AKH: Das zähe Warten, bis der Arzt kommt

AKH: Das zähe Warten, bis der Arzt kommt
Verwaiste Stationen, gesperrte OP-Säle und lange Wartezeiten: Ärzte warnen vor düsteren Zeiten für die Patienten.

Yldiz Ayten hat Schmerzen und sie wartet. Seit vier Stunden sitzt sie mit ihrem kleinen Sohn im Warteraum der orthopädischen Ambulanz im AKH Wien. "Alle sechs Wochen komme ich hierher. Oft dauert es fünf Stunden, bis ich drankomm", erzählt die Wienerin, die eine komplizierte Hüftoperation hinter sich und eine weitere noch vor sich hat. Ayten ist eine von vielen Patienten, die an diesem Dienstagmorgen in einer der zahlreichen AKH-Ambulanzen Platz genommen haben. "Manche müssen mit Wartezeiten von sechs Stunden rechnen", sagt Orthopädie-Vorstand Reinhard Windhager freimütig. "Doch was heute die Ausnahme ist, könnte mit 1. Jänner zur Regel werden."

Und nicht nur das: Ärzte wie Windhager sind es, die seit Tagen vor einem "Kollaps" im größten Spital Österreichs warnen. Vor wenigen Wochen bekamen die Klinikvorstände einen Brief von ihrem Chef Wolfgang Schütz. Die Botschaft war klar: So muss allein Windhager künftig 14 Prozent beim Personal einsparen. Denn der Medizinischen Universität fehlen allein heuer neun Millionen Euro im Budget. 180 Dienststellen und Verträge sollen gestrichen, nicht nachbesetzt oder nicht verlängert werden. "Wenn dieses Vorhaben umgesetzt wird", sagt Windhager, "ist das für Patienten gefährdend". So wären etwa auf seiner Station an mehreren Tagen die Woche nur drei (statt wie bisher vier) diensthabende Ärzte.

"Wir sind schon jetzt unterbesetzt und wären nicht mehr OP-fähig", sagt Windhager. "Die Betreuung der Notfall-Ambulanz wäre für uns gestorben. Sonst wäre ja in Notfällen die Station verwaist." In der Folge würden OP-Säle gesperrt und Wartezeiten steigen.
Auf anderen Stationen wie der Anästhesie, HNO-Abteilung oder der Chirurgie soll die Situation ähnlich sein. "Ich verstehe nicht, dass all dies von neun Millionen Euro abhängen soll", sagt Windhager mit Verweis auf ein jährliches AKH-Gesamtbudget von einer Milliarde Euro.

Uneinig

Doch im Hintergrund streiten Bund und Stadt Wien weiter ums Geld. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) betont, es sei "undenkbar", dass die Stadt mit weiteren Mitteln für das AKH einspringe. Sie fordert Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) auf, den mit der Stadt geschlossenen Vertrag einzuhalten. Dieser sieht vor, dass das ärztliche Personal von der MedUni und somit vom Bund bereitgestellt wird. Töchterle nehme seine Zuständigkeit in einem Ausmaß nicht wahr, wie sie es noch nicht erlebt haben will: "Es geht nicht um die Frage, wofür möchte wer zuständig sein, sondern es gibt klare Vereinbarungen."

Frau Ayten muss also weiter warten - auf ihre Kontrolluntersuchung, und auf eine Patienten-verträgliche Lösung des AKH-Problems.

Vorstoß: "Es wäre die Lösung eines 100 Jahre alten Problems"

Die Überraschung war groß, als Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) vor Monaten im KURIER eine neue Eigentümerstruktur für das AKH forderte. Für das Spital sind der Bund (in Gestalt der Medizinischen Universität) und die Stadt Wien zuständig. Ein Umstand, der stets für Unmut sorgte.

Nun lässt Spitalschef Reinhard Krepler im KURIER-Gespräch mit einem Vorschlag aufhorchen: "Gemeinsam mit dem Rektor der MedUni strebe ich eine Betriebsgesellschaft an." In etwa eineinhalb Jahren wäre der Plan umsetzbar. Krepler schwebt eine Gesellschaft mit vier Geschäftsführern und einem Aufsichtsrat vor. "Sowohl Gemeinde als auch MedUni würden je zwei Geschäftsführer zustehen."

Letztlich würde dies die "Ausgliederung des AKH aus dem Krankenanstaltenverbund" bedeuten. Experte Ernest Pichlbauer: "Das wäre die Lösung eines 100 Jahre alten Problems." Das schwammige Profil des AKH könnte geschärft, "das Verhältnis zwischen Forschung, Lehre und medizinischer Versorgung neu geordnet werden".

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