Ärzte wollen bei Visiten günstiger parken

Ärztin Eva Raunig klagte beharrlich gegen die Stadt Wien
Konsequenzen. Immer weniger Hausbesuche.

800 Wiener Hausärzte fordern jetzt bei den Parkkarten eine Gleichstellung mit dem Gewerbe. Wie der KURIER berichtete, stellt die Magistratsabteilung 65 (rechtliche Verkehrsangelegenheiten) jährlich 14.000 Parkkarten aus. Damit können Betriebe (auch aus den Bundesländern) in den 15 Wiener Pickerlbezirken billiger parken. Hintergrund: Viele Branchen, wie Installateure oder Tischler, brauchen zur Arbeitsausübung schweres Werkzeug. Dieses Argument fällt bei Ärzten – wenn sie Hausbesuche durchführen – weg.

Eva Raunig, niedergelassene Medizinerin in Wien-Alsergrund, zog wegen der Ungleichbehandlung durch die Stadt Wien vor den Verfassungsgerichtshof: "Dort aber fühlten sich die Juristen nicht zuständig." Also klagte die Ärztin die Stadt vor dem Verwaltungsgericht. Wieder ohne Erfolg. Parallel wurde sie von der Ärztekammer unterstützt. Aber auch Vizebürgermeisterin Renate Brauner erteilte der Ärztekammer eine Absage.

Hausbesuche schwierig

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, erklärt die Situation: "Seit Jahren fordern wir diese Gleichstellung mit dem Gewerbe in Sachen Parkkarten. Denn nur so ist es niedergelassenen Medizinern möglich, jederzeit Hausvisiten durchführen zu können."

Tatsächlich liegt das Problem der Ärzte bei der Parkmöglichkeit in der Nähe ihrer Praxen. Denn viele wohnen nicht im selben Bezirk, in dem ihre Praxen beheimatet sind. "Wir dürfen zwar mit dem Schild Arzt/Ärztin im Dienst in der Nähe der Adressen in den Pickerlbezirken der Patienten parken - kommen wir aber zur Praxis zurück, finden wir keinen Stellplatz. Und hat man endlich einen Parkplatz gefunden, muss ein Parkschein ausgefüllt werden sowie das Auto nach zwei Stunden immer umgeparkt werden", ärgert sich Medizinerin Raunig. An manchen Tagen absolviert sie bis zu zehn Hausbesuche.

Ärztin ließ nicht locker

Natürlich, so die Ärztin weiter "stelle ich mir eine Route bei den Hausvisiten zusammen. Aber ich muss oft in die Ordination zurück um etwa Blut abzugeben oder Medikamente zu holen." Die Ärztin ließ nicht locker und beantragte bei der zuständigen MA 65 eine Parkkarte für ihren Pickerlbezirk Alsergrund, in dem die Praxis liegt.

Jetzt lernte Raunig die Macht der Beamten kennen: "Mir wurde empfohlen, ein Zeit-Weg-Diagramm zu erstellen. Also führte ich über Wochen ein exaktes Fahrtenbuch. Mit dem Protokoll meiner Visiten wurde ich vorstellig. Es wurde mir erklärt, dass diese Aufzeichnungen für eine Parkkarte nicht entscheidend sind. Das war nur Frotzelei."

Die für Ärzte provozierte Parkplatznot in den Pickerlbezirken hat jedoch auch ernste Konsequenzen. Wichtige Hausbesuche werden seltener durchgeführt.

Kommentare