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USA: Entlassung von "Making a Murderer"-Protagonisten

Der Richter übte in seinem Urteil vom August heftige Kritik an der Art der Ermittlungen, in deren Rahmen Brendan Dassey unter anderem ohne Beistand eines Erwachsenen verhört wurde.

Ein US-Richter hat die sofortige Haftentlassung von Brendan Dassey angeordnet, einem der beiden Protagonisten in der Doku-Serie "Making a Murderer" über Mängel im US-Justizsystem. Bis zum Berufungsverfahren zur Aufhebung seines Mordurteils soll der 27-Jährige unter Auflagen freikommen, befand nun Richter William Duffin. Der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaats Wisconsin will dagegen vorgehen. Dassey und sein Onkel Steven Avery verbüßen seit neun Jahren eine lebenslängliche Haftstrafe. Avery wurde im Jahr 2007 des Mordes an einer jungen Frau im Jahr 2005 schuldig gesprochen, sein Neffe soll ihm dabei geholfen haben. Die Netflix-Dokumentation deckte jedoch eine Reihe von Schlampereien, wenn nicht sogar Manipulationen, bei den Ermittlungen auf sowie weitere Ungereimtheiten, bei denen sich die Frage stellt, ob vor allem Dassey nicht zu Unrecht im Gefängnis sitzt.

Frist ist abgelaufen

Das Urteil gegen die beiden Weißen beruht vor allem auf dem Geständnis des damals 16-jährigen, geistig zurückgebliebenen Dassey. Im August hatte Richter Duffin das Urteil gegen Dassey aufgehoben und seine Haftentlassung angeordnet, sollte die Staatsanwaltschaft nicht binnen 90 Tagen Widerspruch einlegen. Die Frist ist nun abgelaufen. Duffin übte in seinem Urteil vom August heftige Kritik an der Art der Ermittlungen, in deren Rahmen Dassey unter anderem ohne Beistand eines Erwachsenen verhört wurde. Diese hätten zu "unfreiwilligen" Geständnissen geführt. Besonders harsch aber fiel das Urteil des Richters über Dasseys damaligen Pflichtverteidiger Leonard Kachinsy aus. Dessen Fehlverhalten gegenüber seinem jungen Mandanten sei "durch nichts zu rechtfertigen".

Nach Beginn der Serie wurden immer wieder Rufe nach der Freilassung Dasseys und seines Onkels laut. In einer Petition an das Weiße Haus verlangten mehr als 130.000 Unterzeichner zudem ihre Begnadigung. Das Weiße Haus erklärte sich jedoch aus juristischen Verfahrensgründen für nicht zuständig. Avery hatte bis 2003 schon einmal 18 Jahre lang wegen Vergewaltigung unschuldig in Haft gesessen. Nach seiner Freilassung verklagte er die Verantwortlichen auf Schadenersatz. Zwei Jahre später wurde er dann nach dem Tod der 25-jährigen Fotografin Teresa Halbach festgenommen und später zu lebenslanger Haft verurteilt.

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