Beirat von Wienwert gerät unter Beschuss
Der private Wiener Immo-Entwickler Wienwert kommt nicht zur Ruhe: Seit der letzten Juli-Woche läuft ein Verwaltungsstrafverfahren der Finanzmarktaufsicht (FMA). Die Aufsicht wirft der Firma – die gerade mit einer 5-Millionen-Euro-Anleihe Geld einsammelt – vor, die Finanzlage zu positiv und Risiken nicht ausreichend beschrieben zu haben. Der mögliche Strafrahmen geht bis zu einer Höhe von 100.000 Euro.
Nicht der einzige Punkt, den die FMA an der Firma auszusetzen hat. Zuletzt hatte sie kritisiert, dass Wienwert in einem Werbevideo den unrichtigen Eindruck erweckt habe, dass das Unternehmen ein Naheverhältnis zur Stadt Wien habe – beispielsweise durch die Verwendung des Ortsnamens "Wien" im Firmennamen oder durch einen roten Stephansdom im Firmenlogo.
Das Pikante daran: Zwar besteht keine Verbindung zwischen Stadt und Wienwert, wohl aber sitzen laut Firmen-Homepage im Beirat von Wienwert drei Personen aus dem Umfeld der SPÖ: Mit Alois Mayer und Godwin Schuster zwei ehemalige rote Gemeinderäte, sowie mit Peter Korecky der frühere Vorsitzenderstellvertreter der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Korecky sitzt auch im Aufsichtsrat der Bundespensionskasse. Aus ihrem Fonds stammt die Hälfte der Finanzierung für zwei Grundstückskäufe von Wienwert in Wien.
ÖVP-Anfrage
Die Besetzung des Wienwert-Beirats machte die ÖVP Wien hellhörig: Bereits Ende Juli hat sie eine Anfrage eingebracht, um dessen Rolle auszuleuchten. Sie will unter anderem wissen, ob die Stadt oder ihr nahestehende Betriebe Liegenschaftsverkäufe an die Wienwert getätigt hat. Weiters geht es um die Frage, ob Beiratsmitglieder Geschäftsbeziehungen mit der Stadt angebahnt haben.
"Die Entwicklungen bei Wienwert erfordern endlich eine umfassende Aufklärung seitens Bürgermeister Michael Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig", fordert ÖVP-Parteichef Gernot Blümel. "Statt weiterer Beschwichtigungen muss hier endlich Licht ins Dunkel gebracht werden."
Bei Wienwert weist man derartige Spekulationen zurück: "Wienwert steht in keinerlei Verbindung mit der Stadt Wien, geschweige denn einer politischen Partei", sagt Firmenchef Stefan Gruze. Der Beirat unterstütze das Unternehmen allein in strategischen Fragestellungen.
Gruze weiter: "Wir erwerben unsere Grundstücke ausschließlich von Privaten", erklärt er gegenüber dem KURIER. "Mit der Stadt Wien oder ihr nahestehenden Unternehmen haben wir kein einziges Geschäft abgeschlossen." Auch im Büro Ludwig betont man, weder über die MA 69, noch über den Wohnfonds Grundstücksverkäufe an Wienwert getätigt zu haben.
Zum Firmennamen betont Gruze: Dieser wurde 2008 und abermals 2016 im Firmenbuch eingetragen und sei jedes Mal vom Handelsgericht überprüft worden. "Wienwert" sei zudem seit 2008 eine eingetragene Marke. Es gebe 295 andere mit dem Stadtnamen "Wien", die "größtenteils keine Verbindung mit der Stadt Wien" hätten.
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