Passagiere rätseln über U6 im Schneckentempo

In Schleichfahrt steuert derzeit die U6 in Fahrtrichtung Süden die Station Alterlaa an. Das soll auch noch bis Juni so bleiben.
Seit Wochen "schleicht" die U6 wegen Wartungsarbeiten in Richtung Süden.

Irritiert sind derzeit Passagiere, die regelmäßig mit der U6 nach Liesing fahren. Ohne ersichtlichen Grund ist Wiens meistbefahrene U-Bahn-Linie stadtauswärts zwischen den Stationen Am Schöpfwerk und Alterlaa seit mehreren Wochen im lähmenden Schneckentempo unterwegs. Erst danach nehmen die Züge wieder ihre reguläre Geschwindigkeit auf.

Wie ein KURIER-Lokalaugenschein am Dienstag zeigte, sind derzeit sämtliche Garnituren auf diesem Abschnitt in Schleichfahrt unterwegs – in die Gegenrichtung fahren sie allerdings mit normalem Tempo.

Doch was ist der Grund für die eingebremste U6? Ein Wiener-Linien-Mitarbeiter bei der Station Alterlaa spricht von Sanierungsarbeiten auf der Hochtrasse. "Deshalb müssen die Züge derzeit langsamer fahren. Außerdem werden Vermessungen durchgeführt." Genaueres wisse aber auch er nicht.

Von offizieller Seite ist man um Beruhigung bemüht: "Derzeit werden Untersuchungen am Tragwerk der Trasse durchgeführt", betont ein Sprecher. Dabei handle es sich aber um eine Routine-Maßnahme, die planmäßig alle paar Jahre vorgeschrieben sei. Gleichzeitig führe man Wartungsarbeiten am Gleiskörper durch. "So wird beispielsweise die Schotterung nachgefüllt."

Tempolimit

Zwar erfolgen die Arbeiten laut Sprecher nach Betriebsschluss in der Nacht; wegen der Baustelle müsse die U6 in diesem Bereich aber auch tagsüber langsam fahren. Konkret seien in diesem Abschnitt maximal 40 km/h erlaubt. "Es kommt dadurch aber zu keiner Beeinträchtigung des Fahrplans", betont der Sprecher. Im Juni sollten die seit April laufenden Arbeiten abgeschlossen sein.

Unliebsame Überraschungen mit enormen Folgekosten schließt man seitens der Wiener Linien aus. So hatte man bei der U6-Station Josefstädter Straße jahrelang massive Schäden an der Bausubstanz übersehen. Erst bei der Beseitigung von Feuchtigkeitsschäden kamen sie 2011 zu Tage, was zu enormen Verzögerungen und einer Explosion der Sanierungskosten auf 13,08 Millionen Euro führte. Die Wiener Linien ernteten deshalb scharfe Kritik vom Stadtrechnungshof.

"Die beiden Fälle sind überhaupt nicht miteinander vergleichbar", sagt der Sprecher der Verkehrsbetriebe. Im Gegensatz zur modernen Anlage in Alterlaa habe man es damals mit einem Bau aus dem 19. Jahrhundert zu tun gehabt.

Rekord-Linie

Mit 17,6 Kilometern ist die U6 derzeit die längste Linie im Wiener U-Bahn-Netz. Mit fast 130 Millionen Passagieren pro Jahr ist sie auch die meistbefahrene. Anders als
die übrigen Linien wird sie mit Oberleitung betrieben.

Geschichte

Entlang des Gürtels ist die U6 noch auf der alten Stadtbahn- Trasse aus dem 19. Jahrhundert unterwegs, ergänzt durch den in den 1990er neu gebauten Nordast und den Südast entlang der alten Straßenbahn-Trasse aus den 1970ern.

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