Südkoreanische Studenten im Cyberkrieg gegen Kims Hackerelite

Neue Krieger an der Tastatur: Südkorea bildet junge Hacker aus – zur Abwehr der rasant steigenden Cyberangriffe aus Nordkorea.

Ein banaler Rechtschreibfehler verhinderte das Schlimmste: Weil die nordkoreanischen Hacker einen Buchstaben für das englische Wort für "Stiftung" falsch eingaben, scheiterten sie 2016 an ihrem Ziel, eine Milliarde Dollar von der US-Notenbank abzuziehen. Bei Bangladeschs Zentralbank waren sie erfolgreicher: 81 Millionen Dollar holten sich die digitalen Bankräuber im Auftrag von Nordkoreas Diktator Kim Jong-un.

Die Welt mag mit Sorge auf Nordkoreas atomare Drohgebärden blicken. Weltweite, schmerzhafte Schlagkraft aber hat das Regime in Pjöngjang schon längst in seiner Cyber-Kriegsführung entwickelt. An die 6000 nordkoreanische Cyberkrieger sollen nach Geheimdienstangaben bereitstehen, um größtmöglichen Schaden anzurichten.

Niemand bekommt dies mehr zu spüren als Südkorea. Der demokratische Süden der Halbinsel ist täglich Ziel mehrerer Tausend Hackerangriffe. Fast immer wird ihr Ursprung in Nordkorea vermutet. Als eine Möglichkeit der Abwehr ist Seoul dazu übergegangen, den feindlichen Norden mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen – also einer Truppe hoch motivierter, staatlich ausgebildeter Elite-Hacker.

Nachwuchs-Krieger

In das Cyber-Verteidigungsprogramm der Korea Universität werden jährlich nur 30 handverlesene Studenten aufgenommen. Ihre Kurse werden nur in Nummern angegeben, die Studenten halten ihre Identität geheim. Für ihre Ausbildung wird bezahlt, dafür müssen sich die Nachwuchs-Cyberkrieger, fast alles junge Männer, verpflichten, sieben Jahre lang im Dienst des Staates die Hacker aus dem Norden abzuwehren.

Angesichts des 24-Stunden-Krieges im Cyberspace hat Südkorea seine Hackerabwehrfront noch einmal ausgebaut. In Seouls Ausgeh- und Schüler- und Studentenviertel Gangnam werden unter dem Titel "Beste der Besten" ebenfalls Spitzenhacker ausgebildet. Die jungen Krieger an der Tastatur führen die aktuelle Politik zwischen Nord- und Südkorea mit anderen Mitteln fort – schließlich sind die beiden Teile der Halbinsel auf dem Papier auch nach Ende des Korea-Krieges 1953 noch immer im Kriegszustand.

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