Archäologischer Jahrhundertfund bei Umbau von Meinl am Graben entdeckt
Was dieser Tage beim Umbau des Meinl am Graben entdeckt wurde, sieht für die meisten unspektakulär aus: So, wie Steine eben aussehen. Experten erkannten jedoch: Es handelt sich um einen archäologischen Jahrhundertfund.
Vor fast 2.000 Jahren stützten die Steine noch das südliche Tor des römischen Legionslagers Vindobona in der Wiener Innenstadt. Im Mittelalter wurden sie dann für die Aufschüttung der dahinterliegenden Gräben zur Verteidigung des Legionslagers verwendet. Das ist in etwa dort, wo sich heute der Meinl am Graben befindet.
Und genau dort liegen die Steine noch heute - allerdings nicht mehr im Legionärsgraben, sondern in dem Geschäft. Dort warten sie darauf, restauriert zu werden. Knapp vor dem Geschäft wurde der Fund zufällig bei Bauarbeiten entdeckt und in die Hände der Stadtarchäologen übergeben.
Grund für die Bauarbeiten ist die Erweiterung des Fernkältenetzes der Wien Energie. Im Zuge derer wird der Meinl am Graben mit einer Kühlung durch Wasserrohre in den Wänden ausgestattet.
Nachhaltige Baugeschichte
Die Archäologen werden die Steine nun genau untersuchen. Die dabei gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse werden Eingang in die 2023 geplante Dauerausstellung im Wien Museum finden.
In dieser wird die Geschichte Wiens neu aufgerollt, wobei auch auf die Wiederverwendung von Baumaterialien in der Entwicklung der Stadt eingegangen wird.
„Das nachhaltige Bauen in Wien – dass man alte Steine aus der Römerzeit nahm, um sie im Mittelalter wiedereinzusetzen – ist ein starkes Thema in unserer Ausstellung“, sagt Konstanze Schäfer, Sprecherin des Wien Museums. Die Steine selbst werden nicht ausgestellt, sie kommen in die Sammlung des Wien Museums.
„Bei jeder Baumaßnahme findet man etwas. Der Boden ist voll von Archäologie“, sagt Michaela Kronberger, Kuratorin im Wien Museum. Der letzte Fund dieser Art sei jedoch im Jahr 1903 entdeckt worden, weshalb bei dem aktuellen sogar die Rede von einem Jahrhundertfund ist.
Kommentare