Fünf Tote bei Brand in ehemaliger Mostschenke

Einsatzkräfte am Brandort.
Zwei der Opfer waren offenbar junge Männer um die 20 Jahre.

Ein Brand mit fürchterlichen Folgen löste in der Nacht auf Freitag einen Großeinsatz der Wiener Feuerwehr aus. Das tatsächliche Ausmaß erkannten die Einsatzkräfte erst, als die Flammen gelöscht waren. Unter den Holz- und Mauertrümmern des bis auf die Grundmauern niedergebrannten Wirtshauses fanden die Helfer fünf verkohlte Leichen.

Am Donnerstagabend gegen 21.35 Uhr schlugen mehrere Zeugen Alarm: Auf dem Erholungsgebiet in Oberlaa (Favoriten), nahe der Therme, brannte ein verlassenes Gasthaus. Die Flammen schlugen meterhoch aus dem hölzernen Dachstuhl. Als die rund 60 Feuerwehrmänner am Brandort ankamen, stand die ehemalige Mostschenke bereits in Vollbrand.

Doch die Löscharbeiten verzögerten sich. „Wir mussten zuerst eine etwa 300 Meter lange Löschleitung von der Straße in das Areal legen“, erklärt Feuerwehrsprecher Gerald Schimpf. Als es „Brand aus“ hieß, war das Gebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Bei der Begehung der Ruine stießen die Einsatzkräfte dann auf die fünf Leichen.

Fünf Tote bei Brand in ehemaliger Mostschenke
ABD0012_20151002 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA0068 VOM 2.10.2015 - Die Brandstelle aufgenommen am Freitag, 2. Oktober 2015, in Wien-Favoriten. Nach einem Brand in einem leer stehenden Lokal, der ehemaligen Mostschenke, wurden fünf bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Leichen entdeckt. - FOTO: APA/HERBERT P.OCZERET

Opfer Flüchtlinge?

„Die genaue Identifizierung wird wahrscheinlich nur über Knochen-Analysen durchgeführt werden können. Das kann Monate dauern“, vermutet Polizeisprecher Paul Eidenberger. Selbst wenn die Opfer Papiere mitgehabt hätten, wären diese verbrannt.

Am Freitagnachmittag konnten aber zumindest bei zwei der Leichen erste Erkenntnisse gewonnen werden. Laut Gerichtsmedizinern handelt es sich um zwei Männer im Alter zwischen 17 und 25 Jahren. Gesichert scheint, dass sie vor Ausbruch des Feuers noch am Leben waren. Die Ärzte fanden keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod.

Unklar ist, ob es sich bei den Opfern etwa um Obdachlose oder Flüchtlinge handelt. Nachbarn sprachen wiederum davon, dass in dem verlassenen Lokal öfter Jugendliche gefeiert hätten.

Fünf Tote bei Brand in ehemaliger Mostschenke
Die Brandstelle in Wien-Favoriten

Aufruf

Bei der Polizei wollte man keine Vermutungen anstellen. „Das Landeskriminalamt geht nun alle Vermisstenmeldungen durch und das sind sehr viele“, sagt Eidenberger. Fest steht, dass die Opfer in einem Raum waren, der etwa zehn Quadratmeter groß ist. Die Kriminalisten bitten jedenfalls um Hinweise zu Personen, die sich öfter im Bereich der Mostschenke am Rande des Kurparks aufgehalten haben könnten.

Das niedergebrannte Gebäude gehört dem Stadtgartenamt (MA 42) und war jahrelang bis zum Sommer an einen Gastronomen verpachtet. Nach dem Tod des Betreibers wurde der Pachtvertrag aufgelöst. Über Wien hinaus war der Wirt auch wegen seines Streichelzoos – ein beliebtes Ausflugsziel –bekannt.

„Zuerst sperrt der Streichelzoo zu und jetzt ist das Wirtshaus abgebrannt. Ich war oft mit der Familie hier. Die Kinder haben es geliebt“, erzählt Anrainer Rudolf Baumgartner dem KURIER.

„Unser Grundstück war eingezäunt und Fenster sowie Türen des Hauses mit Holzplatten gesichert. Die Personen müssen sich gewaltsam Zutritt verschafft haben“, vermutet Gabrielle Thon von der MA 42.

Fünf Tote bei Brand in ehemaliger Mostschenke

Ofen entdeckt

Nach den langwierigen Löscharbeiten wurde ein alter Ofen gefunden. Auch ein Brandmittel-Suchhund kam zum Einsatz.

Ob dabei Hinweise auf eine Brandstiftung gefunden wurden, war vorerst noch unklar. Mögliche Brandursache könnte auch ein Unfall sein. Die Brandermittler des Landeskriminalamtes werden nun die genauen Hintergründe klären.

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