Sorge um Tourismus nach Anschlag in Istanbul

Passanten bringen Fanschals deutscher Fußballclubs an den Anschlagsort
Buchungen gehen zurück, viele Urlauber warten noch ab. Hoteliers sind in Sorge.

Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere sieht nach dem Anschlag von Istanbul keinen Grund, von "normalen" Reisen in die Türkei abzusehen. "Deutschland und die Türkei rücken noch enger zusammen", erklärte er. Am Tag zuvor hatte ein Selbstmordattentäter der Terrormiliz IS mindestens zehn Deutsche mit in den Tod gerissen.

Reiseveranstalter erwarten nach dem Attentat ein schwieriges Jahr für den Türkei-Tourismus. Denn der Selbstmordanschlag trifft die Reisebranche zu einem empfindlichen Zeitpunkt – zum Buchungsstart für die Sommersaison. Es wird befürchtet, dass nach den Russen nun auch die Deutschen fernbleiben. Seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets im November ist schon die zahlungskräftige Kundschaft aus Russland ausgeblieben. Nun könnten auch die Deutschen andere Reiseziele wählen. Vor allem an der türkischen Riviera mit ihrem Zentrum Antalya sind die Hoteliers in großer Sorge.

Viele warten ab

"Viele warten jetzt einmal ab. Zur jetzigen Zeit liegt die Türkei ganz klar im Minus. Einfach wird es für das Land heuer nicht", bestätigt Walter Krahl, Chef der Ruefa-Reisebüros. Istanbul habe in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt auch aufgrund der vielen Flugverbindungen ab Österreich. "Wenn etwas in einem Viertel passiert, das jeder besucht, bekommt das schon eine Dimension", so Krahl.

Derzeit halten sich nur wenige Österreicher in Istanbul auf. Die Metropole war in der Vergangenheit immer wieder Ziel von Anschlägen. Das österreichische Außenministerium hat für die Türkei zwar keine Reisewarnung ausgesprochen, stuft das Sicherheitsrisiko aber als hoch ein.

Einen Tag nach dem Selbstmordanschlag dementierte die deutsche Regierung, dass die 33-köpfige deutsche Reisegruppe gezielt angegriffen worden sei. Es waren aber auch andere Töne zu hören: Der Attentäter hätte sich bewusst unter die Gruppe gemischt, gezögert und sich dann in die Luft gesprengt, schrieben manche Zeitungen. Sieben deutsche Urlauber, die bei dem Anschlag verletzt wurden, sind noch im Spital, fünf von ihnen auf der Intensivstation. De Maiziere und der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu besuchten Verletzte.

Als Flüchtling eingereist

Der Attentäter Nabil Fadli war Syrer, 28 Jahre alt, in Saudi-Arabien geboren. Er wurde am 5. Jänner als Flüchtling bei der türkischen Einwanderungsbehörde registriert. Dabei wurden Fadli Fingerabdrücke abgenommen; diese halfen dabei, ihn als Attentäter zu identifzieren. Fadli wurde laut Medienberichten von vier Personen begleitet, nach denen nun gefahndet wird. Der Attentäter stand auf keiner Liste von Terrorverdächtigen.

Ein Verdächtiger wurde Dienstagabend festgenommen. In Antalya wurden zudem drei russische Dschihadisten verhaftet. Der türkische Geheimdienst MIT hatte vor dem Attentat von Istanbul offenbar mit einem Anschlag auf Urlauber gerechnet und die Polizei zwei Mal gewarnt.

Gedenken an Opfer

Davutoglu legte am Anschlagsort Blumen zum Gedenken an die Opfer nieder. Passanten kamen mit Fußball-Fanschals von Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04. Auch die türkischen Zeitungen setzten ein Zeichen und titelten auf Deutsch: "Wir trauern" oder "Im Herzen bei Euch".

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