Bodycams für die U-Bahn-Sicherheit

Christian Scekic und Aline Stolz überwachen in U-Bahn-Stationen die Einhaltung der Hausordnung.
Securityteam wird vergrößert. 800 zusätzliche Videokameras für Stationen und Fahrzeuge.

Seit fast genau einem halben Jahr patrouillieren Securitys wie Aline Stolz (22) und Christian Scekic (44) durch Wiens U-Bahn-Stationen. Mit ihrer Präsenz sollen sie die Einhaltung der Hausordnung gewährleisten und das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste steigern. Vor allem bei Pensionisten komme das Service gut an, heißt es bei den Wiener Linien. Jetzt soll das Securityteam weiter aufgestockt werden. Von derzeit 50 Mitarbeitern auf 90 bis zum Sommer und auf 120 bis 2019. Das ist aber bloß ein Teil der Sicherheitsoffensive.

So soll das hauseigene Securitypersonal künftig mit Bodycams unterwegs sein. Der erste Probelauf ist bereits im ersten Halbjahr 2018 geplant. Vorbild sind ÖBB-Securitys und Polizisten, die solche Kameras bereits am Körper tragen. Dort habe sich die präventive Wirkung der kleinen Kameras bereits bestätigt, erklärte Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) am Donnerstag.

Auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste zielen zudem die Videokameras in den Fahrzeugen und Stationen der Wiener Linien ab. So liefern im gesamten Netz aktuell rund 11.000 Kameras Bilder, die im Bedarfsfall von der Polizei ausgewertet werden können. Alle 109 U-Bahn-Stationen sowie ein Großteil der Fahrzeuge ist bereits videoüberwacht. Und noch heuer sollen zusätzliche 800 Kameras neu dazukommen. Damit leiste man einen wichtigen Beitrag zur hohen Aufklärungsquote in Wien, heißt es seitens des Unternehmens.

Hausordnung

Das Betätigungsfeld für die Securitys bleibt auch weiterhin dasselbe. Nach einer speziellen Ausbildung, zu der neben Netzkunde und einem Erste-Hilfe-Kurs ein Deeskalationstraining gehört, gehen die Aufpasser mit den roten Westen in Zweierteams auf Streife. Dabei werde man immer wieder mit denselben Verstößen gegen die Hausordnung konfrontiert, erzählt Herr Scekic: Mit Hunden ohne Beißkorb; Scooter- bzw. Skateboardfahrern auf den Bahnsteigen; Leuten, die in den U-Bahn-Stationen rauchen oder auch Bettlern. Fahrräder oder Kinderwägen auf den Rolltreppen zu befördern, sei zwar nicht explizit verboten, aber gefährlich – und deshalb müsse man auch hier oft aktiv werden.

Sollte jemand gegen die Hausordnung verstoßen und sich als uneinsichtig herausstellen, sei man befugt, den Störenfried der Station zu verweisen, erklärt Scekic. Im Bedarfsfall werde die Polizei oder – weitaus öfter – die Rettung alarmiert. Ausweise kontrollieren dürfe man aber nicht. Und auch körperliche Übergriffe seien tabu. Bloß zum Zweck der Selbstverteidigung trage man Pfefferschaum mit sich.

Servicepoints

Die Securitys bleiben (abgesehen von den Kontrolleuren) nicht die einzigen Wiener-Linien-Mitarbeiter mit Kundenkontakt. Im Rahmen einer Serviceoffensive sollen bis Ende 2019 auch 210 Stationsbedienstete für die Fahrgäste gut sichtbar auf den Bahnsteigen unterwegs sein. Inklusive der 120 Securitys sind dann also 330 Personen im Service ansprechbar, stellt Sima in Aussicht.

Zudem schreitet der Umbau der bisherigen U-Bahn-Stationsüberwachungen in sogenannte Servicepoints voran. Seit August ist der erste in der U3-Station Erdberg in Betrieb. In den nächsten Monaten folgen die Stationen Praterstern, Schwedenplatz, Stephansplatz, Karlsplatz, Altes Landgut, Schottenring, Volkstheater und Landstraße. Diese Servicepoints sollen den Fahrgästen als Anlaufstellen bei Fragen zum Öffi-Angebot dienen.

Bodycams für Wiener Linien Securities

Es sei mittlerweile eine ähnlich lieb gewonnene Tradition, wie der Umstand, dass Wien Jahr für Jahr zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt werde, erklärte Öffi-Stadträtin Ulli Sima ( SPÖ) am Donnerstag vor Journalisten. Und meinte damit das vierte Jahr in Folge mit einem Fahrgastplus für die Wiener Linien. 2017 wurde neuerlich ein Rekordwert erzielt: Insgesamt waren mit U-Bahnen, Straßenbahnen und Autobussen 961,7 Millionen Menschen unterwegs. Pro Tag sind das mehr als 2,6 Millionen Fahrgäste.

Mit der Eröffnung des neuen U1-Teilabschnitts nach Oberlaa wuchs das U-Bahn-Netz im Herbst zudem auf knapp 83 Kilometer bzw. 109 Stationen an. Um den öffentlichen Verkehr noch weiter auszubauen, investieren die Wiener Linien heuer 407 Millionen Euro, stellt Geschäftsführer Günter Steinbauer in Aussicht.

Die Kernpunkte

Zentrale Punkte der Qualitätsoffensive sind der Ausbau von U2 und U5, die neue Straßenbahn „Flexity“, neue umweltfreundliche Elektrobusse sowie die Aufstockung des Sicherheitsteams und der Ausbau der Videoüberwachung (siehe Hauptgeschichte).

Im Sommer 2018 startet zudem die Verlängerung der Straßenbahnlinie D vom Hauptbahnhof bis zur Absberggasse. Ende 2019 soll somit das Sonnwendviertel an die U1 angebunden sein.

Und bei der U3-Endstation Simmering ist im zweiten Halbjahr die Errichtung der ersten Mobilitätsstation geplant. Dort werden unterschiedliche Angebote, wie eBikes, Lastenfahrräder, Carsharing und eine Elektroladesäule gebündelt.

Erste Bauarbeiten für das Linienkreuz U2/U5 starten im Herbst bei Matzleinsdorfer Platz und Pilgramgasse. Bei allen anderen Stationen finden 2018 Vorarbeiten statt: Kanal, Strom-, Gas-, Wasser- und Kommunikationsleitungen müssen neu verlegt werden. Der U-Bahn-Bau startet dort frühestens 2019. Die vollautomatische U5 soll 2024 den Betrieb aufnehmen.

Bodycams für die U-Bahn-Sicherheit
Wiener-Linien-Chef Steinbauer und Stadträtin Sima.

Kommentare