Asyl-Quartiere: Neues Leben in alten Pfarrhöfen

Neben dem Steffl, in der Dompfarre, werden Asylwerber wohnen.
Leerstehende Kirchengebäude werden für Flüchtlinge jetzt saniert.

Die überraschende Ankündigung von Kardinal Christoph Schönborn in der vergangenen Woche in der ZIB 2, 1000 Flüchtlinge in der Erzdiözese Wien aufzunehmen wurde am Dienstag relativiert.

Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien, konkretisierte im KURIER-Telefonat: "Die bereits in unseren Einrichtungen aufgenommenen Asylwerber müssen von den Tausend abgezogen werden. Es soll die Gesamtsumme 1000 erreicht werden. Ich gehe aber davon aus, dass wir schließlich darüber liegen werden." Nachsatz: "Aktuell pendelt sich die Zahl der Flüchtlinge, die in der Erzdiözese bis jetzt ein Obdach gefunden haben, deutlich unter 500 ein. Wir eruieren gerade die genauen Daten", sagt Prüller weiter.

Welche Asylwerber in den Einrichtungen der Erzdiözese untergebracht werden, soll die Caritas entscheiden und diese später auch zuteilen. Dafür aber müssen die Quartiere zur Verfügung stehen. Bis Ende September sollen somit die Umbauarbeiten (Toiletten, Nassräume) fertig gestellt sein. Prüller: "In den vergangenen Tagen gingen Dutzende Angebote von Pfarren und Klöstern ein." Zur Erklärung: Die Erzdiözese Wien beinhaltet 650 Pfarren, das Territorium geht weit in das nördliche sowie in das südliche Niederösterreich hinein. Die Fläche beträgt 9100 Quadratkilometer.

Keine "Befehlsgewalt"

Da Christoph Schönborn weder bei Klöstern noch Pfarren über eine "Befehlsgewalt" verfügt, wurde ein Koordinator für die Unterbringungen installiert. Reinald Tippow, Leiter der Pfarrcaritas, wird die Platz-Angebote, aber auch die Renovierungsarbeiten in den kirchlichen Gebäuden organisieren und überprüfen. "Leerstehende Pfarrhöfe werden in Zukunft eine Seltenheit sein. Vor der Flüchtlingswelle wurden sie verkauft oder vermietet. Jetzt werden viele hergerichtet", verspricht Prüller.

Neben dem Steffl

Einen kleinen Schritt weiter betreffend Flüchtlings-Unterbringung ist Dompfarrer Toni Faber. In der Nähe des Stephansdoms sollen an die zehn Asylwerber untergebracht werden. "Wahrscheinlich sind das zwei Familien. Es gab bereits Gespräche mit Hausverwaltungen. Bis Ende September werden die hilfesuchenden Menschen, unweit des Steffls eine Bleibe haben. Dabei handelt es sich nicht um Notquartiere", so der Dompfarrer.

Faber stützt sich auch auf den kürzlichen Aufruf von Papst Franziskus, dass jede Gemeinde in Europa Flüchtlinge aufnehmen soll: "Wir schaffen es, die Quartiere für 1000 Asylwerber in der Erzdiözese Wien zur Verfügung zu stellen." Wobei die römisch-katholische Kirche die Unterbringung nicht als Nächstenliebe versteht. Sie wird von der öffentlichen Hand genauso bezahlt wie jeder andere Unterkunfts-Anbieter in Österreich auch. Abhängig von anderen Angeboten wie Dolmetscher, medizinische Versorgung und pädagogische Betreuung sind das in der Regel 19 Euro pro Tag.

Dafür kann die Kirche auf das Engagement vieler Freiwilliger zurückgreifen. Faber dankt den ehrenamtlichen Mitarbeitern im Vorhinein, die bei 1000 Asylwerbern dringendst gebraucht werden: "Es gibt Unterstützungsangebote von einigen Dolmetschern, Medizinern und Pädagogen." Renovierungsarbeiten für die Räumlichkeiten müssen aber von Profis durchgeführt werden.

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