Artemis II: Von der Schönbrunner Straße auf den Mond

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Im Frühjahr werden erstmals seit 1972 wieder Menschen zum Mond fliegen. Ohne Technik aus Wien wäre das nicht machbar.

Wenn im kommenden Jahr - vermutlich zwischen Februar und April - erstmals seit 1972 wieder Menschen zum Mond geschickt werden, dann wäre dies ohne der Firma TTTech aus Wien-Wieden wohl gar nicht möglich. Die Software-Schmiede mit Hauptsitz in der Schönbrunner Straße hat sozusagen das "Nervensystem" der Orion-Kapsel entwickelt, die im Rahmen der Artemis-II-Mission vier Astronauten zum Erdtrabanten bringen soll, der anschließend mehrfach umkreist wird.

Auch bei Artemis III, wenn erstmals wieder Menschen den Mond betreten sollen, wird die Orion-Kapsel die Astronauten zur Mondumlaufbahn bringen. Dort sollen sie dann in ein Starship von Elon Musk umsteigen, so zumindest der aktuelle Plan. 

Gegründet wurde das Unternehmen TTTech im Jahr 1998 von Professor Hermann Kopetz, seinem Sohn Georg und dem Ex-Studenten Stefan Poledna, um die Forschung der TU Wien weiterzuentwickeln. Mittlerweile ist daraus ein Unternehmen in zwölf Ländern mit 150 Millionen Euro Umsatz und 1100 Mitarbeitern geworden. In Wien wurde auch eine Dependance in der Seestadt gegründet.

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Die vierköpfige Crew von Artemis II

Von der Orion-Kapsel bis zu Ariane 6 und New Glenn

"Orion war die Basis für unsere weiteren Erfolge in der Raumfahrt", erklärt Christian Fidi, Leiter der Luft- und Raumfahrtsparte. 2014 gab es den ersten Testflug, der bereits erfolgreich war. Die europäische Trägerrakete Ariane 6, das Lunar Gateway der NASA und sogar die zweite private Mondrakete, die New Glenn von Amazon-Gründer Jeff Bezos, setzen mittlerweile auf die Technik aus Wien (und der Zweigstelle in Bukarest). Tatsächlich ist das das who-is-who der westlichen Raumfahrt. 

Bei Orion-Kapsel etwa sind die Systeme des Wiener Unternehmens essenziell für die Steuerung des Raumschiffs oder die Sauerstoff-Versorgung der vierköpfigen Crew.

Genaue Details, etwa zu Auftragssummen, sind in der Raumfahrt allerdings verpönt. Die Abteilung für Luft- und Raumfahrt von Magna in Graz steuert beispielsweise Hochdruckleitungen für die Flüssigtanks der SLS-Mondrakete bei. Diese sind für die Aufrechterhaltung des nötigen Drucks in den 2,8 Millionen Liter fassenden Treibstofftanks für Flüssigwasserstoff und -sauerstoff gedacht. Darüber reden darf man bei Magna allerdings nicht. 

Auch das steirische Joanneum Research lieferte Teile für eine funktionierende Kommunikation von und zur Mondrakete, doch aktuell weiß man nicht, ob diese bei Artemis II tatsächlich im Einsatz sind. 

Insgesamt machen österreichische Firmen, die meisten sitzen in Wien oder Graz, im Weltraum mit rund 2000 Mitarbeitern aktuell Jahresumsätze von insgesamt 200 bis 300 Millionen Euro. Für hiesige Verhältnisse ist das viel, es entspricht etwa den vierfachen Einnahmen des Fußballklubs Rapid, doch in All-Dimensionen sind das Peanuts. Allein der Bau und Start der SLS-Mondrakete kostet fast vier Milliarden Euro. Und nur die USA und China investieren über hundert Milliarden pro Jahr in die Raumfahrt. Dazu kommen immer mehr kleinere Nationen wie Israel oder Neuseeland. 

Dabei spielt auch die Firma Beyond Gravity in der Breitenfurterstraße in Wien-Meidling eine tragende Rolle. Dort wurden Komponenten für das zehn Milliarden Euro teure James-Webb-Teleskop, aber auch für Missionen zu Mars und Merkur gebaut. Insgesamt ist man an mehr als 1000 Satelliten beteiligt, diese messen etwa den Klimawandel oder übertragen die Fußball-WM. 

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