Besucherschwund beim Oktoberfest

Im so genannten "Der Himmel der Bayern" wird es heuer Videoüberwachung geben
Das Festgelände wird zur Festung: Sicherheitsbedenken überschatten die Wiesn.

"Ich gehe heuer nicht auf die Wiesn": Ein Satz, den man zurzeit von vielen Einheimischen in München hört. Aus Furcht vor Anschlägen verzichten diesmal zahlreiche Menschen auf den Besuch des Oktoberfestes, das am Samstag beginnt – Hotels verzeichnen Buchungsrückgänge, Wiesn-Tische werden storniert, zwei Trachtenvereine sagten Umzüge ab.

Regine Sixt etwa blies ihre traditionelle Damen-Wiesn mit Prominenten ab. Die Verantwortung für ihre mehr als tausend Gäste könne sie nicht übernehmen, teilte die Unternehmerin mit.

Doch nicht nur die angespannte Sicherheitslage schreckt viele Menschen ab: Seit 2011 sind die Gästezahlen auch angesichts der hohen Preise für Speisen und Getränke leicht rückläufig. Wie jedes Jahr ist die Wiesn-Maß auch heuer wieder teurer geworden, sie kostet nun zwischen 10,40 und 10,70 Euro. Die 10-Euro-Marke wurde übrigens im Jahr 2014 geknackt; 2013 kostete die Maß noch zwischen 9,40 und 9,85 Euro. Doch auch die Preise für andere Getränke und Speisen steigen jährlich.

Gelände abgeriegelt

Freilich ist die Sicherheit nach den islamistisch motivierten Anschlägen von Würzburg und Ansbach und dem Amoklauf von München das große Thema auf dem Oktoberfest. Heuer dürfen erstmals keine großen Taschen und Rucksäcke mit auf das Festgelände genommen werden. Zum ersten Mal in der mehr als 200-jährigen Geschichte des Volksfestes ist das Gelände vollständig abgeriegelt – ein mobiler Zaun sperrt die bisher noch offene Seite am Festgelände ab. An den Eingängen werden die Besucher kontrolliert.

Das Festgelände wird also zur Festung. Täglich werden 600 Polizisten vor Ort sein – hundert mehr als im Vorjahr. 400 Ordner sollen für Sicherheit sorgen – doppelt so viele wie bisher.

Kameras in den Zelten

Einige Wiesn-Wirte installieren zudem Kameras: In mindestens zwei Oktoberfest-Zelten wird es Videoüberwachung geben. Auch Wirte-Sprecher Toni Roiderer hat sein Hacker-Festzelt, den "Himmel der Bayern", mit 30 Kameras ausgestattet. "Überall, wo es wichtig ist", werde heuer gefilmt, sagte er.

Dazu kommen eine neue Lautsprecheranlage für Warndurchsagen und zusätzliche Gepäckaufbewahrungsstellen. Die Stadt muss für die Maßnahmen ein paar Millionen Euro mehr hinblättern. Sicherheitsunternehmen sind in Zeiten von Terrorangst und Flüchtlingskrise gefragt, die Stundensätze mit 60 Euro hoch. Laut Medien kosten allein die Ordner 3,6 Millionen Euro.

Die Angst vor einem Anschlag auf der Wiesn ist nicht neu. 1980 hatte ein Rechtsradikaler eine Bombe gezündet, 13 Menschen starben. Seit Drohungen des Terrornetzwerks El Kaida 2009 gibt es drei Sperrgürtel. Elektronisch steuerbare Poller wurden installiert, damit niemand mit einem Auto oder Lastwagen wie in Nizza auf das Volksfest rasen kann.

"Gemütlicher"

Bürgermeister Josef Schmid (CSU) betonte jedenfalls, München werde sich die Wiesn nicht vermiesen lassen. Und Martin Stürzer vom Hotel- und Gaststättenverband der Region München, der von rund zehn bis 15 Prozent weniger Hotelbuchungen ausgeht, sagte, er rechne zwar mit einer etwas ruhigeren, dafür aber gemütlicheren Wiesn.

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