Streit um den schwarzen Peter spaltet die Niederlande

Alle Jahre wieder sorgt das niederländische Nikolausfest für eine Rassismusdebatte.

"Sinterklaas", aufgeregte Kinder rufen voller Freude dem bärtigen Mann auf dem vorbeitreibenden Boot zu. Der Einzug der niederländischen Version des Nikolaus hat als Kinderfest jedoch alljährlich einen rassistischen Beigeschmack: Denn direkt neben Sinterklaas steht dessen Helfer Zwarte Piet. Dessen stereotypische Darstellung mit schwarz bemaltem Gesicht, roten Lippen und bunter clownartiger Kleidung sorgt für Kritik in den als weltoffen bekannten Niederlanden.

Der Umzug in Utrecht ist festlich und fröhlich, scharenweise traben die Kinder den Kanal entlang. Einige Gesichter sind bemalt, andere mit Ruß beschmiert, doch alle haben ein Grinsen im Gesicht. "Bevor diese Debatte begonnen hat, wäre es mir nie in den Sinn gekommen, das Zwarte Piet rassistisch ist," sagt die Studentin Julia gegenüber dem KURIER. Der Schwarze Peter tritt beim traditionellen Kinderfest als spaßiger "Helfer" von Sinterklaas auf, basiert jedoch auf einem afrikanischen Sklaven. Besonders seit die jamaikanische Professorin Verene Sheperd 2013 die Abschaffung vom "Schwarzen Peter" forderte, rückt jedes Jahr mit dem Fest auch die Debatte um Rassismus auf die Agenda. "Die vielen Geschichten von Menschen, die sich von Zwarte Piet diskriminiert fühlen, haben meine Ansicht geändert," erzählt Julia. "Ich glaube, wenn man weiß, dass sich Leute von der schwarzen Gesichtsbemalung verletzt fühlen, kann man es ändern, es ist so einfach," ergänzt sie.

Demo blockiert

Die hohe Emotionalität der Debatte ist an den jährlichen Zusammenstößen fassbar. Bei Demonstrationen gegen die Darstellung des Schwatzen Peters gab es 2016 mehr als 200 Festnahmen, heuer waren es die "Pro-Pieten", die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Ende November, am Tag der Nationalparade in Dokkum, waren die Busse der "Kick out Zwarte Pieten" Bewegung auf dem Weg zu ihrer Demonstration auf der Autobahn von etwa 30 Privatfahrzeugen blockiert und zum Stehenbleiben gezwungen worden. Die Polizei löste die Blockade auf, die Demonstration wurde nicht mehr zugelassen. Vielerorts wurden die abgestraften Verursacher der Blockade als "Helden" gefeiert. Bei einer Spendensammelaktion, um beim Bezahlen der Strafe zu helfen, wurden unter dem Aufruf "Einigkeit macht stark" innerhalb von sechs Tagen über 43.000 Euro gesammelt.

"Zwarte Piet hat sich verändert", stellt Julia fest. Besonders Großstädten wie Amsterdam und Rotterdam, setzt man sich intensiver mit der Debatte auseinander. Bei 17 offiziellen Paraden laufen heuer schon sogenannte Schornsteinfeger-Pieten mit rußigen Gesichtern mit.

Stadt-Land-Gefälle

Bei der Parade in Utrecht herrscht kindliche Unbeschwertheit. Groß und Klein weichen hier bei ihrer Verkleidung bereits vom behafteten "black-face" ab. Ein anderes Bild offenbart sich hingegen im nördlichen Groningen, wo die Mehrheit der Parademitglieder in der klassischen Zwarte Piet Verkleidung auftritt: kohlrabenschwarze Gesichter, rote Lippen und Afro-Perücken. Die Polarisierung ist deutlich spürbar.

Aus Utrecht: Theresa Herzog

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