen, das wird die Probe aufs Exempel sein. In Kenntnis meiner Partei war das ein mutiger Schritt. Ich kann der Bundespartei nur empfehlen, uns zu folgen.

Welches Wahlziel setzen Sie sich?

Unser Ergebnis von 2010 muss das Allzeit-Tief gewesen sein. Ich bin zuversichtlich, dass das bürgerliche Wien größer ist als die 13,9 Prozent, die wir damals erreicht haben.

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