Ob es sich dabei tatsächlich schon um einen Streik oder nur um eine Protestaktion handelt, ist Ansichtssache: Von 10 bis 11 Uhr werden morgen, Freitag, die im Dienst befindlichen Ärzte der zentralen Notaufnahme der Klinik Ottakring die Arbeit niederlegen.
Damit wollen sie, wie berichtet, auf die drückende Personalnot und die damit verbundenen Probleme in der Patientenversorgung hinweisen. Zunächst mit einer Kundgebung vor der Abteilung selbst, um 10.30 Uhr soll dann auch eine vor dem Spital stattfinden, um auch die Bevölkerung über die Anliegen der Mediziner (u. a. mehr Personal, höhere Zulagen) zu informieren.
Laut Serverin Ehrengruber, Sprecher des Streikkomitees, werden sich auch andere Kollegen aus dem Haus anschließen. Nicht in den Warnstreik gehe das Pflegepersonal der Abteilung, es habe sich aber solidarisch erklärt.
Doch was kommt auf die Patienten zu? Anders als von den Streikenden gefordert, hat der Gesundheitsverbund (Wigev) entschieden, dass die Klinik Ottakring auch während der Streikdauer von Rettungen angefahren wird.
Wartezeiten möglich
Zu einer Gefährdung der Patientenversorgung sollte es aber während dieser 60 Minuten nicht kommen, wie Ehrengruber gegenüber dem KURIER versichert. „Während des Streiks werden einige Kollegen aus anderen Abteilungen die Betreuung der Patienten auf der Notaufnahme übernehmen“, sagt der Arzt. Und natürlich würden auch die angestammten Ärzte ihren Protest unterbrechen, um zu helfen, sollte etwa ein Patient auf dem Weg in die Notaufnahme zusammenbrechen. „In Fällen hingegen, wo es medizinisch vertretbar ist, kann es zu längeren Wartezeiten kommen“, sagt Ehrengruber.
Kollegen solidarisch
Mit den Streikenden solidarisch erklärt haben sich indes unter anderem die Mediziner der gynäkologischen Abteilung der Klinik Ottakring, aber auch die Mittelbau-Ärzte der Klinik Floridsdorf. Sie kritisieren das Schweigen der Gewerkschaft und einzelner Personalvertreter zu den Problemen der Ottakringer Ärzte. Mehr noch: „Unser Hilferuf hat sogar über unsere Landesgrenzen Wellen geschlagen. Unter anderem erreichten uns Solidaritätsbekundungen aus Großbritannien“, sagt Aglaia Kotal vom Streikkomitee.
Kein Verständnis hat man naturgemäß im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). „Das Vorgehen wirkt, als ob es von Anfang an auf Eskalation ausgelegt war“, kritisiert ein Sprecher. Die Ärzte hätten den Streik angekündigt, noch bevor sie ihre Anliegen mit den zuständigen Instanzen besprochen hätten. Also Personalvertretung, Abteilungsleitung und ärztliche Direktion.
Die beiden Letzteren hätten zudem zuletzt betont, dass ein Großteil der Forderungen der Ärzte bereits umgesetzt sei oder sich im Umsetzung befinden würde.
Beim Streikkomitee sieht man das anders: „Wir begrüßen, dass auf die einzelnen Forderungen eingegangen wurde“, sagt Ehrengruber. „Es fehlen aber noch konkrete Daten und Fakten, wann welche der nötigen Maßnahmen umgesetzt werden.“ Gut möglich also, dass der Warnstreik am Freitag nur der Auftakt zu längeren Protesten gewesen sein wird.Josef Gebhard
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