Ausflugsziel Sophienalpe: Jetzt droht Ärger beim Parken

Ausflugsziel Sophienalpe: Jetzt droht Ärger beim Parken
Für den Großparkplatz beim geschlossenen Einkehrgasthof Sophienalpe muss man nun via Internet ein Ticket lösen – sonst gibt es 395 Euro Strafe.

Eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Die Freunde der traditionellen Ausflugsgegend Sophienalpe in Wien-Penzing durchleben derzeit harte Zeiten: Der Einkehrgasthof hat 2021 nach fast 110 Jahren Betrieb dauerhaft geschlossen; der äußerst beliebte Stadtwanderweg 8 verfügt über keine Gastronomie und Toiletten mehr, nachdem auch Mostalm und Rieglerhütte dichtgemacht haben (der KURIER berichtete); und seit Kurzem gibt es dort oben auf fast 500 Metern Seehöhe auch keine Gratis-Parkmöglichkeit mehr. Denn obwohl die riesige Fläche für mehr als 100 Pkw meist verwaist ist, werden nun 1,80 Euro pro Stunde respektive 4,50 pro Tag fällig.

Das Problem dabei: Tickets können nur online via „Parkbuddy“ gelöst werden – und wer nicht zahlt und bei einer Kontrolle erwischt wird, für den wird es richtig teuer: Dann werden nämlich per Anwaltsbrief 395 Euro als Pönale bei sonstiger Besitzstörungsklage eingefordert.

Etliche Ausflügler sind bereits in diese Falle getappt – mit entsprechend großem Ärger danach: Für einmal Schild-Übersehen gleich 395 Euro zu verlangen, sei „krank“, moniert etwa ein User auf Facebook. Auf Reddit wird den „Abzockern“ wiederum Nicht-Druckreifes gewünscht.

Digitales ist Wahres

Tatsache ist, dass der Parkplatz schon bisher den Gasthofgästen vorbehalten war, was auch entsprechend ausgeschildert war. Auf der neuen, blauen Tafel ist auch die Besitzstörungsklage sichtbar angedroht, weshalb der Sophienalpe-Eigentümer Vergleiche mit echten Parkfallen mit Videoüberwachung wie andernorts in Wien entschieden zurückweist: „Bei mir gibt es die Möglichkeit, ein Ticket zu kaufen, und alles ist klar ausgeschildert. Ich bin kein böser Mensch, aber ich muss schon schauen, dass ich dort auch Einnahmen habe“, erklärt Clemens Rauhs, Chef von „LIV-Immobilien“

Zudem sei man bei den Parkgebühren auch billiger als die Stadt Wien, wo die Parkstunde 2,50 Euro kostet. Allerdings: Samstags und Sonntags sind Kurzparkzonen bekanntlich gratis – und die Parkstrafe beginnt bei 36 Euro. Dennoch: „Stundenlang auf Privatfläche hinstellen und keinen Cent bezahlen ist auch nicht ok. Überall anders zahlt man ja auch“, so Rauhs, der deshalb auf die Internet-Lösung setzt, weil es bei Automaten sofort Vandalismusschäden gäbe. 

Ausflugsziel Sophienalpe: Jetzt droht Ärger beim Parken

Wer hier stehenbleiben will, muss sich vorher online registrieren 

Wer also kein Handy mithat, mit „Parkbuddy“ (Registrierung nötig!) nicht zurechtkommt, respektive keine Kreditkarte besitzt, sollte dort den Pkw besser nicht mehr abstellen. Einzig Kulanz gibt es, wenn man nachweislich keinen Empfang hatte und verspätet das Online-Ticket lösen musste. „Der Wille zählt“, meint „Parkbuddy“.   

Pikanterweise ist die Parkplatzfläche aber nur gepachtet, Eigentümer sind die Bundesforste (ÖBF) – und die haben zuletzt bei Privatanfragen noch den Rat gegeben, den Sophienalpen-Parkplatz zu nutzen, wo man „jederzeit kostenlos parken“ dürfe. Alle anderen Flächen in dieser Wienerwald-Gegend wiederum seien tabu, weil es sich um Zufahrten zu Forststraßen oder Holzlagerplätze handle – selbst, wenn dort traditionell geparkt werde (etwa beim Sender Exelberg). Es gilt: „Dort wo es nicht dezidiert erlaubt ist, ist es verboten.“ 

Wer daher glaubt, sich stattdessen an den Wald- oder Wiesenrand irgendwo hinzustellen, der läuft Gefahr, erst recht angezeigt oder geklagt zu werden. Somit gibt es auf der Sophienalpe keine legalen Gratis-Parkflächen mehr.

Bundesforste auf Distanz

In einer Stellungnahme gegenüber dem KURIER gehen die ÖBF nunmehr auf Distanz zum Vorgehen ihres Pächters: „Dass der Parkplatz nun unter diesen Umständen bewirtschaftet wird, ist auch aus unserer Sicht nicht erfreulich, aber durch den Vertrag aus heutiger Sicht rechtlich gedeckt. Die Initiative für die Bewirtschaftung ging allein vom Pächter aus, wir sind daran in keiner Weise beteiligt.“ Vor Jahren sei es eben die Idee gewesen, die ungenutzte Immobilie für gastronomische oder touristische Zwecke wiederzubeleben (für Rauhs hat das derzeit allerdings keine Priorität.).

Und besteht nicht die Gefahr, dass nun verstärkt Wildparker für Flurschäden sorgen beziehungsweise insbesondere Familien mit Kindern vom Erlebnis Wald abgehalten werden? Tatsächlich registriere man bereits „eine leichte Steigerung auf angrenzenden Flächen“ durch parkende Pkw, heißt es von den ÖBF. Man selber gehe gegen Falschparker aber zurückhaltend vor und setze „nach Möglichkeit auf Information und Bewusstseinsbildung. Besitzstörungsklagen sind eher die Ausnahme.“

Übrigens: Statt Parkplatzfrust böte sich die Buslinie 445 ab Hernals als Öffi-Alternative an. Sonntags fahren aber nur sechs Busse. Und barrierefrei kommt man so auch nicht auf die „Sophie“.

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