Ärzte im Wilhelminenspital schlagen wegen Personalnot Alarm

Gangbett im Wilhelminenspital.
Fünf Mediziner fehlen. Ärzte befürchten eine Gefährdung der Patienten.

Die Gemeindespitäler kommen wegen der grippebedingten Engpässe nicht zur Ruhe. Sechs Oberärzte von der 2. Medizinischen Abteilung im Wilhelminenspital haben jetzt wegen akutem Ärztemangel eine Gefährdungsanzeige beim Krankenanstaltenverbund (KAV) eingebracht. Laut Schreiben sind statt 21 nur 16 Ärzte vorhanden, fünf Stellen sind also unbesetzt. Eine "medizinisch professionelle und adäquate Patientenversorgung und Patientensicherheit" könne "unter diesen Bedingungen nicht gewährleistet" werden.

Der Hintergrund mutet leicht skurril an: Die Abteilung sorgte zuletzt für Negativ-Schlagzeilen, weil zu Weihnachten gleich acht Patienten in Gangbetten untergebracht werden mussten, obwohl gleichzeitig zehn freie Betten in den Zimmern vorhanden waren. Diese Betten mussten im September wegen des Personalmangels gesperrt werden.

Vor wenigen Tagen reagierte der KAV und stellte die Betten wieder zur Verfügung. Nur: "Die nach Mediendruck erzwungene Wiedereröffnung der Betten ändert nichts an unserer Personalsituation", stellen die Ärzte nüchtern fest.

Massive Kritik

"Es ist schon länger bekannt, dass es hier einen Engpass gibt, kritisiert Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres den KAV. Auch die verfrühte Grippewelle könne keine Ausrede sein. "Wäre sie ein paar Wochen später gekommen, hätte es eben dann die Engpässe gegeben." Man hätte den Ärzten wenigstens ermöglichen sollen, ausnahmsweise mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 48 Stunden pro Woche zu arbeiten, sagt Szekeres.

Im KAV ist man überrascht über den Aufschrei der Ärzte: "Die aktuelle Aufhebung der Bettensperre ist mit dem Abteilungsvorstand und dem Team besprochen worden", sagt eine Sprecherin. "Aufgrund der Meldung wird sich die Generaldirektion die aktuelle Lage natürlich genau ansehen. Erstmaßnahmen sind bereits eingeleitet, ein Mitarbeiter der Generaldirektion ist bereits vor Ort."

Einen ersten Teilerfolg hat indes Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz erzielt. Wie berichtet, hat sie die Träger der privaten Spitäler kontaktiert, damit diese mehr Rettungszufahrten übernehmen. So sollen die KAV-Häuser entlastet werden. "Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder hat angekündigt, die Rettungskapazitäten bis zum Abebben der Grippewelle um durchschnittlich 50 Prozent aufzustocken", sagt Pilz.

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