„Ich sage nichts“, erklärt der Angeklagte mit der markanten Stimme (vertreten von Anwalt Werner Tomanek) gleich zu Beginn.
Dario D. soll eine große Nummer in einem montenegrinischen Mafiaclan sein. Entsprechend hoch sind die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Prozess. Polizisten mit Sturmgewehren sind vor den Türen postiert, Zuhörer müssen Ausweise herzeigen, im Saal bewaffnete Justizwache und Personen in zivil mit Knopf im Ohr. Mittendrin: Daniel Lichtenegger, Österreichs oberster Drogenfahnder aus dem Bundeskriminalamt.
Es geht um einen Vorfall vom 28. Dezember 2019. Da sollte in Wien die Übergabe von 13 Kilo Kokain stattfinden. Doch die Verkäufer wurden in eine Falle gelockt (eine angemietete Halle bei der Triester Straße), überfallen und mit Fäusten und einem Messer verletzt. Dario D. soll einer der sechs Angreifer gewesen sein.
Woher die Staatsanwaltschaft das weiß? Aus ausgewerteten Chats aus einem geknackten Server eines (abhörsicheren) Kryptohandy-Dienstes. Darin schrieb sich die Unterwelt unverblümt, was sie plant. Es wurden auch jede Menge Selfies und Sprachnachrichten verschickt. Und da spielt wiederum die markante Stimme von Dario D. eine Rolle. Er soll es sein, der die Anweisungen gab.
Einer der beiden mutmaßlich Überfallenen ist als Zeuge geladen. Sein Pass und der seiner Frau wurden in dem Chat verschickt. Ebenso das Bild eines Mannes, am Bauch liegend, der ihm frappant ähnelt. „Das bin ich nicht“, sagt er. Und: „Ich habe die Pässe verloren.“
Verteidiger Tomanek bezweifelt die Zulässigkeit der Beweise und meint: „Das Tamtam rund um den Prozess ... Mein Mandant wird hier vorgeführt wie Hannibal Lecter.“
"Müssen wir ihn begraben?"
Glaubt man den Ausführungen eines Ermittlers, ist man davon allerdings gar nicht so weit entfernt. "Egal, welche Chats man sich anschaut ... überall sind strafbare Handlungen drauf." Und es geht nicht nur um Drogen. Auch um Gewalttaten. Nach dem Kokain-Raub in Wien soll man etwa beraten haben, was man mit dem stark blutenden Beraubten machen soll. "Müssen wir ihn begraben oder was machen wir mit ihm?"
Schließlich brachte man den Mann in ein Krankenhaus. Dort erklärte er, von Unbekannten überfallen worden zu sein. Auch er sollte eigentlich bei dem Prozess aussagen. Doch er sitzt selbst in Zagreb in Haft. Er soll daher an einem anderen Tag aussagen.
Ob er das tun wird, ist unklar. Denn: Bisher hat niemand aus dem Umfeld gesprochen. "Die Gruppierung ist mittlerweile weltweit dafür bekannt, dass man mit ihnen nicht spaßt", erklärt der Ermittler. Selbst "eigene" Leute, die Geld schulden, würden in Serbien in Keller gebracht und dort misshandelt und angebunden werden. "Da werden wegen kleiner Verfehlungen Knochen gebrochen", sagt der Polizist.
Auch Dexter saß bereits wegen Mordes in Serbien in Haft. Warum er schon wieder entlassen wurde, will die Richterin von ihm wissen. "Sie lesen sich am besten den Akt durch", empfiehlt ihr der Angeklagte.
Fortsetzung der Verhandlung im Dezember.
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