1,5 Millionen Euro Schaden: "Pink-Panther-Mitglied" verurteilt
Die berüchtigte "Pink-Panther-Bande" raubte in den Jahren 2014 und 2015 fünf Wiener Juweliergeschäfte aus. Ein Mitglied, ein 26-jähriger Moldawier, musste sich am Freitag am Landesgericht verantworten. Das Vorgehen der "Panther" war nicht nur gewalttätig, sondern auch äußerst rasch und effizient:
Zwei bis fünf Männer stürmten in Juweliergeschäfte, wo die Mitarbeiter oder Inhaber bedroht wurden - in einigen Fällen sogar mit gezogener Pistole. Der Rest der Bande zertrümmerte in der Zwischenzeit mit Hämmern Vitrinen oder knackte Tresore mit Brecheisen.
Einmal wurde sogar eine Angestellte in den Schwitzkasten genommen, die den Tätern offensichtlich im Weg war. Wie traumatisierend das Vorgehen der Bande war, zeigte auch die Aussage der Zeugin Jelena J. Die heute 42-jährige Angestellte war am 30. April 2015 alleine hinter dem Pult, als mehrere Männer mit Hämmern blitzartig das Geschäft betraten.
Sie sei wie versteinert gewesen: "Ein Täter war neben mir, aber hat nur den Tresor ausgeräumt". Ein anderer habe sie beobachtet. Ob die Männer eine Schusswaffe hatten, wüsste sie heute nicht mehr. Sie habe ihren Job jedenfalls gleich danach gekündigt.
1,5 Millionen Euro Schaden
Noch schneller ging es wohl am 2. Oktober 2014 bei einem Schmuckhändler in Wien-Favoriten. Der Überfall, der sich um 9.12 Uhr ereignete, dauerte gerade einmal 62 Sekunden. Die bedrohte Angestellte hätte nur mehr drei Monate zu arbeiten gehabt, mit Jahresende wäre sie in Pension gegangen. Sie gab allerdings ihren Job in Folge ebenfalls auf, weil sie das Geschehene schwer belastete.
"Sie wollte heute auch nicht als Zeugin kommen, sie leidet immer noch an den Folgen", erzählte ihr ehemaliger Arbeitgeber, Robert Cerny, der sich die Verhandlung am Freitagvormittag anhörte. Im seien damals mehr als 130.000 Euro Schaden entstanden, erinnert er sich.
Damit stieg er noch vergleichsweise "gut" aus. Allein bei einem Überfall Anfang Juni 2015 konnte die Bande Schmuck und Edelsteine im Wert 1,08 Million Euro erbeuten. Insgesamt machte der verursachte Schaden - auch der Sachschaden war durch die brutale Vorgehensweise enorm - mehr als 1,5 Millionen Euro aus.
Komplizen genannt
Der Beschuldigte war vor Gericht umfassend geständig. Der Moldawier hatte bereits 2017 in Italien wegen Raubes fünf Jahre Haft kassiert. Im Anschluss an seine dortige Verurteilung war er Österreich zum Zweck der Strafverfolgung übergeben worden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sein genetischer Fingerabdruck zu zwei Überfällen in Wien „passte“.
Nach seiner Überstellung arbeitete der 26-Jährige mit den heimischen Behörden zusammen und gab insgesamt fünf Überfälle auf Wiener Juwelier-Geschäfte zu. Der Moldawier nannte zudem seine Komplizen, von denen einer in der Zwischenzeit gestorben und ein zweiter in einem separaten Verfahren zu einer neunjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde.
Nach den anderen Bandenmitgliedern wird nun mittels Europäischem Haftbefehl gesucht.
Schulden als Auslöser
In Moldawien hatte sich der gelernte Zimmermann ursprünglich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Nach einem Wohnungseinbruch musste er dort eine Haftstrafe absitzen. Als er aus dem Gefängnis kam und ohne Geld dastand, wurde ihm von einem Bekannten ein "Job" als Drogenkurier angeboten.
Das ging jedoch schief, denn des Kokain, das er ausliefern hätte sollen, wurde aus seinem Auto gestohlen. Sein Boss machte ihn daraufhin für den Verlust von 100.000 Euro verantwortlich. Auch angeschossen soll er damals worden sein. Als Ausweg sei ihm angeboten worden, sich einer kriminellen Organisation anzuschließen und seine Schulden mit Raubüberfällen in Mitteleuropa zu begleichen.
"Ich habe von dem Geld, das wir bei den Überfällen eingenommen haben, nie etwas gesehen", beteuerte der 26-Jährige am Freitag vor dem Schöffensenat. Bei den Taten selbst, wäre immer genau geplant gewesen, wer was macht.
Auch dass sie bewaffnet waren, gab der Mann zu. Die Schusswaffen seien aber nie zum Einsatz gekommen. Laut Staatsanwältin seien diese aber durchaus auf Angestellte gerichtet worden, um diese einzuschüchtern.
„Es war klar eingeteilt, wer was machen soll“, gab der Angeklagte zu Protokoll. Er habe zwar eine Waffe getragen, damit aber nicht geschossen und folglich „nix Böses gemacht“. Bei der Strafbemessung wurden das Geständnis und der wesentliche Beitrag zur Wahrheitsfindung mildernd berücksichtigt.
Mit - die Verurteilung in Italien eingerechnet - insgesamt zehn Jahren Haft waren der Angeklagte und die Staatsanwältin einverstanden. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.
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