Affäre bringt Ärzte-Chef Johannes Steinhart ins Wanken

Affäre bringt Ärzte-Chef Johannes Steinhart ins Wanken
Wegen der jüngsten Finanzcausa in der Wiener Ärztekammer wird der Unmut der Funktionäre über ihren Präsidenten immer größer. Manche denken schon über einen Misstrauensantrag nach.

Wenige Monate erst ist Johannes Steinhart Chef der Wiener und österreichischen Ärztekammer – Funktionen, um die er sich jahrelang bemüht hat. Nun droht seine Karriere jäh zu enden.

Schuld ist die Affäre rund um die Firma Equip4Ordi, eine Tochter der Kurie der niedergelassenen Ärzte der Wiener Ärztekammer, die mit Ordinationsbedarf handelt. Aufgrund fragwürdiger Kreditgeschäfte in Millionenhöhe und zweifelhafter Bonuszahlungen an Manager ermittelt mittlerweile die Staatsanwaltschaft gegen drei Personen. Darunter zwei Kammer-Mitarbeiter, die inzwischen entlassen wurden (der KURIER berichtete).

Nun wächst der Unmut vieler Kammer-Funktionäre über Steinhart, der bis zum Vorjahr Chef der Kurie der niedergelassenen Ärzte und damit Letztverantwortlicher für das Unternehmen war. Er hatte sich zuletzt "fassungslos" über die Vorgänge in der Equip4Ordi gezeigt.

"Verheerende Optik"

Doch immer weniger seiner Kollegen wollen glauben, dass er nichts über sie wusste. In Info-Veranstaltungen wurden die beiden Kurien von Kammer-Vizepräsident Erik Randall Huber, der die Causa ins Rollen gebracht hatte, in den vergangenen Tagen über den Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt. Teilnehmer sprechen gegenüber dem KURIER von einer "verheerenden Optik für Steinhart", von einem möglichen Schaden von 500.000 Euro ist die Rede.

Zuletzt zitierte zudem dossier.at aus einer Aktennotiz, die belegt, dass Steinhart im Februar 2021 bei einer Sitzung mit den Equip4Ordi-Geschäftsführern dabei war, bei der es um die umstrittenen Prämien und Provisionszahlungen ging.

Immer lauter wird nun der Ruf nach einer außerordentlichen Vollversammlung der Wiener Kammer, bei der endlich Steinhart selbst Rede und Antwort steht. Denn die nächste reguläre Sitzung ist erst im Juni. Zur Einberufung sind die Stimmen von 30 der 90 Mandatare nötig.

Und manche Funktionäre sprechen schon von einem Misstrauensantrag, der bei der Sondersitzung gegen Steinhart eingebracht werden könnte. Um den Präsidenten zu Fall zu bringen, bräuchte es 60 Stimmen. Kein leichtes Unterfangen angesichts der zersplitterten Machtverhältnisse in der Kammer.

Möglicher Nachfolger

Dennoch werden schon Namen für einen möglichen Nachfolger gehandelt. Allen voran Vizepräsident Stefan Ferenci. Zwar missfallen manchen seine scharfen Attacken auf die Stadt Wien im Zusammenhang mit der Personalnot in den Spitälern; viele halten ihm aber zugute, dass er sich seinerzeit als Finanzreferent massiv (wenn auch letztlich erfolglos) gegen einen 900.000-Euro-Zuschuss der Kammer für Equip4Ordi gewehrt hatte.

Affäre bringt Ärzte-Chef Johannes Steinhart ins Wanken

Stefan Ferenci

Damit nicht genug: Müsste Steinhart abtreten, verlöre er auch automatisch den Posten als Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Die Funktion müsste aus dem Kreis der neun Landeschefs neu bestellt werden.

Zu alldem wollte Steinhart am Freitag gegenüber dem KURIER nichts sagen. Ein Sprecher verwies auf die laufenden Verfahren.

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