Warum der Lkw nicht sofort durchsucht wurde
Es ist ein Frage, die sich nicht nur die Journalisten stellen: Warum wurde der Ausweis des dringend Tatverdächtigen Anis Amri erst so spät gefunden? Eine Rekapitulation.
Montag: Ein Lkw – mutmaßlich von Anis Amri entführt und gelenkt – rast über einen Weihnachtsmarkt und kommt nach 80 Metern zum Stehen. Zwölf Tote, mehrere Schwerverletzte fordert die Fahrt, die nach etwa 80 Metern endet. Der Lenker flüchtet, wird kurz verfolgt und verschwindet dann in der Nacht. Er hinterlässt einen Ausweis – ob aus Absicht oder nicht, weiß im Moment nur der Täter.
Fotos zeigen, die Fahrt zerstört das Führerhaus, Teile der Marktbuden und Dekoration hängen in der Windschutzscheibe. Auf dem Beifahrersitz eine blutüberströmte Leiche. Es ist der polnische Lkw-Lenker, mit einem Kopfschuß getötet.
Wenige Stunden später meldet die Polizei einen ersten Erfolg, der mutmaßliche Täter sei gefasst. Einen Tag später muss sie zugeben, dem Verdächtigen kann man nichts nachweisen. Er wird freigelassen.
Dienstag: Der Lkw wird von der Polizei in eine Halle gebracht. Dort werden zunächst Hunde in die Fahrerkabine geschickt, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Um den Geruch des Verdächtigen aufzunehmen, heißt es. Um eben diesen Geruch nicht zu zerstören wurde die Kabine bis dahin nicht gründlich durchsucht. Erst dann sollen die Ermittler die Brieftasche gefunden haben.
Mittwoch: Die Ermittler arbeiten mit Hochdruck, beantragen eine öffentliche Fahndung. Bis diese genehmigt ist, dauert es Stunden. Erst gegen Abend ist es offiziell: Anis Amri ist europaweit zur Fahndung ausgeschrieben. 100.000 Euro Belohnung winken. Der Fahndungsaufruf gibt es in mehreren Sprachen. Unter anderem in Deutsch, Englisch, Französisch und Farsi. Fotos des Verdächtigen werden verteilt.
Donnerstag: Es wird bekannt, dass die Ermittler nun auch Fingerabdrücke des gesuchten Amri an der Fahrertür und auch am Lenkrad des Lkw gefunden haben. Die Indizien verhärten sich, dass die Beamten nun dem tatsächlichen Täter auf der Spur sind.
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