Blümel: Sommerwahlkampf auf Kunstrasenteppich

Gernot Blümel (2. v. re.) verordnet seiner Partei mehr Spaß.
ÖVP-Chef Gernot Blümel will mit seiner Sommertour vor allem junge Wähler erreichen.

Der grüne Teppich war ausgerollt, die Spritzergläser waren gut gefüllt. Die Wiener ÖVP lud am Donnerstag zum ersten von insgesamt vier Sommerfesten, bei denen die Stadtschwarzen mit jungen Wählern ungezwungen ins Gespräch kommen wollen.

Gekommen ist an diesem Abend im Gspritzten Ferdl neben dem Badeschiff vor allem die Parteijugend. Die Damen im Sommerkleid, die Herren in der neuen ÖVP-Standardgarderobe. Gleich ihrem Obmann Gernot Blümel leger in Jeans, dazu Hemd mit kleinkariertem Kragen und ein Sakko in modernen Farben. "Es geht darum, ein neues Zielpublikum anzusprechen und informell ins Gespräch zu kommen, Ideen zu sammeln wie wir die Stadt besser machen können", sagt Blümel zum KURIER. Aber natürlich sei es auch ein Fest für die eigene Partei, um sich besser kennenzulernen. Nur auf den Lorbeeren auszuruhen, kann es aber nicht sein, sagte Blümel später in Richtung Stadtregierung, er könnte aber auch seine eigene Partei gemeint haben.

Vor exakt zehn Monaten übernahm Blümel die darniederliegende Wiener ÖVP. Seitdem hat er die Partei ordentlich umgekrempelt, man kann auch sagen ausgemistet. Die Führung wurde ordentlich gestrafft, die Kommunikationsstrategie radikal überarbeitet. Alles in der Partei ist auf Blümel zugeschnitten, neben ihm tritt kaum noch ein Schwarzer in Erscheinung. In den Themen hart, aber nach außen durchaus mit Selbstironie versehen, versucht Blümel wieder mehr Aufmerksamkeit für seine Partei zu bekommen.

Neben den Bundesthemen dominieren bei der neuen ÖVP vor allem die jüngsten Skandale. Etwa der Förderbetrug bei Wiener Kindergärten, wo Blümel in ungewohnter Einigkeit mit der FPÖ die Zustände der Stadt geißelt.

"Wir machen jetzt harte Oppositionspolitik", sagt ein langgedienter Funktionär und noch immer schwingt ein wenig Unglauben im Unterton mit, dass man den großkoalitionären Kuschelkurs in Wien verlassen hat.

Ob der angriffige Kurs aufgeht, werden die nächsten Wahlen zeigen. Blümel selbst hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt. Er will bei der nächsten Landtagswahl mit der ÖVP 20 Prozent holen, verlautbarte er vor Kurzem. Die erste Bewährungsprobe wartet allerdings schon am 18. September. Dann werden die Bezirksvertretungswahl in der Leopoldstadt wiederholt. "Wir werden unsere Kandidaten im zweiten Bezirk mit professioneller Unterstützung begleiten und hoffen, dass die zweite Chance auch gelingt", sagte Blümel zuletzt. Beim ersten Urnengang landete die ÖVP mit 7,08 Prozent weit abgeschlagen auf dem vierten Platz.

Blümel wünscht sich "ein Plus".

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