Fünf Tote bei Amoklauf in Santa Monica

Police officers gather during a search at Santa Monica College following a shooting on campus in Santa Monica, California June 7, 2013. Gunshots were fired at Santa Monica College west of Los Angeles on Friday, leaving an unspecified number of people injured, and a suspect was taken into custody, police said. REUTERS/Jonathan Alcorn (UNITED STATES - Tags: CRIME LAW CIVIL UNREST TPX IMAGES OF THE DAY)
Nach einem Amoklauf auf einem College-Campus tötete die Polizei den mutmaßlichen Täter.

Ein Amokläufer hat in Santa Monica im US-Staat Kalifornien vier Menschen getötet und fünf weitere verletzt. Der Mann wurde von der Polizei in der Bibliothek des Santa Monica College überwältigt und tödlich verletzt, gab die Polizei am Freitag (Ortszeit) nach einem Großeinsatz bekannt.

Der Täter schoss am Campus des College und auf der Straße um sich und streckte dabei mehrere Menschen nieder. Einige, darunter auch schwer verletzte Opfer befinden sich im Spital. Der Chef der Notaufnahme im UCLA Medical Center sagte bei einer Pressekonferenz, alle Verletzten seien Frauen.

Wegen des Amoklaufs wurden alle Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Santa Monica geschlossen.

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Fünf Tote bei Amoklauf in Santa Monica

SWAT officer walks on street near campus of Santa
Fünf Tote bei Amoklauf in Santa Monica

Two women leave Santa Monica College following a s
Fünf Tote bei Amoklauf in Santa Monica

USA CALIFORNIA SANTA MONICA COLLEGE SHOOTING
Fünf Tote bei Amoklauf in Santa Monica

Police officers gather during a search at Santa Mo
Fünf Tote bei Amoklauf in Santa Monica

USA CALIFORNIA SANTA MONICA COLLEGE SHOOTING
Fünf Tote bei Amoklauf in Santa Monica

The equipment of a man believed to be the suspect

Zuerst Bruder und Vater getötet

Der Amoklauf begann nach Auskunft der Polizei in einem Haus in Santa Monica. In dem ausgebrannten Haus nahe der Hochschule wurden zwei Tote - Opfer des Amokläufers - gefunden. Dabei dürfte es sich um den Bruder und den Vater des Täters handeln, berichtete die "Los Angeles Times". Es habe sich offenbar ein Familiendrama abgespielt.

Eine Augenzeugin schilderte, wie der Täter aus dem Haus kam und auf offener Straße eine Autofahrerin erschoss. "Da stand ein Mann auf der Straße vor meinem Haus, in voller Kampfmontur, mit einem Munitionsgürtel und einer halb automatischen Sturmwaffe", sagte Gerry Cunningham dem Fernsehsender KTLA 5. Er sei mit gezogener Waffe zu einer Kreuzung gegangen. Als eine Autofahrerin nicht sofort seinem Befehl gefolgt sei, an ihm vorbeizufahren, "schoss er drei-oder viermal aus nächster Nähe auf sie".

Der Täter hielt schließlich eine 41-jährige Autofahrerin mit gezückter Pistole an und befahl ihr, zum Santa Monica College zu fahren. Er habe kurze Zeit später auf einen Bus und weitere Fahrzeuge geschossen, teilte die Polizei mit. Vor der Bibliothek des Santa Monica College habe er eine Frau angeschossen, die später im Krankenhaus gestorben sei. Studenten suchten in Todesangst Schutz in Hörsälen, schalteten das Licht aus und warfen sich zu Boden.

US-Präsident Barack Obama hielt sich wenige Kilometer vom Tatort bei einer Veranstaltung auf - ob der Amoklauf aus politischen Motiven verübt wurde, war zunächst unklar.

In den USA kommt es immer wieder zu Amokläufen an Bildungseinrichtungen. Zuletzt erschoss ein 20-Jähriger in einer Volksschule in Newtown im US-Staat Connecticut 20 Kinder und sechs Erwachsene. Die Bluttat hatte eine Diskussion über strengere Waffengesetze ausgelöst.

In keinem anderen Land der Welt befinden sich mehr Schusswaffen in Privathand als in den Vereinigten Staaten. Die US-Verfassung gibt den Bürgern grundsätzlich das Recht, Waffen zu besitzen und zu tragen. Seit Jahren wird um eine Verschärfung der Waffengesetze gerungen, bisher allerdings ohne Erfolg. Man scheiterte vor allem an der Gegenargumentation der National Rifle Association (NRA).

Undurchsichtige Rechtslage: Im Zweiten Zusatzartikel zur Verfassung ist das Recht auf privaten Waffenbesitz verbrieft. Dort heißt es: "Weil eine gut organisierte Miliz für die Sicherheit eines freien Staates erforderlich ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden." Die Frage, wie weit dieses Recht reicht und welchen Beschränkungen es unterworfen werden darf, ist Gegenstand kontroverser Debatten.

Seit 1993 steht etwa eine Überprüfung von Waffenkäufern im Bundesrecht. Verurteilte Kriminelle, Menschen mit psychischen Störungen oder Drogenabhängige dürfen demnach keine Schusswaffen erwerben. Ein im Folgejahr erlassenes Verbot halb automatischer Gewehre wurde dagegen 2004 nicht verlängert. Dazu kommt ein Dschungel an Gesetzen und Verordnungen auf Ebene der Bundesstaaten und Kommunen. Immer wieder landeten regionale Beschränkungen für Waffenerwerb und -besitz dabei vor dem Obersten Gerichtshof, der in Grundsatzurteilen 2008 und 2010 ein Recht auf private Waffen anerkannte.

300 Millionen Schusswaffen

Zahl der Schusswaffen: Mehreren Studien zufolge sind in den USA bis zu 300 Millionen Schusswaffen im Privatbesitz - das entspricht fast einer Waffe pro Einwohner. In einer Erhebung des Gallup-Instituts aus dem Jahr 2011 gaben 47 Prozent der Befragten an, in einem Haushalt mit mindestens einer Schusswaffe zu leben. Jeder dritte US-Bürger ist demnach selbst Waffenbesitzer.

Die Waffenschmieden des Landes produzierten im Jahr 2011 knapp 2,5 Millionen Pistolen, 573.000 Revolver sowie mehr als drei Millionen Gewehre, wie die Statistiken der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen (ATF) zeigen. In den USA gibt es fast 130.000 lizenzierte Waffenhändler.

Opfer durch Waffengewalt: Mehr als 30.000 Menschen sterben in den USA jedes Jahr durch Schusswaffen - darunter sind mehr als 12.000 Morde. Die Anti-Waffen-Lobbyisten der Brady Campaign geben in ihrer Berechnung aus dem Jahr 2011 an, dass 270 Menschen täglich durch Schusswaffen verletzt oder getötet werden. Darunter seien auch 38 verletzte und acht getötete Minderjährige. Nach Angaben der Bundespolizei FBI wurden im Jahr 2011 rund 68 Prozent aller Morde mit Schusswaffen verübt.

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