Digitales ist Wahres
Tatsache ist, dass der Parkplatz schon bisher den Gasthofgästen vorbehalten war, was auch entsprechend ausgeschildert war. Auf der neuen, blauen Tafel ist auch die Besitzstörungsklage sichtbar angedroht, weshalb der Sophienalpe-Eigentümer Vergleiche mit echten Parkfallen mit Videoüberwachung wie andernorts in Wien entschieden zurückweist: „Bei mir gibt es die Möglichkeit, ein Ticket zu kaufen, und alles ist klar ausgeschildert. Ich bin kein böser Mensch, aber ich muss schon schauen, dass ich dort auch Einnahmen habe“, erklärt Clemens Rauhs, Chef von „LIV-Immobilien“.
Zudem sei man bei den Parkgebühren auch billiger als die Stadt Wien, wo die Parkstunde 2,50 Euro kostet. Allerdings: Samstags und Sonntags sind Kurzparkzonen bekanntlich gratis – und die Parkstrafe beginnt bei 36 Euro. Dennoch: „Stundenlang auf Privatfläche hinstellen und keinen Cent bezahlen ist auch nicht ok. Überall anders zahlt man ja auch“, so Rauhs, der deshalb auf die Internet-Lösung setzt, weil es bei Automaten sofort Vandalismusschäden gäbe.
Wer also kein Handy mithat, mit „Parkbuddy“ (Registrierung nötig!) nicht zurechtkommt, respektive keine Kreditkarte besitzt, sollte dort den Pkw besser nicht mehr abstellen. Einzig Kulanz gibt es, wenn man nachweislich keinen Empfang hatte und verspätet das Online-Ticket lösen musste. „Der Wille zählt“, meint „Parkbuddy“.
Pikanterweise ist die Parkplatzfläche aber nur gepachtet, Eigentümer sind die Bundesforste (ÖBF) – und die haben zuletzt bei Privatanfragen noch den Rat gegeben, den Sophienalpen-Parkplatz zu nutzen, wo man „jederzeit kostenlos parken“ dürfe. Alle anderen Flächen in dieser Wienerwald-Gegend wiederum seien tabu, weil es sich um Zufahrten zu Forststraßen oder Holzlagerplätze handle – selbst, wenn dort traditionell geparkt werde (etwa beim Sender Exelberg). Es gilt: „Dort wo es nicht dezidiert erlaubt ist, ist es verboten.“
Wer daher glaubt, sich stattdessen an den Wald- oder Wiesenrand irgendwo hinzustellen, der läuft Gefahr, erst recht angezeigt oder geklagt zu werden. Somit gibt es auf der Sophienalpe keine legalen Gratis-Parkflächen mehr.
Bundesforste auf Distanz
In einer Stellungnahme gegenüber dem KURIER gehen die ÖBF nunmehr auf Distanz zum Vorgehen ihres Pächters: „Dass der Parkplatz nun unter diesen Umständen bewirtschaftet wird, ist auch aus unserer Sicht nicht erfreulich, aber durch den Vertrag aus heutiger Sicht rechtlich gedeckt. Die Initiative für die Bewirtschaftung ging allein vom Pächter aus, wir sind daran in keiner Weise beteiligt.“ Vor Jahren sei es eben die Idee gewesen, die ungenutzte Immobilie für gastronomische oder touristische Zwecke wiederzubeleben (für Rauhs hat das derzeit allerdings keine Priorität.).
Und besteht nicht die Gefahr, dass nun verstärkt Wildparker für Flurschäden sorgen beziehungsweise insbesondere Familien mit Kindern vom Erlebnis Wald abgehalten werden? Tatsächlich registriere man bereits „eine leichte Steigerung auf angrenzenden Flächen“ durch parkende Pkw, heißt es von den ÖBF. Man selber gehe gegen Falschparker aber zurückhaltend vor und setze „nach Möglichkeit auf Information und Bewusstseinsbildung. Besitzstörungsklagen sind eher die Ausnahme.“
Übrigens: Statt Parkplatzfrust böte sich die Buslinie 445 ab Hernals als Öffi-Alternative an. Sonntags fahren aber nur sechs Busse. Und barrierefrei kommt man so auch nicht auf die „Sophie“.
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