"Kommst du wieder?" fragte er – Ja, wir kamen zum Helfen

"Kommst du wieder?" fragte er – Ja, wir kamen zum Helfen
Nachhaltige Hilfe für Tausende Opfer des Tsunami von Weihnachten 2004 war das Ziel von "KURIER Aid Austria". Ein Besuch in Sri Lanka 10 Jahre danach beweist, dass dies gelungen ist.

Plötzlich stoppt Max Santner auf einer Straße in Kathaluwa: "Genau da bin ich gestanden und habe dich angerufen: Wir können das Grundstück um 400.000 Euro kaufen. Aber du musst sofort entscheiden. Und du hast gesagt: Mach es!"

Santner war damals nach der Katastrophe der Projektleiter für die Aktion von "KURIER Aid Austria" (KAA) im Süden Sri Lankas. Am anderen Ende der Telefonverbindung war ich in meiner Funktion als KURIER-Herausgeber und Präsident von KAA. Zehn Jahre danach haben wir zwei uns nochmals auf die Reise in die KAA-Dörfer gemacht, für deren Realisierung wir hauptverantwortlich waren. Klarerweise hat uns interessiert, wie sich die rund 700 Häuser im feuchten Klima bewährt haben, ob die Gemeinschaftseinrichtungen im Schuss sind und genutzt werden.

Erfolgsstory

"Kommst du wieder?" fragte er – Ja, wir kamen zum Helfen
Unser Befund nach der Tour durch die Dörfer im Süden und im Osten fiel weitestgehend positiv aus. Nur im Moslem-Dorf Katugoda ist für die 70 Familien einiges misslungen. Vor allem, weil den Bewohnern zur gemeinsamen Eigeninitiative das Geld fehlt und sie von ihrer größeren, teilweise wohlhabenden Community weitgehend im Stich gelassen werden.

Die anderen Dörfer im Süden präsentieren sich bei unserem unangemeldeten Besuch nicht nur als planerischer und baulicher Erfolg. Viel wichtiger noch, dass die Dorfgemeinschaften offensichtlich funktionieren.

Echt spannend die Beobachtung, wie unterschiedlich die Hausbesitzer mit ihrem neuen Eigentum umgehen. Da gibt es viele, die ihre Häuser einfach bewohnen ohne irgendwelche zusätzlichen Investitionen, gelegentlich auch ohne notwendige Kleinreparaturen.

Eigeninitiative

Und da gibt es viele, die ihre Häuser für Landesverhältnisse fast üppig möblierten, Anbauten errichtet haben und die Chance für die eingeplante mögliche zusätzliche Nutzung der Häuser umsetzten. Da gibt es dann Lebensmittel-Geschäfte, kleine Werkstätten, einen Fisch-Großhändler, die Garage für das Kleintaxi Tuktuk. Oder einfach zusätzlichen Raum für die nächste Generation in der Familie.

Max Santner, der immer wieder von älteren Dorfbewohnern erkannt, begrüßt und bedankt wird, kann den Erfolg seines Teams verbuchen. Intensive Zusammenarbeit mit den Dorfgemeinschaften und Lokalbehörden halfen vor Jahren bei der Überwindung der landestypischen großen Probleme, wie unklare Besitzverhältnisse, Bodenspekulation, explodierende Preise für Baumaterial, überforderte und gelegentlich korruptionsanfällige Lokalbehörden.

Vor allem aber gelang das wichtigste Vorhaben, funktionierende Dorfgemeinschaften in gutem Verhältnis zu ihrer Umgebung zu schaffen. Dabei half die Strategie, durch neue Gemeinschaftseinrichtungen für die gesamte Bevölkerung der Kleinregionen nachhaltige Hilfe zu geben.

Neue Schule

"Kommst du wieder?" fragte er – Ja, wir kamen zum Helfen
Im großen Community-Center in Ahangama ist auch am buddhistischen Feiertag die Bibliothek besucht und suchen Dutzende Hilfe im kleinen Medical Center. Im moslemischen Jugend-Center funktioniert eine kleine Ausbildungsstätte für Tourismus-Berufe. Die wieder aufgebaute Schule ist voll im Betrieb und schon wieder mit neuer Fassadenbemalung.

Im Osten ist die Situation anders. Ganz anders organisierten wir vor zehn Jahren den zweiten Schwerpunkt der KAA-Hilfsaktion im vom Tsunami schwer getroffenen Osten, den wegen der damaligen Bürgerkriegslage die meisten Hilfsaktionen mieden. Dort arbeiteten wir mit der großen singhalesischen Selbsthilfe-Organisation Sarvodaja beim Aufbau von zwei Dörfern zusammen. Die Philosophie war anders als im Süden. Die Tsunami-Opfer wurden nicht nur in die Planung einbezogen, sie arbeiteten auch selbst am Bau ihres Dorfes mit.

Mit unserem damaligen direkten Partner, dem Sohn des hoch geachteten Gründers und Generalsekretärs von Sarvodaja, Vinja Ariyanatne, erlebten wir in Vaddavan eine funktionierende Dorfgemeinschaft von 230 Familien in 200 Häusern.

Wie schon bei den ersten Besuchen in diesem Krisengebiet vor Jahren imponiert, wie selbstbewusst die Frauen auftreten. Ihre Dominanz bei einer großen Begrüßungszeremonie im Gemeindezentrum lag gewiss nicht nur daran, dass die aktive Männer-Generation beim Fischen war.Hier und im zweiten Dorf des Ost-Projektes Vaddavan werden wir mit der sehr unterschiedlichen Problematik des weit verbreiteten Arbeitsexportes auf die arabische Halbinsel konfrontiert.

Da – die junge Frau mit einem Kind in einem gut ausgestatteten Haus. Ihr Mann arbeitet in Nahost und schickt jeden zweite Monat 28.000 Rupien, deutlich über dem lokalen Durchschnittsverdienst. 100 Meter weiter die Großfamilie, der die Mutter vorsteht – ihr Mann hat sich vor Jahren erhängt, weil sie zur Arbeit nach Saudi-Arabien ging. Und schließlich in unmittelbarer Nachbarschaft das fast schon luxuriös ausgebaute Haus einer jungen Familie – dafür hatten fünf Brüder das Geld aus Saudi-Arabien geschickt.

Die Hilfsaktion KAA konnte solche und unendlich viele andere Probleme Sri Lankas nicht einmal ansatzweise lösen. Sie hat aber Tausenden Menschen nach dem Horror des Tsunamis Chancen geboten, die sie sonst nie gehabt hätten. Was sie daraus gemacht haben, konnten wir jetzt nur mit Respekt zur Kenntnis nehmen.

Max Santner kam übrigens noch eine Erinnerung: Am Ende seines ersten Ganges durch die furchtbare Zerstörung nahm ihn damals ein elfjähriger Bub an der Hand: "Do you come back?" Yes he came, und KAA und alle seine Spendern und Partner kamen mit ihm.

"Kommst du wieder?" fragte er – Ja, wir kamen zum Helfen
Das war wohl einmalig für eine Spendenaktion: Genau ein Jahr nach der Tsunami-Katastrophe mussten wir unsere Leser bitten, nicht mehr für unsere Hilfsaktion "KURIER Aid Austria" zu spenden und statt dessen andere Hilfsorganisationen zu unterstützen. Mehr als die bis dahin gesammelten 11 Millionen Euro konnten wir in Sri Lanka organisatorisch nicht in sinnvolle Projekte umsetzen. Gemeinsam mit unseren Partnern Raiffeisen, Rotes Kreuz, Uniqa und Bauwirtschaft hatte der KURIER wenige Tage nach dem Tsunami von Weihnachten 2004 "KAA" gestartet und rasch breiteste Unterstützung von vielen Lesern, Organisationen, Gebietskörperschaften und Unternehmen erhalten. Unser Ziel war nicht bloß akute Hilfe und der Wiederaufbau der zerstörten Armut. Wir wollten nachhaltig das Leben von Tausenden Opfern und ihrer Dorfgemeinschaften verbessern.

Drei Dörfer im Süden, zwei im Osten Sri Lankas mit insgesamt rund 700 Häusern konnten wir bauen. Alle in stabiler Bauweise, mit Strom- und Wasserversorgung und Toiletten. Eine Ausstattung, wie sie in diesen Gegenden nur wenige kannten und noch heute kennen. Dazu Gemeinschaftseinrichtungen für alle in der Gegend Lebenden: Schule, Lehrwerkstätte, Jugend- und Gemeindezentrum, Krankenstationen.

Das auch mit dem Ziel, keinen Neid unter den Nachbarn aufkommen zu lassen, die selbst kein Haus bekamen. Alle Häuser und Grundstücke haben wir in das Eigentum der neuen Bewohner übergeben, etwa 3000 wohnen heute in den "KAA"-Dörfern. Alle Gemeinschaftsprojekte überließen wir den lokalen Behörden und Communities.

Einmal mehr gilt auch 10 Jahre danach: Danke an alle, die uns beim Helfen halfen!

Kommentare