Abgängige Geschwister: Vater vernommen, Sohn aufgetaucht

Abgängige Geschwister: Vater vernommen, Sohn aufgetaucht
Polizisten trafen den Buben und seinen Vaters auf der Straße an. Zu den Vorwürfen wollten sich weder die Eltern noch der Elfjährige äußern.

Seit einer Woche wird in Wien nach drei Geschwistern gesucht, die im Zusammenhang mit einem Polizeieinsatz wegen Verdachts der Kindesentziehung geflüchtet waren. 

Eines der Kinder, ein elfjähriger Bub, ist nun aufgetaucht und befindet sich in Obhut der Behörden, sagte Polizeisprecherin Barbara Gass am Donnerstag der APA auf Anfrage. Er war von Polizisten in Begleitung seines Vaters angetroffen worden.

Die Beamten waren Mittwoch spätabends zu einer Amtshandlung im Bezirk Ottakring ausgerückt, die mit dem Fall der drei Kinder nichts zu tun hatte. Dabei begegnete ihnen ein Mann mit einem Buben. Weil sich die beiden ungewöhnlich verhielten - der Vater wollte mit dem Kind vor den Polizisten davonlaufen -, wurden sie angehalten und überprüft. 

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Es stellte sich heraus, dass es sich um den Vater der drei Kinder handelte, der seit deren Verschwinden gesucht worden war, weil ihn die Polizei "im Zuge der Umfeldermittlungen vernehmen wollte".

"Der Elfjährige wurde den Obsorgeberechtigten übergeben", so Gass, also der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt (MA 11). "Der Vater wurde vernommen. Er konnte keine Angaben zum Verbleib der anderen Kinder machen und gab an, nichts mit der Kindesentziehung zu tun zu haben." Die Staatsanwaltschaft ordnete keine weiteren Maßnahmen gegen den Mann an.

Grund für den Einsatz, der zum Verschwinden der Kinder geführt hatte, war, dass die Mutter trotz vorläufigen Entzugs des Sorgerechts seit sieben Monaten die Kinder in ihrer Obhut gehabt haben dürfte. Die Kinder - laut Polizei und MA 11 ein 13-jähriges Mädchen, ein elfjähriger Bub und eine Vierjährige - hätten aufgrund der Überforderung der Mutter keinen strukturierten Tagesablauf und kein kindgerechtes adäquates Zuhause gehabt, zudem hätten sie nur unregelmäßig die Schule besucht, sagte MA 11-Sprecherin Ingrid Pöschmann. 

Es habe mehrere Gefährdungsanzeigen gegeben, zudem hätte sich auch die 38-Jährige selbst an die Behörden gewandt, um Hilfe zu erhalten. Im Juni 2023 wurden die Kinder in ein Krisenzentrum gebracht. Später soll die Frau mit der jüngsten Tochter "untergetaucht" sein. Die beiden Älteren liefen aus einer Wohngemeinschaft weg, vermutlich ebenfalls zur Mutter.

Mit Leintüchern aus Fenster abgeseilt

Bei dem Polizeieinsatz vergangenen Donnerstag fanden die Behördenvertreter nur die beiden älteren Kinder vor. Es besteht der Verdacht, dass das vierjährige Mädchen von der Frau kurz zuvor aus einem Fenster im zweiten Stock mit Leintüchern "abgeseilt" worden sein könnte. Auch die beiden Geschwister tauchten gleich wieder unter. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur. 

Die MA 11 appelliert an die Personen, bei denen die Kinder untergebracht sind, Kontakt mit den Behörden aufzunehmen. Unter anderen. da die 13-Jährige dringend eine Operation benötigt. Die Mutter wurde vergangenen Samstag wegen Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr in Untersuchungshaft genommen. Sie verweigerte laut Polizei jede Aussage.

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