Anrainer unter Schock: Tränen vor der Trafik

Blumen und Kerzen vor der Trafik in Wien/Alsergrund
Kunden und Passanten sind sprachlos über die Brandattacke gegen eine 35-jährige Trafikantin.

In der Nußdorfer Straße bleiben am Samstag Passanten vor einer schwarz verkohlten Tür einer Trafik stehen. Einige legen Blumen vor den Eingang. Andere weinen. Fast alle senken den Kopf.

„Wie kann so etwas passieren?“, fragt eine ältere Dame traurig in die Runde. „Was für eine tolle Person sie ist, immer fröhlich, immer nett“, sagt Kundin Isabella M. Jeder kenne die Trafikantin hier im 9. Bezirk. Sie sei eine selbstbewusste und lebensfrohe Person. „Jeden Tag habe ich sie besucht“, sagt eine andere Frau. Das Entsetzen und die Trauer sind groß.

Anrainer unter Schock: Tränen vor der Trafik

Kundin Isabella M.: „Alle kennen die Trafikantin hier im Bezirk“

Am Freitag spielten sich genau an diesem Ort dramatische Szenen ab, der KURIER berichtete.

Die 35-jährige Trafikantin wurde Opfer eines Brandanschlags. Sie hatte sich allein in ihrer Trafik in der Nußdorfer Straße im 9. Bezirk befunden. Dann soll ihr Ex-Freund gekommen sein und sie mit einer Flüssigkeit überschüttet und angezündet haben. Er habe sie in der Trafik eingesperrt.

Mit Hilfe eines Einkaufswagens zertrümmerten Passanten und Mitarbeiter der anliegenden Geschäfte die Scheibe der Eingangstüre, um die 35-Jährige zu bergen. Zufällig befand sich ein Wagen des Samariterbundes in der Nähe der Trafik. Die Sanitäter löschten die Flammen mit Decken und leisteten umgehend Erste Hilfe.

Anrainer unter Schock: Tränen vor der Trafik

Festnahme in der Lobau

Sie wurde mit lebensgefährlichen Verbrennungen ins Spital gebracht, konnte zuvor jedoch noch den Namen des mutmaßlichen Täters nennen: ihren Ex-Partner. Nach einer Großfahndung der Polizei stellte sich der 47-Jährige am frühen Freitagabend.

Anrainer unter Schock: Tränen vor der Trafik

Er wurde wenig später im Freien in der Lobau festgenommen. Im Zuge der Einvernahmen des 47-Jährigen durch Ermittler des Landeskriminalamtes Wien, zeigte sich dieser schließlich größtenteils geständig, bestritt jedoch eine Tötungsabsicht. Er wurde in eine Justizanstalt gebracht. 

Jetzt steht vor ihrer Trafik am Automaten großgeschrieben: „Nie wieder Frauenmord“.

Anrainer unter Schock: Tränen vor der Trafik

Künstliches Koma

„Sie ist am Leben, aber derzeit im künstlichen Koma“, sagt eine andere Dame. Sie sagt, sie kenne die Trafikantin gut. „Ihre Beziehung war eine On-off-Beziehung seit vier Jahren“, sagt sie. „Als ich von der Attacke gehört habe, hatte ich befürchtet, dass es etwas mit ihm zu tun hat“, sagt sie weiter. Sie haben ihn angerufen, aber nicht erreicht.

Fast jeder Passant bleibt vor der Tür stehen. Auf der rechten Seite des Eingangs klebt ein Zettel: „35-jährige Trafikantin wurde hier am 5. März von Ex-Partner angezündet“, darunter wird aufgerufen, gegen Gewalt an Frauen am kommenden Frauentag am 8. März (17 Uhr am Stephansplatz) in Wien zu demonstrieren.

„Nach der Terrorattacke ist das wieder ein großer Schock – so etwas ist in Wien noch nie passiert“, sagt ein Herr. Auch er legt Blumen auf die Stufe der Trafik, neben die eingepackten Zeitungen.

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