USA

Texaner sollen fürs Onanieren Strafe zahlen

Die Texaner sollen an ihrer Männlichkeit gepackt werden
Neuer Gesetzesentwurf als Protest gegen die Beschränkung von Abtreibung.

In Texas, wo der Himmel weit ist und die Gedanken radikaler sind als anderswo in Amerika, steht die Selbstbefriedigung zur Disposition. Masturbierende Männer sollen künftig 100 Dollar Strafe zahlen. Für jeden Samenerguss, der sich "außerhalb einer Vagina" ereignet und somit erkennbar nicht der Fortpflanzung dient. Genauer: der "Heiligkeit des Lebens".

Es sei denn, der Mann geht sich nach "gründlicher Beratung und unter Aufsicht innerhalb staatlich anerkannter Gesundheitszentren" zur Hand und willigt ein, seinen Samen für spätere Lebensspenden zu konservieren. All das diene der "Gesundheit und dem Wohlbefinden" von Männern.

Gesetzentwurf

So steht es nicht in einem von Irrläufern frequentierten Internet-Forum. Sondern im Gesetzentwurf Nr. 4260, Unter-Paragraph 173.010, mit dem sich das Parlament des Lone-Star-Bundesstaates in Austin beschäftigt. Beschäftigen muss. Denn die Urheberin, Jessica Farrar, ist ein Profi. Die 50-jährige Demokratin sitzt seit fast 23 Jahren im Abgeordnetenhaus. Die Kriterien, um ein Gesetz auf den Weg zu bringen, sind ihr geläufig. Auch darum ist das (nicht ganz ernst gemeinte) Papier seit vergangener Woche dort angekommen, wo vorentschieden wird: Im "House State Affairs Committee". Dem Gremium sitzt der stramme Republikaner Byron Cook vor. Im Normalfall sieht das Prozedere nun eine öffentliche Anhörung vor, in der Befürworter und Gegner der Gesetzes-Initiative ihre Argumente vortragen.

Käme es dazu, wäre Farrar am Ziel: Fernsehsender würden in Scharen einfallen, die Zeitungen ihre Reporter schicken. Denn natürlich will die gläubige Katholikin all das nicht, was seit Bekanntwerden ihrer spektakulären Aktion die Runde macht und am Wochenende selbst die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton reagieren ließ: "Der Gesetzentwurf mag Satire sein, aber die Botschaft hat klar Nachhall gefunden."

Seit die bei Frauen- und Familienthemen besonders engagierte Abgeordnete Farrar ihren "A man's right to know"-Entwurf (etwa: Was Männer über ihre Rechte wissen müssen) eingereicht hat, spricht man in Texas noch häufiger als sonst über das, was Farrar am Herzen liegt – die hohen Hürden, die Frauen in dem erzkonservativ regierten Bundesstaat in Beratungsstellen und bei Ärzten überwinden müssen, wenn sie einen Schwangerschaftsabbruch in Betracht ziehen.

Nur ein Beispiel: Vor einer Abtreibung müssen sich Frauen kurz hintereinander zweimal in einem Krankenhaus vorstellen und eine vaginale Ultraschalluntersuchung über sich ergehen lassen.

Farrar will dem von konservativen Männern dominierten Texas den Spiegel vorhalten. Der republikanische Abgeordnete Tony Tinderholt schlug unlängst vor, die seit 1973 landesweit erlaubte Abtreibung wieder unter Strafe zu stellen. Damit Frauen in ihrem sexualen Verhalten "persönlich verantwortlich gemacht werden können". Jessica Farrar konterte mit der Forderung nach Onanie-Verbot.

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