Eine Fernsehshow hilft
Dass das eine Fehleinschätzung war, war ihm spätestens dann klar, als „Smart 10“ in Dänemark und Schweden zum Spiel des Jahres gewählt wurde. Schnell sicherte Strehl sich die Rechte für den deutschen Sprachraum.
Dass im ORF jetzt auch eine „Smart 10“-Show im Programm ist, hat zum Verkaufserfolg beigetragen. „Sollten Sie jemals Brettspiele verkaufen wollen – wenn es zur selben Zeit eine Fernsehshow gibt, ist das hilfreich“, sagt Strehl.
Bald feiert Piatnik 200. Geburtstag. Wobei: Als die Firma Piatnik gegründet wurde, hieß sie noch Moser. Ein Mann namens Anton Moser eröffnete am 14. Mai 1824 in Wien-Neubau eine Kartenmalerei.
Als Moser 1842 starb, übernahm sein 24-jähriger Geselle Ferdinand Piatnik den Betrieb (und heiratete die Witwe). Seit 1882 heißt die Firma „Ferd. Piatnik & Söhne“, seit 1891 ist sie in der Hütteldorfer Straße ansässig. Bis zum Zweiten Weltkrieg betrieb Piatnik auch Fabriken in Budapest, Prag, Krakau und Slowenien.
Paradies für Spielefans
In den 1960er-Jahren wurde Piatnik vom reinen Spielkartenhersteller zum Spieleverlag. In den 80er-Jahren begann das Geschäft dann zu boomen. „Damals haben Gesellschaftsspiele einen geradezu feenhaften Aufstieg genommen“, sagt Dieter Strehl, der Ferdinand Piatniks Ururenkel ist.
„Heute werden Brettspiele, ähnlich wie Puzzles, hauptsächlich von Erwachsenen gespielt. Früher waren unsere Hauptzielgruppe Buben im Alter von zehn Jahren – das sind die, die heutzutage hauptsächlich digital unterwegs sind.“
In Deutschland bringen 182 Verlage Jahr für Jahr rund 3.000 neue Spiele heraus. „So etwas hat es überhaupt noch nie gegeben“, sagt Strehl. „Es ist das Paradies für alle Menschen ausgebrochen, die Spiele mögen. Auch das hat es früher nicht gegeben: Erwachsene, die sich Spielesammlungen anlegen.“
Jedes Jahr werden Piatnik etwa 1.000 Spielideen vorgeschlagen. Eine vierköpfige Spieleredaktion sichtet die Ideen; die, die sie für interessant hält, werden von verschiedenen Testgruppen ausprobiert. Letztlich bringt Piatnik jedes Jahr etwa 25 neue deutschsprachige Spiele auf den Markt; etwa 600 Artikel umfasst das Sortiment insgesamt.
In der Hütteldorfer Straße 229–231 produzieren um die 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hinterhaus jeden Tag 10.000 Spiele. Die Fabrik ist im Grunde eine Art Druckerei. Produziert wird alles, was mit Papier zu tun hat; der Rest – etwa Spielfiguren – wird zugekauft. Die Startauflage eines Spiels beträgt zwischen 3.000 und 5.000 Stück.
Spannend wird’s im Sommer, wenn der Titel „Spiel des Jahres“ vergeben wird. Dann heißt es, schnell Nachschub produzieren – das Spiel des Jahres erreicht sechsstellige Auflagezahlen.
Hat es den Flow?
„Den Break-even erreichen wir mit fast jedem Spiel“, sagt Strehl. „Aber weniger als zehn Prozent der Spiele werden ein richtiger Hit.“ Der Erfolg eines Titels ist ähnlich schwer vorherzusagen wie in einem Buchverlag.
Der Geschäftsführer nennt zwei entscheidende Kriterien für ein gutes Spiel. Erstens müsse es die Spieler in einen „Flow“ bringen, wo sie „alles andere vergessen“. Zweitens sei die „Wiederspielrate“ entscheidend – „man soll es noch einmal spielen wollen“.
Die Hälfte der Spiele, die Piatnik verkauft, sind übrigens Klassiker. Dafür gibt es einen einfachen Grund: „Man spielt am liebsten das, was man kennt“, sagt Dieter Strehl. „Niemand liest gerne Spielregeln.“
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