Bauernaufstand gegen den neuen Wienerwald

Breitenlee; Wienerwald
Ob es den „Wienerwald Nord-Ost“ je geben wird, ist fraglich. Die Gründe stehen gar nicht zum Verkauf.

Ob es den „Wienerwald Nord-Ost“ je geben wird, ist fraglich. Die Gründe stehen gar nicht zum Verkauf.1000 Hektar könnte er groß sein, der „Wienerwald Nord-Ost“, der Umweltstadträtin Ulli Sima und Bezirksvorsteher Norbert Scheed (SP) in der Donaustadt vorschwebt. Doch die Vision gefällt nicht jedem: Die Landwirte, auf deren Grund „die grüne Lunge“ entstehen könnte, steigen gegen die Pläne auf die Barrikaden.

Wobei: Von konkreten Plänen kann überhaupt nicht die Rede sein. Und von einem dicht bewaldeten Gebiet eigentlich auch nicht.

Privatbesitz

Die Donaustadt wächst rasant, schon jetzt hat sie mehr Einwohner als die Stadt Salzburg. Um „ein tolles Erholungs- und Ausflugsziel für zukünftige Generationen“ zu gewährleisten, präsentierten Sima und Scheed vor Kurzem das Zukunftsprojekt „Wienerwald Nord-Ost“.

Die rund 1000 Hektar, auf denen dieser „Wald“ irgendwann in Breitenlee, Essling und Süßenbrunn entstehen könnte, sind allerdings in Privatbesitz. Die Gründe dienen großteils dem Gemüseanbau.

Bauernaufstand gegen den neuen Wienerwald
Umweltstadträtin Ulli Sima und Bezirksvorsteher Norbert Scheed im Wienerwald Nord-Ost
Dementsprechend überrascht waren die Landwirte, als sie aus der Zeitung erfahren haben, was auf ihren Feldern geplant ist. „Wir wollen definitiv nicht verkaufen“, stellt Salatbauer Gerhard Schön klar. „Wer soll das auch bezahlen?! Ein Wald kostet zehn Prozent von einem Acker. Wir wollen hier weiter Landwirtschaft betreiben.“

In dieselbe Kerbe schlägt Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Martin Flicker (VP). Er warnt vor Versorgungsengpässen beim Gemüse und betont zudem, dass der Boden in besagtem Gebiet „ein schlechter Feuchtigkeitsspeicher“ sei. „Hier würde gar kein Wald wachsen.“

„Abstrakter Wald“

Für Scheed geht es den Landwirten bloß ums Geld. „Das sind Krokodilstränen, weil sie sich nicht als Bauspekulanten outen dürfen“, mutmaßt er. Die Aufregung entbehre jeder Grundlage, „denn niemand will die Bauern enteignen.“

Vielmehr sei „die Marke Wienerwald Nord-Ost“ für die Landwirte „eine Orientierung, wo sie in Zukunft nicht mit Umwidmungen (auf Wohngebiet; Anm.) rechnen dürfen. Diese Diskussion gehört zur Verantwortung der Politik – sonst leben wir in 50 Jahren in einem Moloch.“

Der Begriff „Wald“ sei dabei eher abstrakt zu verstehen. „Ich habe die Diskussion über die Zukunft der Stadtentwicklung gestartet. Die Assoziation mit einem dicht bewaldeten Gebiet stammt aber nicht von mir. Mir schwebt eher eine offene Flurlandschaft mit Waldstreifen, Wiesen und Feldern vor – so wie früher. Das Projekt beruht auf drei Säulen: Lebensraum für Wildtiere, neue Freizeit- und Erholungsräume sowie langfristige Absicherung Stadt-adäquater Landwirtschaft.“

Die Bauern weisen den Spekulationsvorwurf zurück.

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