19-Jährige in Wien missbraucht und nach Tod in Stiegenhaus abgelegt

19-Jährige in Wien missbraucht und nach Tod in Stiegenhaus abgelegt
Ein 17-Jähriger soll einer junger Frau einen Drogen-Cocktail zur Verfügung gestellt und sich an ihr vergangen haben.

Am kommenden Dienstag wird um 9 Uhr in Saal 204 des Wiener Landesgerichts ein Missbrauchsfall verhandelt. Wie erst jetzt bekannt wurde,  soll im Dezember des Vorjahres eine 19-Jährige im Wiener Bezirk Döbling mit Drogen gefügig gemacht, sexuell missbraucht und nach einer tödlichen Überdosis im Stiegenhaus einfach abgelegt worden sein. 

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Sofort werden bei dem  Fall Erinnerungen an den Tod der erst 13-jährigen Leonie wach, die vor gut zwei Jahren leblos auf einem Grünstreifen in der Donaustadt gefunden wurde, nachdem ihr Drogen eingeflößt und sie mehrfach vergewaltigt wurde. 

Verdächtiger in U-Haft

Tatsächlich dürfte die Sachlage bei dem aktuellen Prozess aber etwas anders sein. Die Staatsanwaltschaft Wien hat gegen einen jungen Burschen Anklage erhoben, der im Zuge einer Drogen-Party in einer Wohngemeinschaft in Döbling den wehrlosen Zustand einer 19-Jährigen ausgenutzt und sie sexuell missbraucht haben soll. 

Kein Lebenszeichen

Als er in der Früh feststellte, dass die Frau infolge einer Überdosis kein Lebenszeichen mehr von sich gab, soll er sie aus der Wohnung geschafft und im Stiegenhaus abgelegt haben. Die Rettungskette setzte der 17-Jährige nicht in Gang.

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Das spätere Opfer stieß dann im Laufe des Abends zur Party dazu. Der Anklage zufolge kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Frau bereits im Vorfeld Suchtmittel konsumiert hatte. Bei der Feier lernte sie den Gastgeber kennen, gemeinsam mischte man sich dann offenbar einen Drogen-Cocktail. Neben Alkohol und Marihuana sollen auch Ecstasy, Kokain sowie Benzos im Spiel gewesen sein. 

Hilfe kam zu spät

Zu viel für den Körper der jungen Frau. Irgendwann verlor sie das Bewusstsein bzw. schlief ein.  Was dann passierte, ist Inhalt der Anklage. Andere Hausbewohner bemerkten schließlich am Morgen die am Boden liegende Frau und alarmierten die Rettung. Obwohl die Helfer noch mit einem Defibrillator um ihr Leben kämpften, kam für sie jede Hilfe zu spät. 

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Doch warum wird all dies erst jetzt publik? Am Einsatzort dürfte sich die Lage recht unübersichtlich gestaltet haben, weshalb der Fall wohl auch länger nicht öffentlich kommuniziert wurde. Mittlerweile steht die Anklage gegen den Burschen jedoch. Ihm wird der sexuelle Missbrauch einer wehrlosen Person und das Imstichlassen einer Verletzten mit Todesfolge vorgeworfen, bestätigte Gerichtssprecher Christoph Zonsics-Kral.

Drogenproblem

Der Verteidiger des mittlerweile volljährigen Angeklagten wollte sich zu dem Fall zunächst nicht äußern, merkte allerdings an, dass die Situation anders gewesen sein dürfte, als sie sich auf den ersten Blick darstellt.  Auch Zonsics-Kral betont, dass es derzeit keine Hinweise darauf gebe, dass der Beschuldigte der 19-Jährigen etwas untergemischt habe. 

Betreut wird der Angeklagte von der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11). „Der junge Mann hat in seiner Kindheit familiäre Schicksalsschläge erlitten. In seiner Pubertät entwickelte er ein Drogenproblem“, schildert eine Sprecherin der MA11. Eine Therapie habe der 17-Jährige zwar begonnen, aber immer wieder abgebrochen. 

Der  Mann befindet sich derzeit in U-Haft in der Justizanstalt Gerasdorf. Für den Prozess sind 14 Zeugen geladen. Bei ihnen dürfte es sich um Partygäste handeln.

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