Synode: "Kirche grenzt niemanden aus"

Familiensynode endet mit versöhnlichen Tönen, aber Uneinigkeit beim Umgang mit Homosexualität.

Nach einer angeregten Debatte unter 183 Bischöfen und Kardinälen wurde gestern im Vatikan das Abschlussdokument der zweiwöchigen Bischofssynode zur Familie veröffentlicht. Heute, Sonntag, geht die Synode mit der Seligsprechung von Papst Paul VI. zu Ende. Daran wird auch Papst Benedikt XVI. teilnehmen.

Die Abschlussrede von Papst Franziskus wurde mit minutenlangem Applaus von den Bischöfen aufgenommen. Positiv äußerte sich der Pontifex zu den "emotionalen Diskussionen, als Bewegungen des Geistes": "Sonst hätten wir alle schweigsam in einem falschen und ruhigen Frieden bleiben können." Erwähnt werden in dem veröffentlichten Schlussdokument, der Relatio Sinodi, die "heißen Eisen", die für Diskussionen sorgten, wie die Zulassung von Geschiedenen und wiederverheirateten Geschiedenen und der Umgang mit Homosexuellen.

Bei den heiklen Fragen haben sich lediglich 112 von 183 Teilnehmern für eine Öffnung ausgesprochen. Entgegen anfänglicher Euphorie kann jedoch nicht mehr die Rede davon sein, dass die Mehrheit etwa dafür stimmt. Die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit wird nicht erreicht. "Bei diesen Themen gibt es noch einen langen Weg", interpretiert Vatikansprecher Lombardi das Ergebnis.Auch wenn konkrete Entscheidungen erst nach der großen Weltbischofssynode nächsten Herbst 2015 getroffen werden, stehen die Zeichen auf Veränderung. Das aktuelle Dokument gilt als weitere Diskussionsgrundlage. "Der Papst hat nicht zu zwei Synoden eingeladen, um am Ende zu hören: Wir können eigentlich nur das wiederholen, was wir immer gesagt haben", erklärte der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Ziel der Weltbischofssynode ist es, neue Akzente bei Ehe- und Familienpastorale zu setzen: "Die Lehre wird nicht geändert, aber sie entwickelt sich."

Papst: "Redet offen!"

Gespannt wurde der hinter vatikanischen Mauern tobende Konflikt zwischen Bischöfen und Kardinälen verfolgt. Die Aufforderung des Papstes ("Redet offen!") entwickelte ihre eigene Dynamik. Angeregte Debatten über den Umgang mit Homosexualität, Scheidung und zweite Ehe wurden geführt. Wie die im Abschlussdokument auf Wunsch des Papstes veröffentlichten Abstimmungsergebnisse bestätigen, möchte ein Teil der Bischöfe, dass alles beim Alten bleibt. Als einflussreichster Vertreter des konservativen Lagers gilt dabei der deutsche Glaubenspräfekt Müller. Er pocht auf die "Unauflöslichkeit der Ehe".

Dem gegenüber stehen liberalere Kräfte um Kardinal Kasper, die eine Anpassung an moderne Realitäten für notwendig halten. Ein möglicher Weg wäre die Kommunionszulassung von Geschiedenen und wiederverheiraten Geschiedenen, die nach der Trennung um Buße baten. Bei keinem Thema spiele die jeweilige Kultur und Gesellschaft so eine große Rolle wie bei Ehe, Familie und Sexualität. Dementsprechend schwer sei es, hier eine "gemeinsame Sprache" zu finden, meint etwa Kardinal Marx. Was die Kirche hier versuche, käme einem "soziologischen Abenteuer" gleich. Beim Umgang mit Homosexualität schieden sich angeblich über Ländergrenzen weg die Geister. Einer willkommenen Aufnahme der Homosexuellen in der Kirche – ohne eine legale Anerkennung ihrer Partnerschaften – dürfte jedoch nichts im Weg stehen.

Die einen nennen ihn heute noch mit unfreundlichem Unterton den "Pillen-Paul", für andere aber ist er "der erste Papst der Moderne". An Paul VI. scheiden sich weiterhin die Geister. Der 1978 verstorbene Italiener wird wegen einiger seiner Schriften, wie etwa der Sozialenzyklika "Populorum progressio", als ehrgeiziger, wenn auch menschlich spröder Reformer betrachtet. Auch das er Auslandsreisen zum unverzichtbaren Teil seiner Tätigkeit machte, wird ihm von progressiven Kräften in der Kirche hoch angerechnet. Den Ruf des ängstlichen Bewahrers hat ihm sein Festhalten am Pflichtzölibat und seine Enzyklika "Humanae Vitae" eingebracht, die die Ablehnung von künstlicher Verhütung einzementierte.

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