Die Wohnung gibt es aber gar nicht. Bei der Betrugsmasche handelt es sich immer um denselben Modus Operandi, wie Reinhard Nosofsky, Leiter der Betrugsermittlung im Bundeskriminalamt, erklärt. „Es gibt Wochen, in denen wir österreichweit bis zu 30 Anzeigen deswegen bekommen, der Schwerpunkt liegt dabei in Wien.“
Täter agieren aus dem Ausland
Die Täter inserieren günstige Wohnungen auf verschiedenen Plattformen und geben an, sich für längere Zeit im Ausland zu befinden. Die Opfer werden angehalten, die Kaution vor der eigentlichen Besichtigung zu überweisen. „Dabei geht es meist um einen Betrag knapp unter 1.000 Euro. Also eine Summe, die man auch bereit wäre, vorab zu zahlen“, sagt Nosofsky. So auch im Fall von Alicja.
„War nicht merkwürdig“
„Die Kaution beträgt 1.000 Euro und Sie erhalten sie zurück, wenn Sie das Apartment verlassen“, schrieb die vermeintliche Vermieterin der jungen Frau per eMail. Die 22-Jährige dachte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel. Sie befand sich damals noch in Polen, konnte also nicht bei jeder Wohnungsbesichtigung selbst vor Ort sein. „Bei uns in Polen ist es auch üblich, Besichtigungen online zu machen oder Wohnungen ohne viele Unterlagen zu erhalten, also war es auch nicht super merkwürdig für mich“, schildert sie.
Die Kaution bezahlte Alicja über einen Link – dadurch fiel ihr schließlich auch auf, dass sie Opfer einer Betrugsmasche wurde. „Nach ein paar Monaten habe ich in der App des Anbieters geschaut, ob die Buchung zu sehen ist – leider nicht, also hab ich dem Support geschrieben.“ Die junge Frau erstattete umgehend Anzeige bei der Polizei. Die 1.000 Euro aber sah sie nie wieder.
Diese Vorgehensweise sei nicht neu, aber funktioniere seit Längerem, betont der Leiter der Betrugsermittlung. Die Fotos werden aus dem Internet, etwa aus Pinterest, heruntergeladen und auf den Wohnungsplattformen wieder hochgeladen. „Die Täter befinden sich im Ausland, in Ländern, in denen man ihrer schwer habhaft wird. Auch das geforderte Geld soll in den Fällen immer auf ausländische Konten überwiesen werden“, sagt Nosofsky.
Fotos überprüfen lassen
Um Vertrauen zu stiften, verwenden die Betrüger Fake-Seiten von Treuhandunternehmen und bekannten Portalen wie Airbnb, eBay oder Booking.com, das sich um die Verwaltung der Kaution und die Schlüsselübergabe kümmern soll. So auch bei Alicja. „Ich habe diese ‚Long-Term-Mietoption‘ auf Airbnb noch nie genutzt. Ich habe geglaubt, das echte Airbnb zu nutzen. Die Website sah auch genauso aus.“
Um gar nicht erst Opfer zu werden, rät der Leiter der Betrugsermittlung, die Fotos der Wohnung zu prüfen. „Im Internet kann man mit umgekehrter Bildersuche nachschauen, ob die Fotos schon irgendwo veröffentlicht wurden. Das ist der beste Indikator, um solche Betrugsversuche aufzudecken.“
Fotos im Internet können etwa mithilfe von kostenlosen Apps wie Google Lens oder TinEye Reverse Image Search überprüft werden.
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