Ärztekammer: Offener Machtkampf in Steinharts Fraktion

Ärztekammer: Offener Machtkampf in Steinharts Fraktion
Junger AKH-Mediziner will den Präsidenten als Obmann in der "Vereinigung" ablösen. Hintergrund ist der Konflikt um die Firma Equip4Ordi.

Im seit Monaten tobenden Streit innerhalb der Wiener Ärztekammer rund um die kammereigene Handelsfirma Equip4Ordi steht Donnerstagabend die nächste schicksalhafte abendliche Sitzung an. Bei der Vollversammlung der Wiener Landesgruppe der ÖVP-nahen Kammer-Fraktion „Vereinigung“ plant eine Gruppe den Sturz des Obmanns, Kammerpräsident Johannes Steinhart.

Statt ihm soll laut Neuwahlantrag Frederic Tömböl, AKH-Arzt und Finanzreferent der Wiener Kammer, neuer Obmann werden.

Gegenüber dem KURIER bestätigt Tömböl (33) einen entsprechenden Bericht der Kleinen Zeitung. Für die Wahl genügt eine einfache Mehrheit, wahlberechtigt sind die rund 270 Wiener Mitglieder der Vereinigung.

Ob es tatsächlich zu einem Führungswechsel kommt, war im Vorfeld nicht abschätzbar.

Ärztekammer: Offener Machtkampf in Steinharts Fraktion

Frederic Tömböl

Hintergrund sind die internen Grabenkämpfe, die die Causa Equip4Ordi ausgelöst hat. Wie berichtet, wurden bei dem Unternehmen der Kurie der niedergelassenen Ärzte zahlreiche Ungereimtheiten bekannt, etwa fragwürdige Prämienzahlungen und Kreditgeschäfte.

Die Wiener Kammer hat zwei Mitarbeiter entlassen, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen drei Personen.

Kammerintern sorgte eine mögliche Verstrickung von Steinhart für heftige Auseinandersetzungen. Er war bis zum Vorjahr Kurienobmann. Sein Nachfolger Erik Randall Huber, der die Causa aufgedeckt hat und ebenfalls zur Vereinigung gehört, hatte ihm vorgeworfen, bei der Aufklärung zu wenig zu kooperieren.

Misslungener Gegenschlag

Im Gegenzug versuchten Steinhart-Vertraute aus der Vereinigung gemeinsam mit Oppositionsfraktionen die Abwahl Hubers zu erzwingen, was - wie berichtet - misslang.

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Dieses Vorgehen veranlasst nun Tömböl zu seinem Versuch, Steinhart abzulösen.

Die „destruktive Dynamik“ müsse „schnellstmöglich beendet werden, um die Zukunft unseres Vereins sichern zu können“, begründet er in einem internen Schreiben seinen Schritt.

"Tömböl handelt hinterrücks"

Am Mittwoch holte wiederum Steinhart in einem Schreiben an die Mitglieder, das dem KURIER vorliegt, zum Gegenschlag aus. Darin schreibt er über Tömböl: „Er trägt wesentlich zur Spaltung der Fraktion bei und handelt hinterrücks.“ So habe er „hinter meinem Rücken für meine Abwahl“ geworben.

Gemeinsam mit Huber habe er im Zusammenhang mit der Causa Equip4Ordi eine Schmutzkübelkampagne gestartet, bei der es bloß darum gehe, Steinhart los zu werden. Tatsächlich, so betont Steinhart, habe er sich „auch im Zusammenhang mit der Equip4Ordi“ stets korrekt verhalten.

Eine Abwahl Steinharts als Obmann der Vereinigung bedeutet nicht automatisch, dass er auch als Kammerpräsident Geschichte ist. Ein entsprechender Abwahlantrag ist zur Zeit nicht realistisch.

Denkbar ist aber, dass der Konflikt in der Vereinigung zu einer Fraktionsspaltung führt, die auch die fragile Mehrparteien-Koalition in der Kammer gefährdet. Letztlich könnte dies sehr wohl zum Fall des Präsidenten führen. Womit auch die Bundesärztekammer einen neuen Chef benötigen würde.

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