Experten rätseln über Ursache des Absturzes

Der Airbus A320 gehört mit derzeit rund 6000 im Dienst befindlichen Maschinen zu den am weitesten verbreiteten Mittelstreckenflugzeugen.
Für Ex-Flugunternehmer Niki Lauda sind zwei Szenarien denkbar.

Das große Rätselraten um die Absturzursachen des Germanwings-Fluges 9525 hat begonnen. Mit den ersten Erkenntnissen ist normalerweise erst dann zu rechnen, nachdem die Experten das Wrack untersucht, den Flugschreiber sowie den Stimmenrekorder aus dem Cockpit ausgewertet haben.

Für Kontroversen sorgt ein angebliches Notsignal der Besatzung. Dieses habe es laut dem französischen Verkehrsstaatssekretär um 10.47 Uhr gegeben. Demnach sei die Maschine zu diesem Zeitpunkt auf einer ungewohnt niedrigen Höhe von rund Höhe von 5000 Fuß (rund 1500 Meter) - also weit unterhalb der normalen Reiseflughöhe von mindestens 30.000 Fuß – geflogen sei, was auf eine Notfallsituation hindeutet.

Experten rätseln über Ursache des Absturzes

Kein Notruf

Einen Notruf aus der Maschine habe es allerdings keinen gegeben, berichtete dagegen die französische Zivil-Luftfahrt-Behörde. Weil es keinen Kontakt mehr zwischen der Crew und der Bodenkontrolle gegeben habe, sei der Notruf von der Bodenkontrolle ausgelöst worden.

Experten rätseln über Ursache des Absturzes
„Es gibt für mich nur zwei Erklärungen“, sagt der Ex-Flugunternehmer Niki Lauda zum KURIER. „Entweder es hat einen Druckverlust im Flugzeug gegeben und die Piloten haben einen kontrollierten Not-Sinkflug eingeleitet, oder das Flugzeug hat einen technischen Sinkflug eingeleitet.“

Not-Sinkflug oder technischer Sinkflug?

Ein Druckverlust könne durch ein schadhaftes Ventil, ein Loch in der Cockpit-Frontscheibe oder in einem Fenster ausgelöst werden. "Im Fall eines Druckverlustes beträgt die Not-Sinkflugrate normalerweise 3000 bis 4000 Fuß und ein Not-Sinkflug endet bei 14.000 Fuß, da ist der Druck im Flugzeug schon wieder so, dass man die Sauerstoffmasken abnehmen kann.“ Ein solcher Not-Sinkflug müsse aber den Fluglotsen als sogenannter "Mayday-Call" gemeldet werden, das wurde offensichtlich nicht gemacht. „Man muss sich dann überlegen, wo ich fliege hin“, sagt Lauda. „Es wäre in diesem Fall kein Problem gewesen nach rechts zu kurven und ins Meer hinauszufliegen. Das wurde aber auch nicht gemacht.“

„Was bei der Germanwings komisch ist“, sagt der Pilot Lauda, „dass sie die normale Sinkflugrate so lange geflogen sind, bis sie in den Berg geflogen sind.“ Das wurde entweder ausgelöst, weil die Piloten nicht rechtzeitig erkannt haben, dass diese Berge vor Ihnen sind. Oder das Flugzeug hat selber einen technischen Sinkflug eingeleitet und dadurch die Piloten ausgeschaltet. Das heißt in der Fliegersprache: Das Flugzeug fliegt im Alpha Mode.

„Wenn du als Pilot nicht weißt, was du zu tun hast, um aus dieser Situation herauszukommen, fliegt der Flieger mit dir, aber du kannst nichts mit dem Flieger machen“, sagt Lauda. „Hat er kein Druckproblem gehabt, dann waren die Piloten nicht in der Lage, in dem acht Minuten langen Sinkflug, das Problem so zu lösen, dass sie wieder selber fliegen konnten.“

Jetzt müsse man die Blackbox finden, so Lauda, erst dann wisse man alles.

Our last position reports of the Germanwings plane shows a very rapid descent pic.twitter.com/OhJAEeyVoK

Kommentare