Bauchstich und Kieferbruch: „Feierlaune“ am Maurer Kirtag
Wiedersehen macht am Mittwoch keine Freude. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagt Richterin Daniela Zwangsleitner, als sie im Landesgericht für Strafsachen in Wien auf einen alten Bekannten trifft. Der junge Mann ist einer von vier Angeklagten, denen absichtlich schwere Körperverletzung vorgeworfen wird. Es geht um zwei Vorfälle am Maurer Kirtag im vergangenen Sommer. Dabei erlitt ein Mann einen Bauchstich, ein anderer einen doppelten Kieferbruch.
Die Angeklagten haben zum Gerichtstermin Verstärkung mitgebracht. Etliche Freunde und Familienangehörige sind gekommen. Als sie bemerken, dass auch Fotografen anwesend sind, setzt es Drohgebärden gegen einen Pressevertreter.
Die vier Angeklagten im Alter von 18 bis 20 Jahren wollten eigentlich den Geburtstag eines Angeklagten am Kirtag feiern. „Eigentlich sollte man auf den Kirtag gehen, um Spaß zu haben“, sagt die Richterin. „Anfangs hatten wir eh Spaß“, erwidert ein Angeklagter.
Geraubte Rolex
Erst trafen zwei Angeklagte auf einen Bekannten, der eine Rolex-Uhr im Wert von 7.250 Euro trug. „Ich hab ihn gefragt, ob ich sie probieren darf“, sagt der Beschuldigte. „Sonst werde ich dich fetzen“, ergänzt der Staatsanwalt die „Bitte“.
Schließlich bot der Angeklagte dem Opfer an, die Uhr für 500 Euro „zurückzukaufen“. Und tatsächlich hob das Opfer das Geld beim Bankomat ab. Als der Bursche dann noch einmal 500 Euro forderte, eskalierte die Situation. Es setzte Faustschläge. „Nüchtern hätte ich so was nicht gemacht“, meint der Angeklagte. Wo die Uhr ist? „Ich habe sie verloren.“
Kurze Zeit später waren die Burschen zu viert unterwegs. Bei einer Toilette gerieten sie mit einem Mann in ein Wortgefecht. Wenig später lag das Opfer auf dem Boden, die Burschen schlugen und traten auf den Mann ein. Der Mann erlitt einen doppelten Kieferbruch.
Schlagring mit Messer
Ein Koch, der den Vorfall beobachtet hatte, lief zu Hilfe. „Schleicht’s euch! Lasst’s ihn in Ruhe“, schrie er. „Du bist der Nächste!“, bekam er zur Antwort. Ein Bursche nahm einen Schlagring mit integriertem Messer aus der Hosentasche und stach zu. Der Koch erlitt einen Stich in die Leber.
Vor Gericht sind die Burschen großteils geständig. „Ich trinke sonst nur zu besonderen Anlässen“, erklärte einer. „Ich war auf Adrenalin“, ein anderer.
Das Schöffengericht verurteilt die jungen Männer zu Strafen zwischen neun Monate unbedingt und 24 Monate teilbedingt. Den Opfern (vertreten von Anwalt Florian Kreiner) werden 11.640 (Kieferbruch) bzw. 7.320 Euro (Bauchstich) zugesprochen. Nicht rechtskräftig.
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