USA gedachten 9/11-Opfern

USA gedachten 9/11-Opfern
Zehn Jahre nach dem Terror fand auf Ground Zero eine berührende Feier statt. Präsident Obama trauerte mit Angehörigen.

In New York, an jenem Ort, wo einst die gewaltigen Zwillingstürme des World Trade Center (WTC) in den Himmel ragten, gedachten die USA am Sonntag der Opfer der Terroranschläge, die genau zehn Jahre zuvor knapp 3000 Menschen das Leben gekostet hatten. Menschen in aller Welt verfolgten die Trauerfeier im Fernsehen, in vielen Ländern gab es Gedenkveranstaltungen. Zu Beginn der Zeremonie auf Ground Zero spielte eine Dudelsack-Kapelle der New Yorker Polizei und Feuerwehr, die an deren irisch-britisches Erbe erinnerte. Die Musiker trommelten zuerst nur, untermalt vom Rauschen der Wasserfälle des wenig später eingeweihten 9/11-Denkmals. Die Angehörigen der Toten, die zur Trauerfeier angereist waren, lauschten mit Tränen in den Augen.

In Anwesenheit von Präsident Obama und seines Vorgängers Bush samt ihrer Ehefrauen Michelle und Laura lasen dann Verwandte, darunter auch Kinder, bei strahlendem Sonnenschein die Namen der Verstorbenen vor. Dazwischen gab es bewegende musikalische Einlagen.

Schweigeminuten

Während der Feier wurde eine US-Flagge entfaltet, die 2001 auf den Trümmern des WTC geweht hatte, ein Jugendchor sang die Nationalhymne. Darauf folgte die erste von sechs Schweigeminuten, genau zu der Zeit (08.46 Uhr), als das erste entführte Flugzeug am 11. September 2001 in einen der Türme geprallt war. "Sie waren unsere Nachbarn, unsere Freunde, unsere Ehemänner und Frauen, Brüder, Schwestern, Kinder und Eltern," sagte New Yorks Bürgermeister Bloomberg. "Sie hatten alle ein Gesicht, eine Geschichte, ein abrupt beendetes Leben."

Die Gedenkstätte, die heute öffentlich zugänglich wird, besteht u.a. aus zwei Wasserbecken mit Wasserfällen, die in die Fundamente der Zwillingstürme eingesetzt wurden. Die Namen der Opfer, einschließlich derer, die 1993 beim ersten Anschlag auf das WTC umkamen, sind auf Bronzetafeln verewigt. Angehörige, die gestern das Denkmal besuchen durften, berührten die Namen ihrer Lieben und machten mit Bleistift und Papier Abdrücke. Viele hielten Fotos, Blumen, Erinnerungsstücke und Flaggen, einige umarmten einander.

Ein besonders herzzerreißender Moment kam, als Peter Negron in einer Ansprache an seinen Vater erinnerte: "Er wollte einen Unterschied in der Welt machen und ich bewundere ihn dafür," sagte der junge Mann mit gepresster Stimme. "Dad, ich vermisse dich so." Debra Epps, deren Bruder im WTC umkam, sagte: "Unsere Mutter trägt immer einen Anhänger mit seinem Bild um den Hals."

Keine Reden

USA gedachten 9/11-Opfern

Obama und Bush verfolgten die Feier hinter Panzerglas. Sie hielten keine Reden. Obama las Psalm 46 aus der Bibel. Darin heißt es: "Gott ist uns Zuflucht und Stärke [...] Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt." Bush zitierte einen Brief seines berühmten Vorgängers Lincoln an eine Frau, die während des US-Bürgerkriegs fünf Söhne verloren hatte. Darin ist von "unendlicher Trauer" die Rede, die aber von Stolz gemildert werden könne. Auch beim Pentagon in Washington und auf dem Feld in Shanksville, wo das vierte Flugzeug zerschellt war, gab es Gedenkfeiern, an denen Obama teilnahm. Als er in Shanksville einen Kranz niederlegte, riefen die Menschen: " USA! USA!"

Terrorwarnung sorgte für große Nervosität

Während die Trauer und das Gedenken an die Opfer von 9/11 bei den mehrstündigen Feierlichkeiten in New York, Washington und Shanksville (Pennsylvania) im Vordergrund stand, waren viele Menschen im ganzen Land auch besorgt über mögliche neue Attentate.

Die Polizei war in höchster Alarmbereitschaft, nachdem der New Yorker Bürgermeister Bloomberg vorige Woche mitgeteilt hatte, dass es "glaubhafte, spezifische Informationen" gebe, wonach Terroristen einen Plan ausgeheckt hätten. Die Sicherheitskräfte patrouillierten in New York und Washington, filzten verdächtige Personen und durchsuchten geparkte Autos nach Bomben.

Wie groß die Anspannung war, hatte sich bereits am Samstagnachmittag (Ortszeit) am Dulles Flughafen nahe Washington gezeigt. Arbeiter hatten in einem Frachtcontainer einen verdächtigen Gegenstand gefunden, Teile des Airports wurden gesperrt. Nach vier Stunden kam die Entwarnung: Bombenexperten hatten in dem Gegenstand "nichts Gefährliches " gefunden.

Eine Schrecksekunde gab es auch in New York: Das Überhitzen einer elektrischen Anlage löste in einem Wolkenkratzer ein Feuer aus. Viele fühlten sich an die Anschläge des 11. Septembers erinnert und blickten ängstlich in den Himmel.

Aus Sorge vor einer möglichen Terrorbedrohung haben am Sonntag außerdem zwei Militärjets ein Passagierflugzeug zum Airport der Stadt New York eskortiert. Drei Fluggäste an Bord hätten sich verdächtig in der Flugzeug-Toilette verhalten, schrieb die Zeitung Daily News unter Berufung auf das US-Luftverteidigungskommando. Die Boeing 767 sei von Los Angeles im US-Staat Kalifornien gekommen und in Begleitung der Kampfjets sicher in New York gelandet. Nach Angaben der Fluggesellschaft American Airlines habe es sich um einen falschen Alarm gehandelt, schrieb die Zeitung.

Festnahmen in Schweden Auch in Europa waren die Behörden wachsam: In Schweden wurden vier Verdächtige festgenommen, die einen Anschlag vorbereitet haben sollen. In Deutschland waren bereits Tage zuvor mehrere mutmaßliche Islamisten verhaftet worden.

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