Belästigungsvorwürfe gegen Mädchentrainer: 20 Monate Haft

Der diesjährige Champions-League Ball
Der 40-Jährige gesteht, mit "Popoklatschern" zu weit gegangen zu sein. Doch Sex und Griffe zwischen die Beine bestreitet er. Fünf davon unbedingt.

Er entschied, wer auf der Bank sitzen muss und wer spielen darf. Er förderte – oder auch nicht. Wer die Macht hatte, darüber gab es keine Diskussion.
Auch darüber, welche Berührungen erlaubt sind, gab es lange kein Wort. Ein Griff zwischen die Beine, ein Klaps auf den Hintern. Und mehr. Die jüngsten Mädchen waren 14, als die Übergriffe begannen.

Am Donnerstag versagte dem ehemaligen Fußballtrainer im Wiener Landesgericht die Stimme, als Richter Stefan Apostol das Urteil verkündete: 20 Monate Haft, fünf davon unbedingt, wegen Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

„Er hat den Kumpel gegeben, das Vertrauen hergestellt und Bindung aufgebaut. Er hat die Sexualisierung als normal dargestellt und abgetestet, was  geht“, sagt Anwältin Eva Plaz, die einige der sieben Mädchen vertritt, die Anzeige erstattet hatten.

Der Angeklagte soll zumindest zwei Mädchen Dick Pics geschickt haben. Ein anderes Mädchen erzählt von einem sexuellen Kontakt in der Wohnung des Mannes. „Stimmt nicht“, sagt der. Nur „Popoklatscher“ gesteht er ein. „Ich habe Fehler gemacht. Ich habe Grenzen überschritten, das tut mir leid.“

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Eine Zeugin schildert aber auch  Massagen am Oberschenkel – die bis zum Schritt führten. „Er ist dazu immer mit mir in einen separaten Raum gegangen. Ich war 16. Ich wusste nicht, wie ich reagieren soll und was ich sagen soll“, erzählt die mittlerweile junge Frau.

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Das Schweigen brachen die jungen Frauen erst, als eine Vertragsverlängerung des Trainers bevorstand – obwohl zumindest eine Person in der Vereinsspitze des Wiener Zweitliga-Klubs informiert war. „Das hat die Mädchen sehr empört. Deshalb haben sie Anzeige erstattet. Er sollte als Trainer nicht mehr in die Nähe junger Frauen kommen“, schildert Opferanwältin Plaz.

Das wird der 40-Jährige auch nicht mehr. Neben der Haftstrafe sprach der Richter auch ein Tätigkeitsverbot aus.  „Er wird sicher nicht mehr als Trainer arbeiten“, sagt sein Anwalt Walter Pirker und beschreibt, dass sein Mandant ein Trainer mit Leib und Seele gewesen sei. „Das war seine Lebensaufgabe. Er war auch sehr erfolgreich. Sein Problem war, dass er die notwendige Distanz zu den Mädchen nicht eingehalten hat.“

„Sein Verhalten war nicht nur strafbar, sondern auch charakterlich sehr bedenklich“, betont die Staatsanwältin. Das sieht der Richter ähnlich. „Sie haben 17 Taten erfüllt, für die es jeweils drei Jahre Strafdrohung gibt.“

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