Tante von Kim Jong-un lebt den amerikanischen Traum
Nordkoreas Machthaber droht damit, New York mit einer Wasserstoffbombe auszulöschen. Seine 60-jährige Tante, die Schwester seiner verstorbenen Mutter, sitzt indessen in der US-Metropole und wagt sich – halb – aus der Deckung. Gemeinsam mit ihrem Mann gab sie erstmals ein Interview. Gegenüber der Washington Post hielt sie aber aus Angst vor der Rache des Regimes in Nordkorea ihren Namen und Wohnort weiter geheim.
Die Schwägerin des früheren Diktators Kim Jong-Il war mit ihrer Familie in den 90er-Jahren in die Schweiz geschickt worden. Dort hatte sie dann auch die beiden Diktatorensöhne Kim Jong Chol und Kim Jong-un zu betreuen. Der jüngere Kim Jong-un sei auch als Schüler eines Berner Privatgymnasiums nie ein normaler Bub gewesen, schildert die Frau der Washington Post. Schon als Achtjähriger habe er erfahren, dass er Nordkorea "erben" werde. "Für ihn war es unmöglich, normal aufzuwachsen, weil ihm das andauernd alle Leute um ihn herum gesagt haben."
Man sei Ski gefahren, an die französische Riviera gereist und auch ins Disneyland nach Paris, erzählt Kiom Jong-uns Tante. Alles sei unaufgeregt verlaufen: "Wir haben auf die Kinder aufgepasst und ihnen beim Lernen geholfen. Ich war wie ihre Mutter." Kim Jong-un sei vom Wesen her "leicht reizbar und unnachgiebig gewesen, aber kein Unruhestifter". Basketball habe er geliebt, so sehr, dass er den Ball zum Schlafen immer mit ins Bett genommen habe.
Flucht in die USA
Als die Mutter des Jungen an Brustkrebs erkrankte, fürchtete ihre Schwester, alle ihre Privilegien zu verlierenund nach Nordkorea zurückkehren zu müssen. Daraufhin flüchteten sie in die US-Botschaft der Schweiz und beantragten Asyl. Mithilfe der CIA wurde die Familie in die Vereinigten Staaten verfrachtet - im Gegenzug mussten sie alles preisgeben, was sie über das Regime in Pjöngjang wussten.
Seit mittlerweile 18 Jahren leben die Tante des Diktators und ihre Familie nun in den USA. Mit einer kleinen Wäscherei haben sie sich bescheidenden Wohlstand erworben. "Wir leben heute den amerikanischen Traum, mit Haus, zwei Autos und Kindern, die studiert haben", sagt sie zu den Reportern der Washington Post.
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