Meidling: Kritik an Khleslplatz-Plänen nun auch von Bezirksvertretung

Die Pfarrkirche zum „Heiligen Oswald“ im Biedermeierstil steht im Zentrum des Khleslplatzes
Der Magistrat muss sich erneut mit dem historischen Platz befassen. Anschließend geht das Thema in den Gemeinderat - allerdings erst nach der Wien-Wahl.

Manche Orte in Wien bekommen besonders viel Aufmerksamkeit – vor allem dann, wenn sich etwas verändern soll. Beim Michaelerplatz war das unlängst der Fall, nun steht der Khleslplatz in Meidling im Fokus. 

Denn: Ein Teil der Flächen, die sich in unmittelbarer Nähe zum historischen Platz, der zu den ältesten noch erhaltenen Ortskernen Wiens zählt, soll umgewidmet und bebaut werden. Das sorgt bei Anrainerinnen und Anrainer für Ärger. 

Bei einer Informationsveranstaltung am Mittwochabend kamen rund 130 Personen, um sich über die Pläne rund um den Khleslplatz zu informieren. Geladen waren auch die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) sowie die Initiativen "Denkmalschutz" und "Zukunft Stadtbaum"

Unmut bei Kleingärtnern

Gesprächsbedarf gab es vor allem bei den Kleingärtnern. "Viele von ihnen fühlten sich überrumpelt. Sie wussten zwar, dass dort hinter der U6-Station gebaut wird, aber nicht in welcher Dimension", sagte Dieter Feiertag von der Initiative Khleslplatz. In einem selbst gedrehten Film wurde den Zuschauern mittels eines 3D-Modells und Drohnenaufnahmen gezeigt, wie der Khleslplatz samt Umgebung ausschauen würde, wenn dort tatsächlich Bauklasse ll errichtet werden würde. 

Der Unmut der Anrainerinnen und Anrainer über die bevorstehende Umgestaltung des historischen Platzes wuchs in den vergangenen Wochen, sodass sich schließlich auch die Bezirksvertretung damit befasste.

Konkret geht es um Umwidmungs- und Neubaupläne der Stadt. In den Hinterhöfen der Gebäude Nummer acht und drei sollen Wohnungen entstehen – bis zu fünf Stockwerke hoch sollen die Gebäude sein. Auch eine Schule ist in der Nähe geplant. Denkmalschutz gilt am Khleslplatz keiner. Die dort befindliche Schutzzone aber verpflichtet alle Neubauten zu einer architektonischen Anpassung an das bestehende Ortsbild.

9 statt 12 Meter Gebäudehöhe

Ende vergangener Woche hat die Bezirksvertretung Meidling eine Stellungnahme zur Flächenwidmung mit einer Zweidrittelmehrheit verabschiedet. Darin zu lesen ist, dass die Bezirksvertretung Meidling "eine vertiefte Prüfung der vorgeschlagenen Verdichtungsmaßnahmen am Khleslplatz 3 und 8" fordert. 

Und weiter: "Im gesamten Plangebiet, mit Ausnahme der neu gewidmeten Schule und deren Nebengebäude sowie der Bestandssitzung in der Hoffingergasse fordert die BV Meidling keine höhere Widmung als Bauklasse I und gegebenenfalls besondere Bestimmungen zum Schutz des historischen Ensembles." Gefordert wird demnach eine maximale Gebäudehöhe von 9 statt der derzeitig vorgesehenen 12 Meter.

Der Khleslplatz zählt zu den ältesten noch erhaltenen Ortskernen von Wien

Der Khleslplatz zählt zu den ältesten noch erhaltenen Ortskernen von Wien

Aufgrund der in der Bezirksvertretung beschlossenen Stellungnahme muss sich die MA 21 (Stadtteilplanung und Flächenwidmung) erneut mit dem Khleslplatz befassen. "Die Stellungnahme des Bezirks wird jetzt ebenso wie alle während der öffentlichen Auflage des Planentwurfs 8387 eingelangten Stellungnahmen geprüft und einer fachlichen Betrachtung unterzogen", heißt es von einem Sprecher der MA 21. 

Gemeinderat erst nach der Wien-Wahl

Nach Abschluss dieser Prüfungen werde dem Wiener Gemeinderat über alle Stellungnahmen berichtet. Dort wird das Thema dann behandelt und die Letztentscheidung getroffen. Vor der Wien-Wahl am 27. April wird sich die Vorlage des Planentwurfs beim Gemeinderat "aus Gründen des Fristenlaufs" aber nicht mehr ausgehen, so der Sprecher.

Das sieht auch der Bezirksvorsteher von Meidling, Wilfried Zankl (SPÖ) so. Dass die Stellungnahme des Bezirks Auswirkungen haben wird, glaubt er aber schon: "Ich glaube, dass man sich unserer Stellungnahme annähern und eine Reduktion vornehmen wird. Wie das aber genau aussehen kann, darüber traue ich mich keine Prognose zu stellen."

Behandlung im Petitionsausschuss

Darüber, dass nun Zeit gewonnen wurde und erst nach der Wien-Wahl über das weitere Vorgehen entschieden wird, freuen sich auch die Meidlinger Grünen. "Wir fordern nun, dass die Anhörungen der Bürgerinnen und Bürger im Petitionsausschuss der Stadt wie geplant im Mai stattfindet, um die Petition jedenfalls vor Änderung der Flächenwidmung zu behandeln, wie es die Stellungnahme des Bezirks als weiteren Punkt verlangt", sagt Tanja Grossauer-Ristl, Spitzenkandidatin und Klubobfrau.

Ende Jänner wurde die Petition „Rettet den Khleslplatz!“ ins Leben gerufen, die innerhalb kürzester Zeit mehr als 1.000 Unterschriften erreichte. Im Petitionsausschuss am Mittwoch, 2. April, wurde festgelegt, dass diese Petition neu in Behandlung genommen wird. Der Petitionsausschuss beschloss, Stellungnahmen einzuholen sowie sowie die Einbringer der Petitionen zur Darlegung ihrer Argumente vor den Ausschuss einzuladen.

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Schon 500 v. Chr. siedelten sich keltische Stämme im Meidlinger Raum an. 1140 war noch von „Murlingen“ in Urkunden die Rede. Der 12. Bezirks umfasst 8,1 km² . 101.714 Personen lebten 2024 in Meidling. Das Durchschnittsalter der Meidlinger Bevölkerung beträgt 41 Jahre. Über 2.226 Gebäude wurden im Zeitraum zwischen 1945 und 1980 gebaut. 31 Prozent der Menschen im 12. Bezirk wohnen im Gemeindebau/öffentlichen Wohnbau. Bezirksvorsteher ist Wilfried Zankl (SPÖ).

SPÖ steht für Sozialdemokratische Partei Österreichs. Gegründet wurde sie 1889 in Hainfeld (NÖ) als Sozialdemokratische Arbeiterpartei, ihre Wurzeln liegen in der Arbeiterbewegung. Die Parteifarbe ist Rot. 

In Österreich zählt die SPÖ zu den sogenannten linken Parteien; im Grundsatzprogramm von 1998 bekennt sie sich zu den Werten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Vollbeschäftigung. Säulen der Partei sind auch die Vertreter aus Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB). Seit 1945 stellt die Wiener SPÖ durchgehend den Bürgermeister – aktuell ist das Michael Ludwig.

Die Grünen stehen für die Grüne Alternative. Gegründet wurde die Partei 1986 als Zusammenschluss der konservativen Vereinten Grünen Österreichs (VGÖ) und der progressiveren Alternativen Liste Österreichs (ALÖ). Parteifarbe ist Grün. Ihre Wurzeln hat die Partei in der Widerstandsbewegung der 1980er-Jahre gegen das Kraftwerk in Hainburg und das Atomkraftwerk in Zwentendorf. Politisch stehen die Grünen links außen. Sie treten für Ökologie, den Schutz von Minderheiten und für Migration ein. In Wien waren die Grünen von 2010 bis 2020 Koalitionspartner der SPÖ, Spitzenkandidatin bei der Wahl ist Judith Pühringer.

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