28 Ärzte rebellieren gegen ihre Chefin

Im Krankenhaus Hietzing herrscht Aufruhr
Mitarbeiter sprechen ihrer Vorgesetzten schriftlich das Misstrauen aus.

Konflikte mit seinen Ärzten ist der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) gewohnt. Jetzt erreicht der Streit um die Arbeitszeiten aber eine neue Dimension: Gleich 28 der rund 60 Ärzte der Anästhesie-Abteilung im Krankenhaus Hietzing sprechen ihrer Abteilungschefin offen das Misstrauen aus.

"Dienstpläne und Dienstzeiten werden hinter verschlossenen Türen und gegen den dezidierten Wunsch der Mitarbeiter verändert und umgeschrieben. Dienstzeiten betreffende Vereinbarungen [...] werden einseitig umgestoßen", heißt es in dem Schreiben, das dem KURIER vorliegt. Deshalb sei "die Vertrauensbasis gegenüber unserem Abteilungsvorstand nicht mehr gewährleistet".

Leiterin der Anästhesie in Hietzing ist Sylvia Schwarz, nebenbei interimistische ärztliche Direktorin des Krankenhauses Nord.

Schwarz gehe nun mit äußerster Härte gegen die aufmüpfigen Mitarbeiter vor, heißt es aus Ärztekreisen. Einer der Unterzeichner sei ins SMZ Ost "strafversetzt" worden, zwei weitere sollen degradiert werden, indem sie aus der Oberarzt-Nachtdienstgruppe gestrichen werden. Aus Angst, ein ähnliches Schicksal zu erleiden, hätten vier Ärzte ihre Unterschrift bereits zurückgezogen. "Das Vorgehen von Schwarz ist völlig unverständlich", kritisiert Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.

Schwarz wehrt sich gegen die Vorwürfe: "Ich war sehr erstaunt, als ich diesen Brief bekommen habe. Schließlich ist seit einem Jahr bekannt, dass auch wir unsere Dienstzeiten ändern müssen." Ziel sei es, wie in allen KAV-Häusern, die Präsenz der Ärzte tagsüber zu erhöhen. Jeder Mitarbeiter konnte sich in den Prozess einbringen. "Alles war transparent."

Speerspitze

Doch warum gibt es dann ausgerechnet gegen sie einen derart massiven Widerstand? "Weil ich mich von Anfang an offen dazu bekannt habe, dass diese Änderungen nötig sind, sieht man mich wohl als Speerspitze dieser Umstrukturierung." Jetzt will Schwarz aber versuchen, das Vertrauensverhältnis wiederherzustellen. "Ich verlange aber auch ganz klar Vorschläge von den unterzeichnenden Ärzten, wie man die Arbeitszeiten besser gestalten könnte."

Den Vorwurf, einen der Ärzte strafversetzt zu haben, weist Schwarz zurück: "Die Versetzung erfolgte im Rahmen eines Rotationsprogramms, das es seit Jahren gibt." Etwas anders verhält es sich bei den zwei "degradierten" Ärzten: "Sie sind im Dienst meine Stellvertreter. Wenn sie kein Vertrauen mir gegenüber haben, können sie diese Aufgabe nicht erfüllen", betont Schwarz. "Ist das Vertrauen wiederhergestellt, kommt diese Maßnahme aber nicht zum Tragen."

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