9000 Johanns, 48 Hölzels, aber kein Falco

Falco im Jahr 1993
Wie sich Wien seit Falcos Geburt 1957 veränderte – und was blieb.

Falco war nicht nur Österreichs Popstar – er war auch Wiens Popstar. 1957 kam er hier zur Welt, nach seinem Tod in der Dominikanischen Republik wurde er am Wiener Zentralfriedhof beerdigt. Heute sind die Falcogasse in der Donaustadt und die Falcostiege in Margareten nach ihm benannt. Und auch wenn es den Hans Hölzel nicht mehr gibt: Immerhin 9000 Wiener heißen Johann, 3260 Hans und 48 Personen tragen den Namen Hölzel (oder Hoelzel).

Doch wie war es, das Wien, in das Falco vor 60 Jahren geboren wurde? Mitarbeiter des Wiener Amts für Statistik (MA 23) durchforsteten für den KURIER ihr Archiv. Die beliebtesten Bubennamen im Jahr 1957 waren demnach Gerhard, Wolfgang, Peter, Walter, Franz, Michael, Robert – und Johann. Obwohl durchaus in Mode, war der Name aus Falcos Sicht nicht eben ideal für eine Karriere als Musiker: "Also ich glaube, wenn du Hans Hölzel heißt und im Musikgeschäft antreten willst, dann kannst du damit keinen Preis gewinnen. […] Falco war eine gute Idee, nicht?", sagte er 1993 in einem Interview. (Freilich, auch die aktuell in Wien beliebtesten Namen gemahnen nicht an Popstars: 2016 waren es David, Maximilian, Paul, Alexander und Leon.)

Nicht nur die Namen änderten sich, auch das Stadtbild war vor 60 Jahren ein anderes: "Mit 1,6 Millionen war Wien zwar eine Metropole – aber noch eine Provinzmetropole", sagt Klemens Himpele, Leiter der MA 23. "Denn die zahlreichen Autos, die U-Bahn, die vielen Nachtlokale – all das gab es noch nicht."

Spirituosenschenken

1957 existierten in der Stadt 334 sogenannte "Spirituosenschenken" – 2014 waren bereits 555 "Bars und Diskotheken" registriert. Die Anzahl der Autos hat sich seitdem mehr als verzehnfacht. Und im statistischen Jahrbuch von 1957 wurde die "erste druckknopfgesteuerte Fußgängerampel" am Gürtel auf Höhe Fendigasse gefeiert. "Mittlerweile entwickeln Techniker bereits Ampeln, die Fußgänger automatisch erkennen", ergänzt Himpele. Und die U-Bahn nahm überhaupt erst 1978 ihren Betrieb auf.

1957 war Wien auch beileibe noch keine internationale Stadt. Die größte Zuwanderergruppe – und das waren nur 3800 Personen – stammte aus Deutschland. Die zweitgrößte Gruppe waren 1800 Einwanderer aus der damaligen Tschechoslowakei. "Das war noch die Zeit vor den Gastarbeiter-Bewegungen der 60er-Jahre", erklärt Himpele. Zum Vergleich: Heuer könnte Wien bereits 1,9 Millionen Einwohner erreichen. 2016 lebten hier 42.190 Deutsche. Die meisten Migranten, nämlich 74.538, stammten aus Serbien. Und 2015 wurden am Flughafen Wien-Schwechat hundert Mal mehr Passagiere befördert als noch 1957.

Eine Parallele zur heutigen Zeit gibt es aber: Flüchtlinge waren bereits vor 60 Jahren ein großes Thema. Infolge des Volksaufstandes waren 1956/’57 rund 180.000 Ungarn nach Österreich gekommen; zirka 70.000 sollten dauerhaft bleiben. Es gab damals 14 von der Stadt verwaltete Flüchtlingslager, in denen 4369 Ungarn lebten. Weitere 3556 wohnten in Privatquartieren, wurden aber von städtischen Fürsorgeämtern versorgt.

"Heutzutage gibt es im Vergleich mehr Wohlstand, mehr Grünflächen, mehr junge Menschen, mehr Fluggäste, mehr Nachtlokale, mehr Studierende und laut Wetteraufzeichnungen sogar mehr Sonnenstunden in der Stadt", resümiert Himpele. Eine Veränderung zum Positiven also.

48 Jeannies in ganz Wien

Aber den Hans Hölzel, den gibt es nicht mehr. Laut MA 23 lebt derzeit keine Person dieses Namens in der Stadt. Auch Jeannies gibt es übrigens nicht allzu viele: 48 Frauen heißen – je nach Schreibweise – Jeanny, Jeannie oder Jeanne. "Der Hit aus 1985 hat kein Geburtenhoch an Jeannies nach sich gezogen", scherzt Himpele.

Am 6. Februar 1998 starb Falco bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik. Er wurde auf dem flächenmäßig zweitgrößten Friedhof Europas beerdigt, dem Wiener Zentralfriedhof. Geht man von der Zahl der Grabstellen aus, ist dieser übrigens sogar Nummer eins in Europa. Drei Millionen Menschen wurden hier bestattet – einer davon ist Hans Hölzel.

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