U-Bahn-Bau: Beliebter Sneakershop in Wien schließt
Noch haben die U-Bahn-Bauarbeiten in der Kirchengasse in Wien-Neubau gar nicht so richtig begonnen, trotzdem schließt bereits das nächste Geschäft in der beliebten Bar- und Geschäftsmeile in unmittelbarer Nähe der Mariahilfer Straße.
Nachdem bereits vor und im Sommer mehrere Boutiquen die Flucht vor den Tiefbauarbeiten für das U2/U3-Linienkreuz ergriffen haben, zieht jetzt die Sneaker-Institution Zapateria nach 15 Jahren am Standort in der Kirchengasse 26 die Reißleine.
Vernünftiger Schritt
"Wir glauben, dass die Baustelle im kommenden Jahr beginnen wird - und dass wir das nicht überleben würden", begründet Miteigentümer Severin Rogl gegenüber dem KURIER das Aus. Zwar sei es "traurig, wenn man mit den besten Kumpels so etwas macht und es dann endet", erzählt Rogl, aber es sei der einzig vernünftige Schritt: "So wie manchmal bei einer Trennung."
"Traurig" findet das Ende der Zapateria auch die freundliche US-Amerikanerin in ihren Vierzigerin, die während des KURIER-Besuchs das noch vorhandene Sortiment begutachtet. Seit vergangener Woche läuft der Abverkauf mit minus 30 Prozent auf alles. Geschlossen wird, sobald die Regale leer sind. Lange dürfte das nicht mehr dauern. Wer sich letzte Schnäppchen sichern will, sollte das wohl noch vor Weihnachten oder spätestens Silvester tun.
Entscheidung im Sommer
In Anbetracht der Umstände sei jetzt noch ein guter Zeitpunkt, das Kapitel Zapateria zu beenden, sagt Rogl. Noch bevor die Baustelle eingerichtet wird und die befürchteten Umsatzeinbrüche eintreten. Und noch vor den beiden umsatzschwachen Monaten Jänner und Februar.
Die Entscheidung sei aufgrund der langen Vorlaufzeiten bei Warenbestellungen bereits im Juli gefallen, verkündet wurde sie vergangene Woche auf der Facebook-Seite des Ladens.
Wohl auch aufgrund der mittlerweile fünfmonatigen Vorlaufzeit schwingt bei Rogl keine Bitterkeit mit, sehr wohl aber Enttäuschung über mangelnde Unterstützung seitens Stadt und Wirtschaftskammer. Zwar gibt es Förderungen für Unternehmen, die vom U-Bahn-Bau betroffen sind. Doch die würden angesichts der zu erwartenden Umsatzeinbrüche nicht ausreichen, sagt Rogl. Außerdem gebe es "nur Geld, damit man da bleibt", nicht aber für einen Umzug an einen anderen Standort.
Geld für Expansion
Zwar könne auch ein Zuschuss für temporäre, zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten beantragt werden, der Originalstandort müsse dafür jedoch auch weiter offengehalten werden. "Zu riskant", meint Rogl: "Damit verlangt die Wirtschaftskammer, dass man radikal expandieren muss." Denn ein zusätzlicher Standort heißt nicht nur zusätzliche Mietausgaben, sondern auch neue Mitarbeiter.
Und das bei mehr als trüben Aussichten. Schon während der Probebohrungen hat das Geschäftslokal stundenlang nicht betreten werden können. Angesichts dieser fehlenden Planungssicherheit wollen Rogl und Rüb das Risiko nicht eingehen. Denn bereits ein Umsatzrückgang von nur 20 Prozent wäre für die beiden Schuhhändler nicht zu stemmen. Die beiden erwarten aber deutlich größere Einbußen.
Auch an der Informationspolitik der offiziellen Stellen übt Rogl Kritik: "Sie sprechen immer von Einbußen. Was es wirklich bedeutet, sagen sie nicht."
Zumindest hätte die Wirtschaftskammer aber einen Unternehmensberater bezahlt, um die zu erwartenden Auswirkungen der Baustelle auf das Geschäft zu prüfen. Seine Empfehlung am Ende der Prüfung: Zusperren.
Weitere Aufgaben
Und so erwartet Rogl, dass die Zapateria nicht der letzte Laden in der Kirchengasse ist, der seine Tore wegen des U-Bahn-Baus - den er übrigens grundsätzlich gutheißt - schließt. "Ich weiß von vielen Geschäftsleuten, die wegziehen wollen oder nicht wissen, was sie machen werden." Wobei die - noch - sehr lebendige Gastronomie in der Gasse wegen ungleich teurerer Betriebsanlagen noch viel schlechter dran sei als die Ladenbesitzer.
Für ihre persönliche Zukunft haben Rogl und Rüb unterdessen schon Pläne und Ideen. Die Neueröffnung der Zapateria ist jedoch keine davon.
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