Zweijährigen nach Frankreich entführt: Zwölf Monate Haft für Elternteil

Zweijährigen nach Frankreich entführt: Zwölf Monate Haft für Elternteil
Eltern entführten Kind aus Betreuungseinrichtung der Wiener Kinder- und Jugendhilfe. Vater rechtskräftig verurteilt, Prozess der Mutter steht noch aus.

Der Fall sorgte im vergangenen August für Aufregung: Eltern hatten ihr damals zweijähriges Kind aus einer Betreuungseinrichtung der MA 11 (Kinder- und Jugendhilfe) in Wien entführt, dabei Betreuer bedroht. Was folgte, war eine internationale Fahndung. Ein Tipp brachte die Ermittler schließlich auf die Fährte der Familie. Sie hatte sich nach Frankreich abgesetzt.

Ein halbes Jahr später steht der 29-Jährige Vater wegen Kindesentziehung, Körperverletzung und gefährlicher Drohung in Wien vor Gericht.

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Begonnen hat alles im Sommer 2023. Der Vater, der aus Marokko stammt, wollte wie jede Woche seinen Sohn in der Betreuungseinrichtung besuchen. Seiner Lebensgefährtin, einer 42-Jährigen Ukrainerin, waren die Besuche verwehrt geblieben. Trotzdem soll sie mitgefahren sein und hätte draußen gewartet.

Es war ein Ritual, dass die Betreuerin den 29-Jährigen gemeinsam mit seinem Sohn zum Ausgangstor begleitete und sich dort von ihm verabschiedete. Dieses Mal soll es anders gewesen sein. Als die Betreuerin das Tor öffnete, soll die Mutter hinein gesprungen sein und versucht haben zu ihrem Sohn zu kommen.

Vater verlor Besuchsrecht

Dabei soll sich die Betreuerin in den Weg gestellt haben, eine lautstarke Diskussion entbrannte. Der Vater schnappte sich seinen Sohn und die Schlüsselkarte der Betreuerin und rannte hinaus.

Die Betreuerin hat die Verfolgung aufgenommen und die beiden schließlich gefunden. Der Mann wartete um eine Hausecke auf sie und gab ihr die Karte und seinen Sohn freiwillig zurück. Er wollte nur nicht, dass sein Kind die Streiterei sieht, so seine Aussage. Daraufhin wurde ihm das Besuchsrecht verwehrt.

So kam es zum Vorfall am 27. August 2023. Die Eltern des damals Zweijährigen sollen vor der Einrichtung gelauert und auf ihren Sohn gewartet haben. Als dieser in Begleitung eines Betreuers auftauchte, handelten die Eltern rasch und entschlossen. 

Der Vater soll sich sein Kind geschnappt haben und versuchte zu flüchten. Ein Betreuer soll dem 29-Jährigen nachgelaufen sein und habe ihn zu Boden geworfen. Während die beiden Männer rangelten, soll die Mutter herbeigeeilt sein und das Kind an sich genommen haben. 

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Der Marokkaner habe den Betreuer bedroht: "Ich schlage dich, das ist mein Sohn." Danach flüchtete er.

Gefunden wurde die Familie schließlich in Frankreich. Sie fuhren zur Tante des Angeklagten, wo sie von den französischen Einsatzkräften verhaftet und nach Österreich überstellt wurden.

"Kind fürchtet sich vor seiner Mutter"

Der Mann bereue die Tat, er wäre verzweifelt gewesen, sagte er dem Richter. Er hätte sich an die Vorgaben des Jugendamtes gehalten, trotzdem hätte er sein Kind nicht zurückbekommen. Der Angeklagte hätte nicht gewusst, warum sein Sohn nicht zurück zu ihm dürfe. Der Staatsanwalt klärte ihn auf: "Hauptgrund für die Kindesabnahme ist ihre Lebensgefährtin. Das Kind fürchtet sich vor seiner Mutter." Der Mann wirkte überrascht.

Die Frau war bei dem Prozess nur als Zeugin geladen. Sie muss noch auf ihr Verfahren warten, weil bei der Auslieferung aus Frankreich ein bürokratischer Fehler passierte. Sie sitzt weiterhin in U-Haft. Der 29-Jährige wurde wegen Kindesentführung zu zwölf Monaten unbedingt verurteilt, vier saß er bereits in U-Haft ab. Für die Ereignisse am 10. August und die gefährliche Drohung wurde er freigesprochen. Das Urteil ist rechtskräftig.

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