60 Millionen Euro für die Obdachlosen
Sie liegen auf Isomatten auf dem Gehsteig, unter einem Dachvorsprung direkt bei der Station der Straßenbahnlinie 5 am Wiener Westbahnhof. Einer nach dem anderen – dicht aneinandergereiht und dick eingepackt in Schlafsäcke und Decken. Daneben stehen Plastiksäcke mit ihren Habseligkeiten.
Seit mindestens eineinhalb Monaten gibt es das Matratzenlager bei dieser Station schon. Die Menschen, die dort ihre Nächte verbringen, sind obdachlose EU-Bürger. Viele kommen in der Hoffnung, in Wien arbeiten zu können. Viele landen aber auch auf der Straße. Jeden Tag kommen Streetworker der Caritas bei dem Matratzenlager vorbei.
Seit heute, Montag, steht den Obdachlosen zumindest für die Nacht eine Unterkunft zur Verfügung. Die Stadt Wien hat die Anzahl der Notschlafstellen für Obdachlose für den bevorstehenden Winter um 600 erhöht. Damit gibt es mit den 300 ganzjährigen Schlafstellen insgesamt 900 Schlafplätze für Obdachlose in Wien. "Niemand muss in Wien in der kalten Jahreszeit auf der Straße bleiben", sagt die zuständige Stadträtin Sonja Wehsely.
60 Millionen Euro nimmt die Stadt Wien pro Jahr für die Hilfe für Wohnungslose in die Hand. Davon finanziert werden 5400 Wohn- und Schlafplätze, Beratungseinrichtungen, Tageszentren und Streetworker. Etwa 10.000 Menschen nehmen dieses Angebot pro Jahr an.
"Die Nachfrage nach diesen Quartieren ist in den vergangenen Jahren gestiegen", sagt Erich Steurer, Leiter der Notversorgung bei der Caritas. Oft habe das mit rigider Politik in den Herkunftsländern – wie etwa in Ungarn – zu tun, sagt Steurer.
Basisversorgung
Caritas, Rotes Kreuz und Arbeitersamariterbund betreuen die Menschen in den Notschlafstellen. Die beiden letzteren haben ihre Einrichtungen für den Winter bereits geöffnet, die Caritas sperrt nächste Woche auf. Je nach Bedarf werden noch weitere Quartiere aufgemacht.
Dort haben Obdachlose dann die Möglichkeit, zu duschen; sie bekommen auch kleine Snacks. Außerdem steht den Menschen eine Sozial- und Rückkehrberatung zur Verfügung. "Wir klären dann zum Beispiel, ob es soziale Ansprüche gibt oder ob eine Rückkehr ins Heimatland besser wäre", sagt Erich Steurer.
Auch das Kältetelefon der Caritas ist seit heute wieder aktiviert: 01/48045 53.
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