Vom Gemeindebau ins Weiße Haus

Vom Gemeindebau ins Weiße Haus
Das "J" im Vornamen verlor Melania, nicht aber die Sympathien in der kleinen Ortschaft.

Die Autobahn ist rund 30 Kilometer vor Sevnica urplötzlich zu Ende, und eine desolate, schmale, kurvenreiche Straße führt den Besucher in den 5000-Seelenort, rund eine Fahrstunde östlich der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Die Straße teilt Sevnica: Links rauchen Schlote, rechts die Wohnblöcke. Und bevor man richtig angekommen ist, lässt man die Gemeinde auch schon wieder hinter sich. "Man kannte Sevnica bisher wegen unserer Burg, den Weingärten, und vor zwei Jahren fand am Sava-Fluss die Fischerei-WM statt. Also wenig Highlights, oder?", grinst Lkw-Fahrer Ivan Percic. "Aber jetzt macht uns Melania weltweit bekannt.

"Seit zwei Tagen feiern wir jetzt", erzählt Bojan Susteric, der Donnerstagmittag vor dem "Café Central" sitzt und einen Espresso schlürft. "Und die Journalisten sorgen dafür, dass bei uns der Tourismus blühen wird. CNN, NBC, alle sind hier", zeigt er auf ein belgisches Kamerateam, das einem Studenten aus Sevnica nachhetzt. Zdravko Remar vom Tourismusamt vermittelt neuerdings Dolmetscher, die den Journalisten für ein Körberlgeld die wichtigen Örtlichkeiten zeigen. Daher eilen die Belgier zum Gemeindebau aus den 1960er-Jahren, in dem Melania, damals freilich noch unter dem Namen Melanija Knavs, aufgewachsen ist. Drei Zimmer für das Mädchen, die ältere Schwester Ines und die Eltern Viktor und Amalija. Diese waren einst einfache Leute, der Papa Autohändler, die Mama in der örtlichen Kleiderfabrik beschäftigt. Eine Familie wie die meisten hier. "Ganz nette Leute. Und Melania hatte schon als Kind ein Gespür für Mode, war immer perfekt gekleidet. Ein entzückendes Mädel mit ihren blauen Augen. So hübsch", weiß Nachbarin Maja Stankovic.

Jeder kennt sie

Angeblich kennt hier jeder die berühmte Frau oder zumindest die Eltern, die inzwischen rund 500 Meter vom damaligen Wohnort entfernt einen Bungalow bewohnen. Derzeit natürlich nicht. "Sie feiern in den Staaten mit den Trumps", erzählt ein Passant, der wissen will, dass der Herr Papa einst Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen sei. "Egal, sie sind oft in der Heimat, in Sevnica voll integriert."

Letzter Besuch 2002

Melania war zuletzt im Jahr 2002 hier, erzählt man sich. Auch egal, dass es sie aufgrund ihre Modelkarriere schon mit 16 in die weite Welt zog, denn der Bezug zu ihren Wurzeln soll – im Gegensatz zum "J" im Vornamen – nicht verloren gegangen sein. Wie sehr sie der alten Heimat verbunden sei, beweise die Tatsache, dass sie vor zehn Jahren dem Gesundheitszentrum von Sevnica eine beträchtliche Summe gespendet hat, lautet der Tenor in der Gemeinde. "Sie ist ein Vorbild für uns alle hier und beweist, dass man auch vom kleinen Sevnica aus die große Welt erobern kann", sagt Dana Kosar und schöpft aus Melanias Weg vom Gemeindebau ins Weiße Haus Mut.

Beste Freundin

Mirjana Jelancic hat indes ihre beste Freundin aus Kindheitstagen seit 30 Jahren nicht mehr gesehen. Mirjana und Melanija besuchten acht Jahre lang gemeinsam die Grundschule von Sevnica; Mirjana ist heute dort Direktorin. "Wir waren sehr eng befreundet, haben uns gegenseitig zu den Geburtstagen eingeladen. Sie war eine brillante Schülerin, wollte immer alles perfekt machen, war freundlich und hilfsbereit. Dass sie jemals ein solches Luxusleben führen würde, war nie ihr Ziel. Aber wir alle freuen uns natürlich jetzt mit der First Lady", betont die Schulleiterin.

Am meisten wohl der Bürgermeister des Ortes, der aus Verbundenheit zu den Trumps im Zentrum neben der slowenischen und der EU-Flagge auch einige US-Fahnen aufhängen ließ. "Der aktuelle Hype um Sevnica könnte nur noch mit einem Besuch der Trump-Familie in Slowenien übertroffen werden", sagt Srecko Ocvirk.

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