Achtung, die Radfahrer sind los!

Achtung, die Radfahrer sind los!
Mit dem Frühling beginnt in Wien die Radsaison. Doch auch die Konflikte sind an einigen Problemzonen schon fix.

Radfahren in der Stadt boomt wie nie. 350 Millionen Kilometer legten die Wiener im Vorjahr zurück. "Allein im letzten Jahr hatten wir einen Zuwachs an Radfahrern von 20 Prozent ", erklärt Wiens Radbeauftragter Martin Blum. Er will dafür sorgen, dass dieser Boom anhält und das Bewusstsein für ein Miteinander stärken. Noch im Frühjahr soll daher eine Sensibilisierungskampagne starten.

"Vor zehn Jahren bin ich auf der Brünner Straße geradelt. Ein Autofahrer hat sich eingebremst, das Fenster runtergekurbelt und gemeint, ich solle am Gehsteig radeln", sagt Andrzej Felczak von der ARGUS Radlobby. "Es hat sich also einiges verändert." Das bestätigt auch ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer: "Die radikalen Radler und Autofahrer nehmen ab."

Doch noch gibt es in Wien genügend Hotspots, an denen sich täglich Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer in die Quere kommen. Es wird daher neben den Worten auch bauliche Veränderungen geben müssen, um diese zu entschärfen.

Sorgenkind Nummer eins ist der Ringradweg. Auf Wiens meistbefahrener Radstrecke kommt es vor allem bei Ausgängen von U-Bahn-Stationen oft zu brenzligen Situationen zwischen Radlern und Fußgängern. Besonders gefährlich: Stubenring, Opernring, der Ausgang Volksgarten und das Schottentor. "Das werden immer Hotspots sein", sagt Blum. Er hofft, dass sich durch den Ausbau des Ringradwegs die Lage entschärft.

Autofahrer hingegen müssen am Ring beim Abbiegen stets auf Radfahrer achten. Denn viele Radler ignorieren ihren Nachrang, etwa auf der Höhe Zedlitzgasse beim Stubentor.

In der Innenstadt wurde zwar das Eck Reitschulgasse/Habsburgergasse entschärft, trotzdem ist auch hier Vorsicht für alle Verkehrsteilnehmer geboten.

Ebenfalls im Visier des Radlobbyisten Felczak ist die Zweierlinie: Am Getreidemarkt endet der Radstreifen kurz vor der Ampel zur Wienzeile im Nichts. In der entgegengesetzten Richtung existiert gar kein Radstreifen. Am Weghuberpark zwischen Lerchenfelder Straße und Neustiftgasse wiederum müssen Radler Schlangenlinien um wartende Fußgänger und Leuchtmasten fahren. Aber: Viele Radler halten sich hier nicht an die vorgeschriebene Fahrtrichtung.

Ständige Konflikte gibt es auch auf der Burggasse und der Neustiftgasse, wo sich Taxis, rechtsabbiegende Autos, Busse und Radfahrer die rechte Spur teilen sollen.

Kritik gibt es auch für die Mariahilfer Straße, die Landstraßer Hauptstraße, die Universitätsstraße und die Margaretenstraße. Hier enden Radstreifen stets ohne Grund mitten auf der Straße. Sich dann in den Fließverkehr einzuordnen, erfordert von Radlern Mut.

"Oft wären es nur Kleinigkeiten, die eine Problemzone entschärfen", erklärt Felczak. Etwa eine gute Sichtbarkeit oder ordentliche Beschilderung. "Die meisten Konflikte entstehen dort, wo der Vorrang nicht genau ersichtlich ist."

Felczaks Theorie: Viele, die in der Verkehrsplanung arbeiten, seien noch nie auf dem Fahrrad gesessen. "Sie kennen die Praxis nicht."

Gut aufpassen muss man auf der frisch sanierten Friedensbrücke. Dort wurde der Radstreifen so knapp bemessen, dass die Außenspiegel der Autos nahezu die Radler streifen. Durch die baulich höhere Bim-Station auf der linken Seite können die Autofahrer nicht ausweichen. Selbst wenn sie wollten.

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