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Österreicher als Arzt auf Abtreibungsschiff in Guatemala
Christian Fiala: Polizei habe Boot abgeriegelt. Regierung will mit Militär Schiff stoppen. Abtreibungen in internationalen Gewässern sollen Frauen helfen.
Guatemala will ein "Abtreibungsschiff" einer niederländischen Organisation mit Hilfe des Militärs stoppen, auf dem sich auch ein österreichischer Mediziner befindet. Der österreichische Gynäkologe Christian Fiala berichtete in einer am Freitag veröffentlichten Aussendung, die Polizei habe das Boot abgeriegelt und es durfte niemand mehr auf das Boot.
"Wir mussten stundenlang vor dem verschlossenen Tor warten. Ein ganzes Rudel Beamte, Polizei und Militär kamen dann auf das Boot und haben versucht, uns zum Auslaufen zu bewegen", schilderte Fiala, der auch live auf Facebook berichterstattet. Außerdem sei auch die Unterkunft des etwa 30- köpfigen Teams abgeriegelt worden

Sehr viele Frauen aus Guatemala hätten sich bereits zum Abbruch auf internationalen Gewässern angemeldet, was die Not von Frauen aufzeige und die Vermutung bestätige, dass die Regierung diesen Frauen nicht helfen wolle, heißt es in einer Aussendung der Hilfsorganisation www.womenonwaves.org.

Den Angaben zufolge hat mittlerweile auch das guatemaltekische Verteidigungsministerium eine Presseerklärung abgegeben und halte das Abtreibungsschiff "widerrechtlich fest". Das Rechtsanwaltsteam der Initiatoren sieht in diesem Vorgehen eine Verletzung von nationalem und internationalem Recht und hat juristische Schritte eingeleitet. Für das Festsetzen des Schiffes fehle jegliche Legitimität, weil die Mediziner legal eingereist seien und in Guatemala, wo die Gesetze Schwangerschaftsabbruch verbieten, auch keine durchführten, da sie dafür ja in internationale Gewässer reisten.

Kostenlose Abtreibungen
Die niederländische Abtreibungsorganisation hatte auf ihrer Website angekündigt, auf dem Schiff unter anderem kostenlose Abtreibungen mittels Pillen zwölf Meilen vor Guatemala im Pazifik - in internationalen Gewässern - für Frauen bis zur zehnten Schwangerschaftswoche anzubieten.
Dort würden fünf Tage lang zudem Frauen beraten, Schwangerschaftstests durchgeführt und Verhütungsmittel ausgegeben.
In Guatemala, wo Schwangerschaftsabbrüche per Gesetz nur erlaubt sind, wenn das Leben der Mutter auf dem Spiel steht, gebe es pro Jahr 65.000 illegale, unsichere Abtreibungen, hieß es.
Die Frau hinter dem US-Abtreibungsrecht ist tot
Die Amerikanerin Norma McCorvey, die unter dem Pseudonym Jane Roe den Frauen in den USA vor Gericht das Abtreibungsrecht erstritt, ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Das bestätigte der Journalist Joshua Prager, der an einem Buch über den Fall arbeitet, der dpa in einer E-Mail. Demnach starb McCorvey am Samstag in Katy (Texas) an Herzversagen.
Sie war 22 Jahre alt, arm und unverheiratet, als sie schwanger wurde und ein texanisches Gesetz anfocht, das Abtreibungen als verfassungswidrig verbot - es sei denn, das Leben der Mutter wäre gefährdet. Ähnliche Gesetze gab es damals fast überall in den USA. Zum Schutz ihrer Identität wurde sie zu "Jane Roe", der Rechtsfall als "Roe v. Wade" bekannt. Später enthüllte sie aber selber ihre Identität.
Historisches Urteil
Die erste Vorstoß bei einem örtlichen Gericht wurde abgeschmettert, und die Klägerin brachte das Kind zur Welt. Vier Jahre später landete ihr Berufungsantrag vor dem höchsten Gericht der USA, das ihr 1973 mit 7:2 Stimmen Recht gab. Der verfassungsrechtliche Anspruch auf Privatsphäre beinhalte auch die Wahlfreiheit für Frauen, eine Schwangerschaft abzubrechen, lautete das historische Urteil.
McCorvey wurde später strenggläubige Christin und nannte ihre Rolle bei der Legalisierung von Abtreibungen den größten Fehler ihres Lebens. Sie wurde eine entschiedene Abtreibungsgegnerin.