"Eigentlich", sagt David Stellner, sei der Donaukanal kein guter Ort, um Straßenmusik zu machen. "Da ist unter der Woche nichts los", erzählt der 24-Jährige. An einem Samstag im Jahr ist das aber anders – und dieser Samstag ist der heutige.
Da findet zum zweiten Mal das Straßenmusik-Fest "Down Under The Bridge" (ab 14 Uhr, am Donaukanal unter der Augartenbrücke) statt. Singer-Songwriter spielen ohne Verstärker, nur mit ihren Gitarren, Geigen und der Kraft ihrer Stimme auf. 11.000 Menschen bekundeten schon auf Facebook ihr Interesse, 2000 haben ihr Kommen zugesagt.
Spritzer und Cocktails
Auf beiden Seiten des Kanals stecken die Bar- und Lokalbetreiber mitten in der Vorbereitung für die Sommersaison. Bänke werden lackiert, Terrassen angelegt, Sand angeschüttet, Lichterketten montiert.
Abgesehen von den Großen – Badeschiff, Tel Aviv Beach und Adria – sind heuer auch wieder viele kleinere Lokale mit dabei. Der Stadt-Heurige "Zum g’schupftn Ferdl" eröffnet kommende Woche seine Sommer-Dependance am Wasser, den sogenannten "G’spritztn Ferdl". Abgesehen vom G’spritztn wird es auch etwas zu essen geben, und zwar im Glas (Beinschinken mit Kren, zum Beispiel).
Das Pub Klemo ist – wie im Vorjahr – mit Weinbar und Shop vertreten, das Burger-Lokal "It’s all about the Meat Baby" kehrt zurück. Erstmals am Donaukanal ist der Club Chaya Fuera, der eine Cocktail-Bar mit Terrasse eröffnen wird. "Wir wollten eigentlich schon im Vorjahr dabei sein, aber da haben wir keinen Platz mehr bekommen", sagt Niki Helletzgruber vom Chaya Fuera. Das veranschaulicht, wie sich die einstige Betonwüste zum Lebensraum für die Wiener entwickelt hat: "Bis vor fünf Jahren war der Donaukanal gar nicht auf meinem Schirm, jetzt ist er voll im Fokus", sagt Ferdinand Freninger vom G’spritztn Ferdl.
Für jeden
Clemens Hromatka von Boxircus, der die Pop-up-Shops und Container-Lokale am Kanal vermietet, weiß auch, warum: "Der Donaukanal hat einen interessanten Mix an Leuten. Hier ist die hippe Wiener Szene der 20- bis 40-Jährigen, aber auch Touristen, die mit dem Twin-City-Liner anlegen."
Vorreiter in der Entwicklung waren laut Hromatka die Gastronomen von Tel Aviv Beach und Badeschiff. "Mit der kommerziellen Nutzung ging auch die bauliche Aufwertung des Donaukanals einher." Und das sei "höchste Zeit" gewesen, meint Hromotka. "In anderen Städten werden die Grätzeln am Wasser schon längst genützt. Auch der Donaukanal hat noch Potenzial nach oben."
Das sieht auch Ferdinand Freninger so: "Ein Gesamtkonzept fehlt." Er wünscht sich mehr Kultur und Events am Donaukanal, aber auch eine Liegewiese. Denn die konsumfreien Zonen – die Stiegen, auf denen man sein eigenes Bier in der Sonne trinken oder einfach ein Buch lesen kann – sind wichtig für Kanal. Das ist auch den Gastronomen bewusst: "Wenn einer sein Bier mitnehmen will, soll er das tun.Schließlich macht es den Donaukanal aus, dass er für jede Schicht zugänglich ist", sagt Freninger.
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