Bypass für die Verkehrsschlagader

Waagner Biro montiert im Auftrag der ASFINAG den Fly Over auf der A23. Wien, 13.07.2013
Fünf Wochen lang rollen auf der A 23 täglich 100.000 Autos auf einer Rampe über die Arbeitstrupps.

Sie gehört zum Wiener Sommer wie der G’spritzte oder das Donauinselfest: Seit gestern Früh ist die Fly-Over-Konstruktion auf der Südosttangente (A 23) wieder für fünf Wochen bestimmende Größe im Wiener Verkehrsalltag. Begleitet von einem verkraftbaren Stau wurde das 227 Tonnen schwere Ungetüm nächtens bis Sonntagfrüh am Knoten Prater in Fahrtrichtung Süden in Stellung gebracht.

Dort, wo täglich 100.000 Autos auf vier Spuren in eine Richtung durchrauschen, dröhnten Samstagnacht Pressluftschrauber, krachende Stahlplatten und Kommandorufe eines 36-köpfigen Montagetrupps. 15.000 mehr oder weniger schwere Stahlteile wurden von Tiefladern heran gekarrt. Mithilfe zweier Autokräne schwebten die Brückenteile in genau vermessene Positionen.

Routine? „Ja und nein. Auch wenn wir das Fly-Over fast jedes Jahr aufbauen, ist das keine Kleinigkeit“, versichert Projektleiter Thomas Kozakow von der ASFiNAG. Die 100 Meter lange Stahlbrücke, die mit 1,60 Meter Bodenfreiheit eine dreispurige Fahrbahn über die A-23-Brücke spannt, ist ein ererbtes Relikt der Wiener Brückenbauabteilung MA29 aus 1999. Unter der Rampe werden nun Sanierungsarbeiten durchgeführt.

Zwölf Stunden waren heuer für den Aufbau eingeplant. Die Einrichtung der Baustelle sei eine logistische Herausforderung, erklärt Asfinag-Sprecherin Alexandra Vucsina-Valla am Weg zum KURIER-Lokalaugenschein.

Rettungsgasse

Der Stau, der sich binnen kurzer Zeit nach der samstägigen Sperre der A 23 aufbaute, stört die Asfinag-Crew eher wenig – ab Montagfrüh kann der Verkehr ja trotz Baustelle hier wieder durchrollen. Dass in der vierspurigen Blechlawine Samstagnacht die Rettungsgasse nicht ansatzweise funktioniert und sich Einsatzautos mühsam durch den Pulk quälen müssen, nervt viel mehr.

Der Ärger steigert sich noch, als im Tross ein Beifahrer aus dem Auto springt und zwischen den Mittelleitschienen unter Lebensgefahr seine Notdurft verrichtet.

Fünf Wochen, bis 18. August, wird der Massenverkehr über das Fly-Over donnern. Erlaubt sind 60 km/h. Tonne um Tonne, Rad um Rad lassen die Rampe ständig vibrieren. „Das lockert automatisch die Schrauben, mit der die Platten niedergespannt sind. Die Konstruktion muss laufend nachgeschraubt werden“, erklärt Kozakow.

Sanierung

Hauptaufgabe im Unterbau der Behelfsrampe ist das Sanierungsprojekt an der Straße. In gebückter Haltung müssen Bauarbeiter querliegende Fahrbahnübergänge erneuern. Im Vorjahr wurde in gleicher Manier die Fahrbahnrichtung stadteinwärts repariert.

Eine aufwendige Geschichte. 70.000 Euro kostet die Installierung einer von drei Fly Over-Fahrspuren. Kozakow: „Eine Alternative wäre nur die Totalsperre des Autobahnstücks. Den Ärger über die täglichen Staus, die es dann gibt, möcht ich mir gar nicht ausmalen.“

Kommentare